Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
als einen begehrlichen Blick auf den Pudding zu werfen. Vielleicht würde Ervil ihm später etwas davon bringen.
»Ich verstehe wirklich nicht allzuviel davon, Ms. Sovel«, sagte Stel vier Tage später in den Räumen, die man ihm in Baligan für sein Projekt zugewiesen hatte.
»Celestes Druckschrift ist nur ein Anfang. Wenn ihr in Pelbarigan wärt, käme sie recht schnell damit zurecht. Aber hier, im primitiven Osten ...« Er grinste.
»Entschuldige. Wir können nur folgendes tun: Wie du siehst, stellen wir gerade eine Serie von Linsenty-pen her. Wir werden ihr die Linsen einfach anprobie-ren, eine nach der anderen, bis sie durch eine davon die Welt klarer sieht. Die machen wir dann nach. Nur ein Auge auf einmal. Augen können so unterschiedlich sein wie Schneeflocken, das habe ich inzwischen gelernt. Bis vor kurzem dachte ich, meine beiden paßten zusammen. Aber bei dem, was ich durchge-macht habe, mußten sie passen. Und dann mußten sie neu eingestellt werden.«
Ms. Sovel funkelte ihn wütend an. Er schaute zu Ferth hinüber, die auf den Boden starrte und dabei ihre schlaksigen Beine umeinanderschlang. Er schätzte sie auf etwa zwölf, ein sommersprossiger Rotschopf, der gerade in das verlängerte Schößlings-stadium eintrat. »Bisher«, murmelte Stel, »waren wir vollauf damit beschäftigt, einfache Linsen für ältere Leute anzufertigen, die weitsichtig werden. Wie ich.
Unsere Augen sind so weit gereist, daß sie die Ferne lieben. Sie beginnen, nach der Ewigkeit zu suchen.«
»Komm bitte zur Sache! Was kannst du möglichst bald für Ferth tun?«
Stel zögerte für einen Augenblick, dann sagte er: »Du bist es gewohnt, Leute herumzukommandieren, nicht wahr?« Ervil trat unruhig von einem Bein aufs andere, und einer der Baligani schaute vom Linsen-schleifen auf.
Ms. Sovel sprang auf und sagte: »Also wirklich! Ich habe nie ...«
»Weißt du, es hörte sich so an«, sagte Stel freundlich. »Ferth, was meinst du?«
Ms. Sovel packte das Mädchen bei der Hand und ging zur Tür. Dann blieb sie stehen und schaute ihre Tochter an, die zu weinen begonnen hatte. Sie drehte sich wütend zu Stel um und sah, daß er immer noch dasaß und lächelte. »Es kann eine Weile dauern«, sagte er. »Ich muß es nicht machen, aber ich würde euch gerne helfen. Jedoch nur, wenn du höflich bist.
Ich bin kein Baligani. Ich habe keine Angst davor, daß ihr mit eurer Armee hier anrücken könntet.«
»Paß auf, du Strolch!« sagte Ervil und ging auf Stel zu. Einer der Linsenschleifer trat dazwischen. Ervil schaute wütend zu dem Mann auf, drehte sich um, sah, daß die Sovels aufbrachen und folgte ihnen schnell.
Eine Woche später traf Major Zimon Stel dabei an, wie er mit einer Handaxt den Spant an einem neuen Boot bearbeitete. »Es hilft nichts, Stel. Sie verstehen das System noch nicht. Du mußt dich wieder um die neuen Linsen kümmern.«
»Ich muß?«
»Es wäre uns lieb«, gab der Major zurück, der Winterwind riß ihm die Atemwolke vom Munde weg.
Stel setzte sich und rieb sich die Hände. »Darf ich hier unten bei meinem Boot wohnen?«
»Deinem Boot?«
»Rayker hat mir diesen alten Rumpf geschenkt. Ich richte ihn her. Ich habe schon Boote gebaut, weißt du.
Vom Mast bis zum Kiel, fest und stabil. Beim Rennen habe ich allen mein Heck gezeigt. Keiner hat den Bug gesehen. Alle Schläge saßen richtig.«
»Stel, bitte. Ja, du kannst hier wohnen, wenn du mir versprichst, dich nicht aus dem Staub zu machen.«
»Das werde ich nicht. Gar kein Anlaß dazu. Major, weißt du, daß die Ganis rüsten?«
»Würdest du das an ihrer Stelle nicht tun?«
»Sie stellen eine Armee auf, Major. Unsere Fischer wissen es von ihren Fischern.«
»Das habe sie mir auch gesagt.«
»Major, wird dein Sohn nächsten Sommer auf Patrouille gehen?«
»Er ist Soldat. Hat ihm gutgetan.«
»Damals waren die Ganis noch nicht so weit. Ich mache mir Sorgen. Mein Sohn wird auch dabei sein.«
»Ich dachte, er sei ...«
»Nein. Kendo fürchtete, es würde mir schaden, wenn er sagte, daß mein Sohn Soldat ist. Er schlägt seiner Mutter nach.«
»An deinen Narben sieht man deutlich, daß auch du einmal Soldat warst.«
»Nein. Ich war nie Soldat. Ich war zwar in Kämpfe verwickelt, aber nur, weil es nicht anders ging.«
»Warum erzählst du mir das?«
»Weil du mir vertraust.«
»Was würdest du sagen, wenn ich dir erzählte, daß Owayn dich zurückhaben will, damit du dich um die Augen seiner Tochter kümmerst?«
Stel lachte. »Nicht Owayn.
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