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Pellkartoffeln und Popcorn

Pellkartoffeln und Popcorn

Titel: Pellkartoffeln und Popcorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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gönnen.«
    Omi klappte den Mund zu und sagte nichts mehr.
    PW hatte anhand von Atlas und Generalstabskarte die Reiseroute ausgearbeitet und Informationen am Fahrkartenschalter eingeholt, die aber sehr vage und außerdem unvollständig waren. »Der Zuch jeht nur bis Neubrandenburg, denn is Feierabend. Wie Se von da weiterkommen, weeß ick nich, dafür sind wa hier nich zuständig.«
    »Ich nehme an, daß es von Neubrandenburg eine direkte Verbindung nach Greifswald gibt, vielleicht sogar bis Stralsund, von dort geht die Fähre nach Rügen.«
    »Und wie kommen wir nach Binz? Das liegt doch am entgegengesetzten Ende?«
    »Woher soll ich das wissen?« PW faltete die Karte zusammen und drückte sie Mami in die Hand. »Nimm sie lieber mit, wandern soll ja sehr gesund sein.«
    »Aber nicht mit drei Kindern und vier Koffern!«
    Zwei Tage später karrte PW das Gepäck zum Bahnhof, zusätzliche Personenbeförderung war aus Platzmangel nicht möglich. Der Zug war schon eingelaufen und bereits krachend voll. Männer mit Rucksäcken klebten auf den Trittbrettern, hingen halb aus den Türen und Fenstern heraus, ein paar saßen sogar auf den Dächern. Jemand schob einen zusammengerollten kleinen Teppich unter einen Haltegriff, ein anderer bemühte sich vergeblich, seine prallgefüllte Einkaufstasche durch ein Fenster zu wuchten. Ein dreiarmiger Silberleuchter fiel scheppernd auf die Bahnsteigkante und rollte auf die Schienen.
    »Kehren wir lieber um«, sagte Tante Käte, nahm Sabine auf den Arm und machte sich auf den Rückzug.
    »Kommt überhaupt nicht in Frage. Ich habe schon damit gerechnet, daß der Zug überfüllt ist, schließlich fährt doch alle Welt zum Hamstern. Laßt mich mal machen!« PW steuerte zielsicher einen Bahnbeamten an, zeigte ihm die russische Ausfertigung seines Treibstoffbeschaffungszertifikats und erklärte rundheraus, er benötige ein leeres Abteil. Der Uniformierte konnte kein Russisch und war beeindruckt. Ein leeres Abteil hatte er trotzdem nicht.
    »Dann nehmen wir das Dienstabteil!« erklärte PW, bewaffnete sich mit zwei Koffern und strebte zum ersten Waggon.
    Der Zugbegleiter weigerte sich, sein Domizil zu räumen. PW zückte ein weiteres fremdsprachiges Dokument, auf dem sogar sein Paßbild klebte, hielt es dem Bahnbeamten unter die Nase und meinte gönnerhaft: »Sie können natürlich auch hier im Abteil bleiben.«
    Normalerweise fährt man von Berlin nach Stralsund nur ein paar Stunden, vorausgesetzt, bei dem Transportmittel handelt es sich um einen D-Zug, der ohne nennenswerten Aufenthalt zügig über die Schienen rattert. Unser Zug bestand jedoch aus klapprigen Personenwagen, die man früher schon längst aufs Altenteil geschickt hätte. Außerdem schlich er in einem Schneckentempo dahin, daß jeder einigermaßen trainierte Marathonläufer mühelos hätte nebenhertraben können.
    »Schneller könn wa nich, sonst loofen die Lager heiß. Und uff die Leute müssen wa ooch ’n bißchen Rücksicht nehmen, die fliejen ja sonst von die Dächer runter.« Der Zugbegleiter war zunehmend freundlicher geworden, seitdem ihm Tante Käte zwei belegte Brote und eine Zigarette angeboten hatte.
    »Warum fahren Sie überhaupt mit? Sie kommen doch niemals durch die überfüllten Waggons durch.«
    »Weeß ick selber, is aber Vorschrift.«
    Um die Mittagszeit waren wir in Neubrandenburg. Unser uniformierter Begleiter – »ick heiße Uhland, aber mit Vornamen Justav, mit den Ludwig habe ick nischt zu tun!« – hatte sich bereiterklärt, Näheres über unsere Weiterfahrt zu erkunden.
    »Also wenn Sie Jlück haben, denn jeht der Zuch nach Jreifwald pünktlich um vierzehnfuffzehn ab, kann aber ooch später werden, wenn nämlich die Lokomotive noch nich da is, weil die kommt mit den andern Zuch aus Pasewalk.«
    Der Zug aus Pasewalk hatte achtzig Minuten Verspätung. Dann brauchte die Lokomotive neues Wasser und neue Kohlen; die waren nicht da, weil der Güterzug aus Altentreptow auch noch nicht da war. Dann kam der Zug, dann mußten die Kohlen umgeschaufelt werden, und als wir weiterfahren konnten, war es fünf Uhr nachmittags. Um sieben waren wir in Greifswald, um neun endlich in Stralsund. Die letzte Fähre war weg.
    »Dann müssen wir eben hier übernachten.«
    Die meisten Hotels waren noch kaputt, die schon wieder betriebsbereiten voll belegt.
    »Wenn Sie nach Rügen wollen, dann fahren Sie doch über den Hindenburgdamm«, schlug ein hilfsbereiter Portier vor, der sich schon eine ganze Weile vergeblich bemüht

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