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Pells Stern

Pells Stern

Titel: Pells Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Stufen sinken. Eine Kälte, noch tiefer als die des Metalls, ergriff von ihm Besitz. Er bekam keine Luft mehr. Er merkte, dass er weinte, dass Tränen das Licht verschwimmen ließen und seinen Atem behinderten.
    »...Bekanntmachung«, begann der Kom mit der Wiederholung. »Wir nähern uns der Schwerkraftstabilisierung. Wir bitten alle Bürger...«
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter und drehte ihn herum. »Damon?« drang Joshs Stimme durch den Lärm.
    Er war wie betäubt. Nichts ergab Sinn. »Tot«, sagte er und erschauerte. »O Gott...«
    Josh starrte ihn an und nahm ihm die Lampe aus der Hand. Damon raffte sich zum letzten Anstieg auf, zu dem Eingang, der seines Wissens dort oben war.
    Josh zog heftig an ihm, drehte ihn um und drückte ihn an die Wand. »Geh nicht!« bat Josh ihn. »Damon, geh jetzt nicht da hinaus!«
    Joshs paranoide Alpträume. Es war genau der Ausdruck auf seinem Gesicht. Damon lehnte dort an der Wand, während sein Bewusstsein in alle Richtungen abschweifte, von denen keine klar war.
Elene.
»Mein Vater... meine Mutter... das ist Blau Eins. Unsere Wachtposten waren in Blau Eins. Unsere eigenen Wachtposten.«
    Josh sagte nichts.
    Er versuchte zu denken, aber es klappte einfach nicht.
    Truppen hatten sich bewegt, die Flotte war ausgelaufen. Und dann augenblicklich Mord - in Pells am schwersten bewachtem Bezirk...
    Er wandte sich in die andere Richtung, den Weg zurück, den sie gerade gekommen waren, und seine Hände zitterten so heftig, dass er kaum das Geländer halten konnte. Josh hielt die Lampe für ihn, packte ihn am Ellbogen, um ihn anzuhalten. Er drehte sich auf den Stufen um und blickte in Joshs von der Atemmaske verhülltes, vom Licht verzerrtes Gesicht.
    »Wohin?« fragte Josh.
    »Ich weiß nicht, wer da oben jetzt die Kontrolle innehat. Sie
sagen,
es sei mein Onkel, aber ich weiß es nicht.« Er streckte die Hand nach der Lampe aus. Josh überließ sie ihm zögernd, und er drehte sich wieder um, ging so rasch die Leitern hinab, dass er jederzeit ausrutschen konnte, und Josh folgte ihm verzweifelt.
    Wieder nach unten zu kommen, das war einfach. Er eilte an den Grenzen von Atem und Gleichgewicht dahin, bis ihm schwindelig wurde und der Lichtstrahl der Lampe wie verrückt durch die Tunnels und Gitterwerke glitt. Er rutschte aus, fing sich wieder und setzte den Weg nach unten fort.
    »Damon!« protestierte Josh.
    Er hatte nicht die Luft zum Streiten. Er machte weiter, bis ihm aus Mangel an Luft fast die Sicht schwand, sank auf die Stufen herab und versuchte, genug Luft durch die Maske zu ziehen, dass ihm die Sinne nicht entglitten. Er spürte, dass sich Josh neben ihm anlehnte, hörte ihn keuchen, merkte, dass er auch nicht besser dran war. »Die Docks«, sagte Damon.
    »Wir müssen dorthin... zu den Schiffen! Elene würde dorthin gehen!«
    »Dahin kommen wir nicht durch.«
    Er blickte zu Josh und stellte fest, dass er im Begriff stand, ein weiteres Leben mit hineinzuziehen. Aber er hatte auch keine Wahl. Er rappelte sich auf und ging weiter nach unten, spürte die Vibrationen von Joshs Schritten hinter sich...
    Die Schiffe würden verschlossen sein. Elene war entweder dort oder in den Büros eingeschlossen. Oder tot. Wenn die Truppen ihn erwischt hätten... wenn aus irgendeinem verrückten Grund... die Station im Vorgriff auf eine Übernahme durch die Union lahm gelegt wurde.
    Aber Jon Lukas sollte da oben in der Zentrale sein.
    War irgend etwas schief gegangen? Hatte Jon sie irgendwie daran hindern können, die Zentrale selbst zu erwischen?
    Er verlor den Überblick über die Pausen zum Luftholen, über die Ebenen, die sie durchquerten.
Nach unten.
Endlich erreichte er den Boden, ein plötzlich breiteres Gitter, erkannte im ersten Moment nicht, worum es sich dabei handelte, bis er mit der Lampe suchte und keine weiteren nach unten führenden Leitern mehr entdeckte. Er ging das Gitter entlang, erblickte einen leichten Schimmer blauen Lichtes dort drüben an der Ausgangstür.
    Er erreichte sie und drückte auf den Schalter; zischend glitt die Tür zurück, und Josh folgte ihm in das hellere Licht der Schleuse. Die Tür ging zu, und der Luftaustausch begann. Er zog sich die Maske vom Gesicht und holte tief Luft, kalt und nur schwach riechend. In seinem Kopf wummerte es. Er richtete den verschleierten Blick auf Joshs schwitzendes Gesicht, gezeichnet von der Maske und verstört. »Bleib hier«, sagte er mitleidig. »Bleib hier!
    Wenn ich das geklärt habe, komme ich zurück. Wenn nicht -

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