Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pells Stern

Pells Stern

Titel: Pells Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
das. Er erduldete es zum dritten Mal an diesem Tag, und diesmal war es ihm egal. Kälte herrschte in ihm und äußere Dinge bereiteten ihm keine Sorge. Er glättete seinen Anzug und ging mit seinen Begleitern die Rampe hinauf, vorbei an Wachtposten auf jeder Ebene. Von Grün Zwei an nahmen sie den Lift und machten damit die kurze Fahrt nach oben und den Übergang nach Blau Eins. Sie hatten nicht einmal nach seinen Papieren gefragt, hatten sich nur davon überzeugt, dass die Mappe wirklich nur Papiere enthielt.
    Sie gingen ein kurzes Stück über den Teppichboden des Flures zurück. Ein Geruch nach Chemikalien lag in der Luft. Arbeiter waren damit beschäftigt, alle Schilder zu entfernen. Die Fenster der vor ihnen liegenden Sektion, gerammelt voll mit Computerausrüstung und ein paar hin und her gehenden Technikern, wurden besonders bewacht. Soldaten von der
Norway.
Sie öffneten die Tür und ließen ihn und seine Bewachung in die Stationszentrale, in die Gänge voller geschäftiger Techniker.
    Mallory, die am anderen Ende der Pulte saß, stand auf und lächelte ihn mit ihrem abgezehrten Gesicht kalt an. »Nun?«
    Er hatte geglaubt, ihr Anblick würde ihm nichts anhaben. Aber es war doch so, und sein Magen protestierte augenblicklich. »Ich möchte zurück auf die
Norway«,
sagte er.
    »Tatsächlich?«
    »Ich bin kein Stationsbewohner; ich gehöre hier nicht hin.
    Wer sonst würde mich mitnehmen?«
    Mallory blickte ihn an und sagte nichts. Ein Zittern begann in seinem linken Knie, und er verspürte den Wunsch, sich zu setzen. Sie würden ihn niederschießen, wenn er eine falsche Bewegung machte; davon war er fest überzeugt. Das Zucken bedrohte seine Fassung, zerrte am Mundwinkel, als Mallory sich für einen Moment abwandte und ihn dann wieder betrachtete. Sie lachte - ein trockenes Glucksen. »Hat Konstantin Ihnen das in den Kopf gesetzt?«
    »Nein.«
    »Sie sind angepasst worden. Ist das richtig?«
    Er konnte nichts sagen, weil er gestottert hätte, und nickte nur. »Und Konstantin macht sich selbst für Ihr gutes Betragen verantwortlich.«
    Es lief alles verkehrt. »Niemand ist für mich verantwortlich«, sagte er stammelnd. »Ich möchte auf ein Schiff. Und wenn ich nur auf die
Norway
kommen kann, dann nehme ich sie.« Er musste ihr direkt in die Augen sehen, in Augen, die von undeutbaren Gedanken flackerten, Dingen, die hier, vor den Soldaten, nicht ausgesprochen werden würden.
    »Haben Sie ihn durchsucht?« fragte sie seine Wachen.
    »Ja, Ma‘am.«
    Eine geraume Weile stand sie da und überlegte schweigend.
    Sie lächelte nicht und sie lachte nicht. »Wo wohnen Sie?«
    »Ein Zimmer im alten Hospiz.«
    »Von den Konstantins gestellt?«
    »Ich arbeite. Ich bezahle dafür.«
    »Was arbeiten Sie?«
    »Kleine Recyclingaufgaben.«
    Ein Ausdruck der Überraschung und des Hohns.
    »Ich möchte raus«, sagte er. »Ich schätze, Sie schulden mir das.«
    Eine Bewegung hinter ihm unterbrach das Gespräch. Mallory lachte, gelangweilt und müde, und winkte jemandem zu. »Konstantin, kommen Sie herein! Kommen Sie und holen Sie Ihren Freund!«
    Josh drehte sich um. Damon und Elene waren da, gerötet und erregt und außer Atem. Sie waren ihm gefolgt. »Wenn er durcheinander ist«, meinte Damon, »gehört er ins Krankenhaus.« Er kam herbei und legte Josh eine Hand auf die Schulter. »Komm! Komm, Josh!«
    »Er ist keineswegs durcheinander«, meinte Mallory. »Er kam her, um mich zu töten. Bringen Sie Ihren Freund nach Hause, Mr. Konstantin, und behalten Sie ihn im Auge, oder ich erledige die Sache auf meine Weise.«
    Es herrschte steinernes Schweigen.
    »Ich werde Acht geben«, sagte Damon einen Moment später. Seine Finger gruben sich in Joshs Schulter. »Komm!
Komm
schon!«
    Josh setzte sich in Bewegung, ging mit Damon und Elene an den Wachen vorbei hinaus und den langen Korridor voller Arbeitstrupps und chemischem Geruch entlang. Die Türen der Zentrale schlossen sich hinter ihnen. Keiner sagte etwas. Damons Griff wechselte von der Schulter zum Ellbogen, und sie nahmen ihn mit in den Lift und fuhren die kurze Strecke nach Fünf hinunter. In diesem Gang standen mehr Wachen und obendrein Stationspolizei.
    Ohne angehalten zu werden, gingen sie hindurch zu den Wohngängen und Damons Wohnungstür. Sie führten Josh hinein und schlossen die Tür. Er stand wartend da, während Damon und Elene sich der Routine des Lichteranschaltens und Jackenausziehens widmeten.
    »Ich werde nach deinen Kleidern schicken«, sagte Damon kurz.

Weitere Kostenlose Bücher