Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
Achtung der Männer voreinander. Sogar die Peshtak fühlen sich in ihre eine Gesellschaft hineingenom-men. Das habe ich gesehen, als ich ihr Gefangener war.«
Der Erhabene Peydan sagte der gesetzgebenden Versammlung in etwa dasselbe. »Jede dieser Gesellschaften hat ihre Stärke«, hatte er erklärt. »Das habe ich gesehen, als wir in dem alten Tunnel warteten. Sie haben diese Talente miteinander verschmolzen. Die Shumai reiten unbekümmert in die Gefahr hinein, aber die systematischen Sentani stärken ihnen den Rücken. Die Peshtak bringen ihre Wildheit ein und ihre Weigerung, sich anzupassen, ein Feuer, das tief brennt und nicht erlöschen wird. Und die Pelbar ... nun, die Pelbar kümmern sich um alle mit einer unbeirrba-ren Freundlichkeit, die man bei den anderen nicht findet. Irgendwie verlassen sich alle auf die Pelbar, die ihnen versichern, welche große Stärken sie haben. Ich werde ein besserer Offizier sein, seitdem ich all das gesehen habe. Aber nicht, wenn mir bei jedem Schritt ein Extremist in die Parade fährt. Wenn es das ist, was ihr wollt, dann wäre es mir lieber, ihr sagt mir das offen, damit ich mein Patent niederlegen kann.«
»Vorsitzender«, schrie Borund und sprang auf. »Ich beantrage, den Erhabenen zu bitten, sein Patent jetzt gleich niederzulegen, damit wir einen Mann von patriotischer Gesinnung, der mit Kraft und Entschlossenheit jedweder Bedrohung unseres Landes entge-gentritt, zum Kommandanten bestellen können.«
»Unterstütze den Antrag«, kam eine Stimme von hinten.
»Repräsentanten, ihr seid nicht berechtigt, mitten im Bericht unseres westlichen Kommandanten einen Antrag zu stellen. Wenn nötig, könnt ihr das später tun. Sei versichert, Erhabener Peydan, daß du unsere Unterstützung hast.«
Peydan schaute den Vorsitzenden an und stieß ein langes, bitteres Lachen hervor.
Die Protektorin beugte sich über Stels Bett und untersuchte sein geschwollenes Gesicht. Er öffnete die Augen und lächelte schwach. »Alance«, flüsterte er. »Du bist gekommen, um Besorgnis vorzutäuschen, dich nach der Einheit der Pelbar zu sehnen, brennend nach Gerechtigkeit zu verlangen und die Feinde Pelbarigans ausfindig zu machen.«
Alance schloß mit leichtem Stirnrunzeln die Augen.
»Mit ernstem Gesicht«, krächzte Stel.
»Stel, wirst du denn nie dazulernen?« fragte sie.
Er versuchte zu lachen, aber es wurde nur ein Stöhnen daraus.
Alance suchte nach einer unverletzten Stelle in seinem Gesicht, dann beugte sie sich hinunter und küßte ihn. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich werde dich von meinen Leibgardisten bewachen lassen. So etwas wird nicht wieder vorkommen. Wer war es – hast du es gesehen?«
»Das ist nicht wichtig.«
»Sie haben sich in Verruf gebracht, und zum Teil auch mich.«
»Ha! Das hast du schon selbst getan, Protektorin.
Etwas Größeres als ich, etwas Größeres als Pelbarigan wird dich dafür tadeln.«
»Das Buch also? Das Buch selbst.«
»Ein Buch kann nicht tadeln. Aber ein geschlossenes Buch kann auch nicht unterweisen. Und die Logik der Ereignisse wird ihre eigenen Wege gehen, ganz gleich, was du oder ich denken. Ich denke, ich werde hier liegenbleiben, bis mein Gesicht wieder seine normale Größe angenommen hat.«
»Sehr klug. Ach, Stel ...«
»Ja?«
»Ich kann nicht gehen, solange du meine Hand nicht losläßt.«
»Ahroe ist nicht hier, Protektorin. Du wirst noch einen oder zwei Augenblicke bei mir sitzenbleiben müssen.«
Alance senkte den Blick: »Stel, wirst du dich nie zur Schicklichkeit bequemen?«
»Oder wie ein frommer Pelbar mich benehmen?«
»Und sicher, trotz der Schläge, nie in Nüchternheit dich zähmen«, sagte Alance lachend. »Aber im Ernst, Stel, trotz allem, was wir dir verdanken, hast du Pelbarigan vielleicht auseinandergerissen.«
»Im Ernst, Protektorin. Das hängt von dir ab. Denk an Threerivers. Denk an Udge. Nein, ich will dich nicht beleidigen, will keine Vergleiche anstellen. Aber in der Methode gibt es Parallelen. Ich hoffe, du wirst nicht auch im Ergebnis Parallelen sehen. Ich ... bedauere das alles, Alance. Hast du das alte Buch jemals gelesen? Nein. Das sehe ich. Du solltest es tun. Einige Teile daraus. Damit du dir ein Urteil bilden kannst.«
»Aha. Dann würde es mich wohl gefangennehmen? Nein, laß los! Ich muß gehen.«
»Ja, denn der Tag bricht an.«
»Was? Wie meinst du das?«
»Nichts. Ich lasse dich gehen, wenn du mich noch einmal küßt.«
»Was bist du doch für ein Schelm«, murmelte Alance,
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