Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
schaffen. Sein sonnengebräuntes Gesicht war feucht vom Schweiß, und er nahm, während er mit in den Hosentaschen klimperndem Kleingeld kreuz und quer herumlief, Papiere vom Schreibtisch und legte sie woanders wieder ab.
»Moment mal, Freundchen«, sagte D’Agosta, während er die Tür öffnete und in das Büro trat, »Sie vergreifen sich da an Papieren, die dem FBI gehören. Wenn Sie auf Mr. Pendergast warten wollen, dann tun Sie das gefälligst draußen auf dem Gang.«
»Von nun an, äh, Lieutenant«, sagte der Mann mit einem Blick auf D’Agostas an seinem Gürtel hängende Dienstmarke, als wolle er die darauf eingestanzte Nummer entziffern, »werden Sie dem hier arbeitenden FBI -Personal gegenüber einen etwas respektvolleren Ton anschlagen, verstanden? Ich bin Special Agent Coffey und leite ab heute diese Operation.«
»Soviel ich weiß, Special Agent Coffey, ist Mr. Pendergast der Leiter dieser Operation, und solange ich von offizieller Seite nichts Gegenteiliges höre, bleibt er das für mich auch. Sie bringen ihm gerade den Schreibtisch durcheinander.«
Coffey bedachte D’Agosta mit einem dünnen Lächeln, griff in sein Jackett und zog einen Umschlag heraus.
D’Agosta las das darin enthaltene Schreiben. Es stammte von dem mit dem Fall befaßten Untersuchungsrichter und besagte, daß das New Yorker FBI -Büro, vertreten von Special Agent Spencer Coffey, nunmehr die Leitung der Untersuchungen übertragen bekommen habe. An das Blatt Papier waren zwei Notizen geklammert. Eine kam aus dem Büro des Gouverneurs, der diese Änderung verlangte und ausdrücklich die volle Verantwortung dafür übernahm. Die zweite faltete D’Agosta ungelesen wieder zusammen, nachdem er den Briefkopf des Senats der Vereinigten Staaten gesehen hatte.
Er gab Coffey den Umschlag zurück. »Jetzt seid ihr Burschen also doch noch durch die Hintertür hereingekommen.«
»Wann kommt Pendergast zurück, Lieutenant?« fragte Coffey, während er den Umschlag wieder einsteckte.
»Woher soll ich das wissen?« entgegnete D’Agosta. »Wenn Sie schon auf seinem Schreibtisch herumschnüffeln, können Sie auch gleich in seinem Terminkalender nachsehen.«
Bevor Coffey antworten konnte, ertönte Pendergasts Stimme durch die Tür.
»Agent Coffey! Schön, Sie zu sehen.«
Coffey griff wieder nach seinem Umschlag.
»Lassen Sie nur«, sagte Pendergast. »Ich weiß, warum Sie hier sind.« Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch. »Lieutenant D’Agosta, machen Sie es sich doch bitte bequem.«
D’Agosta, der nur einen weiteren Stuhl in dem Büro entdeckte, setzte sich grinsend. Zuzusehen, wie Pendergast mit Leuten umging, bereitete ihm mittlerweile tierisches Vergnügen.
»In diesem Museum ist offenbar ein Wahnsinniger auf freiem Fuß, Mr. Coffey«, sagte Pendergast. »Deshalb sind Lieutenant D’Agosta und ich zu dem Schluß gekommen, daß die Eröffnungsfeier morgen abend nicht stattfinden darf. Der Mörder arbeitet ausschließlich nachts, und es ist zu befürchten, daß er demnächst wieder zuschlagen wird. Wir können die Verantwortung für einen neuen Mord nicht übernehmen, bloß weil das Museum aus – sagen wir mal – finanziellen Gründen diese Eröffnung durchziehen will.«
»Das kann ich gut verstehen«, sagte Coffey, »aber Gott sei Dank müssen Sie ja jetzt die Verantwortung nicht mehr übernehmen. Meine Befehle lauten, die Eröffnung der Ausstellung wie geplant zum vorgesehenen Termin stattfinden zu lassen. Dafür werden wir die Polizei mit zusätzlichen FBI -Agenten verstärken und dieses Museum noch sicherer machen als eine Herrentoilette im Pentagon. Und noch eines kann ich Ihnen versprechen, Pendergast: Wenn diese kleine Party erst einmal vorüber ist und die hohen Tiere wieder nach Hause gegangen sind, dann werden wir uns diesen Burschen schnappen. Man sagt ja, Sie seien ein ausgebuffter Kerl, aber wissen Sie, was? Mich beeindruckt das nicht im geringsten. Sie hatten vier Tage Zeit, und alles, was Sie gefaßt haben, ist ihr eigener Schniedelwutz. Jetzt ist Schluß mit der Zeitvergeudung, das kann ich Ihnen sagen.«
Pendergast lächelte. »Ja, das habe ich in etwa so erwartet. Wenn Sie diese Entscheidung getroffen haben, bitte. Aber Sie sollten auch wissen, daß ich eine offizielle Eingabe an den Direktor des FBI machen werde, in der ich ihm meine Einschätzung des Falles unterbreiten werde.«
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, sagte Coffey. »Aber bitteschön in Ihrer Freizeit. Inzwischen werden meine
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