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Pellkartoffeln und Popcorn

Pellkartoffeln und Popcorn

Titel: Pellkartoffeln und Popcorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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forderte angemessene Sondervergütung. Teddy sah das ein und honorierte jeden Brief mit einem Päckchen Chesterfield.
    Dieses relativ preiswerte und vor allem diskrete Übersetzungsbüro sprach sich herum, und bald reichten die regulären Dienststunden nicht mehr aus. Mami saß abends zu Hause mit Hindenburglicht und Wörterbuch am Wohnzimmertisch und übersetzte kichernd so bedeutungsvolle Mitteilungen wie ›der Frank hat den Johnny wegen der Rita zu- sammengeschlagen‹ oder ›ich bin jetzt im fünften Monat und merke schon was‹.
    Zu Mamis Kunden gehörte auch ein Neger, der nicht nur zwei deutsche Freundinnen hatte – eine in Frankfurt und eine in Sachsenhausen –, sondern darüber hinaus zur Bäckerei-Brigade gehörte. Er zahlte in Naturalien, vorzugsweise in Form von Schmalzgebackenem und ›Cookies‹, einer Art Weihnachtsplätzchen mit Anisgeschmack. Dann gab es noch einen baumlangen Schotten, der in einer Küche arbeitete und als Honorar immer Pflanzenfett mitbrachte. Jetzt wartete Mami nur noch auf einen liebeskranken Metzger, aber die hatten ihre festen Freundinnen offenbar vor Ort.
    Jedenfalls hatte sie keine große Lust, ihren einträglichen Job so einfach aufs Spiel zu setzen, nicht mal für die Urlaubsreise an die See. Andererseits könnte ein Versuch ja nichts schaden. Sergeant Shreevs zeigte Verständnis. Natürlich sei es für die kränkliche und unterernährte Tochter sehr wichtig, wenn sie zu einer Tante fahren und sich auf dem Bauernhof ein bißchen herausfüttern lassen könne, und es sei auch völlig klar, daß man das Kind unmöglich allein auf die Reise schicken kann. Zwei Wochen lang käme man auch ohne ›Ireen‹ aus, und er, Sergeant Shreevs, würde das sogar auf seine eigene Kappe nehmen. Wenn eine Rückfrage von ›oben‹ käme, womit ohnehin kaum zu rechnen sei, dann würde er eben behaupten, Mrs. Helmchen sei krank. Ach ja, wo wohne die Tante eigentlich?
    »In Binz«, erklärte Mami wahrheitsgemäß in der Annahme, Mr. Shreevs Geographiekenntnisse würden sich überwiegend auf die Vereinigten Staaten beschränken.
    »O yes, I know!« erklärte er auch prompt, wünschte gute Reise, schloß hinter Mami die Bürotür ab und begab sich in seinen Lagerraum, wo er vermutlich aus der Holzkiste mit der Aufschrift ›plates‹ wieder die Ginflasche holte und sich seiner bevorzugten Tätigkeit widmete, den Alkoholpegel möglichst schnell zu heben.
31
    »Ob mir der Badeanzug noch paßt?« Ich betrachtete skeptisch die geblümte Pracht aus Baumwollstoff, die immerhin schon zwei Jahre alt war. Dabei mußte sie noch gar nichts verdecken. Zwar kontrollierte ich regelmäßig vor dem Spiegel meine Figur, ob sich nicht endlich die ersehnten weiblichen Formen herausbilden würden; aber bis jetzt war ich immer noch platt wie ein Bügelbrett, Arme und Beine schienen falsch eingehängt zu sein, die Proportionen stimmten nicht, von den Busenschönheiten Marke Hollywood war ich noch ziemlich weit entfernt.
    Immerhin – der Badeanzug drückte. Tante Else nähte längere Träger an, die waren gepünktelt und paßten überhaupt nicht zum Stoff; aber sie meinte, im Wasser würde das sowieso kein Mensch sehen, und sonst könne ich ja mein Strandkleid tragen. Das hatte sie aus dem letzten Rest der Fallschirmseide genäht, nur hatte der Stoff für eine doppelte Lage nicht mehr gereicht; und so kam ich mir vor, als trüge ich ein Eislaufkostüm aus Transparentpapier. Der Bademantel ging mir nicht mal mehr bis zum Knie, und meine Kleider waren auch schon alle angestückelt. Omi schüttelte nur den Kopf, als sie meine Reiseausstattung sah. »Also wenn ich daran denke, wie schmuck wir dich früher immer herausstaffiert haben …
    Im übrigen war sie grundsätzlich gegen die Reise. Mitten durch die Zone, wo es ja überall Russen gab, und dann auch noch ohne richtigen Fahrplan, sozusagen auf gut Glück – das konnte ja nur schiefgehen! Überhaupt war das ganze Unternehmen eine Schnapsidee und in höchstem Grade unangebracht. »Tausende von Flüchtlingen irren immer noch herum, hausen in Kellerlöchern, hungern und frieren, und ihr habt nichts anderes im Kopf als Sommerfrische!«
    »Aber Mutti! Wenn ich hierbleibe und Kaffeekannen zähle, wird sich das Flüchtlingsproblem auch nicht von heute auf morgen ändern. Für mich ist das vergangene Jahr ebenfalls nicht ganz einfach gewesen. Daß ihr bisher nicht verhungert seid, habt ihr doch teilweise mir zu verdanken. Jetzt kannst du mir ruhig mal ein paar Ferientage

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