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Pells Stern

Pells Stern

Titel: Pells Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Stationsbewohnern, die den Krieg nie gewollt hatten.
    Für Elene und für Pell, für alle Träume, die sie je gehabt hatten, hätte er gekämpft.
    Aber er wusste nicht, wo er damit anfangen sollte.
     
    1.3. »Norway«: 13:00 Uhr
    Signy hatte jetzt das Bild auf dem Schirm, den um eine Nabe gezogenen Ring von Pells Station, den fernen Mond, das leuchtende Juwel von Downbelow mit seinen Wolkenwirbeln.
    Sie hatten schon seit geraumer Zeit den größten Teil ihrer Geschwindigkeit weggenommen und bewegten sich jetzt im Vergleich zu vorher mit traumähnlicher Langsamkeit, während sich die glatte Form der Station beim näher kommen in das verwinkelte Chaos ihrer tatsächlichen Oberfläche verwandelte.
    Auf der sichtbaren Seite waren Frachter in jeden Liegeplatz gestopft, angedockt oder in Bereitschaft. Der Scanner zeigte unglaubliches Durcheinander, und sie flogen langsam, weil es eben für diese trägen Schiffe so lange dauerte, den Weg freizumachen. Sämtliche Kauffahrer, die nicht der Union in die Hände gefallen waren, mussten hier versammelt sein, an der Station, auf einer stationsnahen Kreisbahn oder weiter draußen, oder sie trieben sich in der Tiefe unmittelbar außerhalb des Systems herum. Graff führte immer noch das Schiff, mittlerweile eine ermüdende Aufgabe. Ein Massenverkehr ohne Beispiel. Wirkliches Chaos.
    Wenn Signy die wachsende Spannung in ihren Eingeweiden richtig deutete, dann hatte sie Angst. Der Zorn war abgekühlt und sie fürchtete sich jetzt mit einer Hilflosigkeit. deren Gefühl ungewohnt für sie war... ein Wunsch, dass irgendwann vor langer Zeit irgend jemand, der sehr weise war, andere Entscheidungen gefällt hätte, die ihnen allen diesen Augenblick erspart hätten und diesen Ort, und auch die Entscheidungsmöglichkeiten, die ihnen jetzt noch blieben.
    »Die Träger
North Pole
und
Tibet
werden der Station fernbleiben«, kam die Benachrichtigung von der
Europe.
»Übernehmen Patrouille.«
    Das war lebenswichtig; und bei genau diesem Anflug wünschte sich Signy, dass sie und ihre Besatzung diesen Auftrag erhielten. Eine bittere Entscheidung lag vor ihr. Sie hoffte, dass ihr eine weitere Operation wie die bei Russells Station erspart blieb, wo die Panik der Zivilisten der militärischen Aktion zur Entblößung der Station vorausgegangen war, mit Mobs auf den Dockanlagen... ihre Mannschaft hatte genug davon.
Sie
selbst hatte genug davon und mochte den Gedanken nicht, Truppen auf eine Station loszulassen, wenn sie in einer Stimmung waren wie jetzt die ihren.
    Noch eine Nachricht kam durch. Pells Station setzte sie davon in Kenntnis, dass eine Anzahl Frachter aus Liegeplätzen entfernt worden war, um sie der Flotte zur Verfügung zu stellen, alle in einer Reihe und ohne unmittelbare Nachbarn an den Docks. Die weggeschickten Frachter würden den Schwarm der im Orbit befindlichen Schiffe in einer Richtung durchqueren, entgegengesetzt zu ihrem Eintrittspunkt in dieses Muster. Mazians Stimme mischte sich ein, tief und grob, teilte mehrfach mit, dass, egal welche Störung es im Muster der Schiffe um Pell gab, jeder Frachter ohne Warnung vernichtet würde, der versuchen sollte, aus dem System zu springen.
    Die Station bestätigte; es war alles, was sie tun konnte.
     
    1.4. Pell: Q; 13:00 Uhr
    Nichts funktionierte. Nie schien in Q etwas zu funktionieren. Vassily Kressich drückte immer wieder auf Schalter, die völlig tot waren, schlug mit dem Handballen auf das Kom-Gerät und bekam trotzdem keine Antwort von der Komzentrale der Station. Er schritt innerhalb der engen Grenzen seiner Wohnung auf und ab. Die Ausfälle machten ihn wütend, trieben ihn fast zu Tränen. Sie geschahen täglich: das Wasser, die Luftverteiler, Kom, Video, Versorgung, Engpässe, die ihm immer wieder das Elend seines Daseins in den Kopf hämmerten, den Verfall, den Druck der Leiber, die sinnlose Gewalt von Menschen, die von Überbevölkerung und Ungewissheit zum Wahnsinn getrieben wurden. Er hatte die Wohnung; er hatte seine Habseligkeiten; er hielt diese Dinge peinlich in Ordnung, putzte oft und wie besessen. Der Geruch von Pell klebte an ihm, egal wie oft er sich wusch und wie emsig er die Böden schrubbte und den Vorratsschrank gegen den durchdringenden Geruch versiegelte. Es war ein antiseptischer Gestank nach billigen Adstringenzien oder welche Chemikalien auch immer die Station zum Kampf gegen Seuchen und Überbevölkerung benutzte und dazu, das Lebenserhaltungssystem in Gang zu halten.
    Er schritt auf und ab, versuchte

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