Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
und das Wappen nicht wären, würde ich sagen, daß es sich um eine Fälschung handelt.«
Die drei schwiegen, bis Margo sagte: »Sie haben noch gar nicht gesagt, was
Sie
damals über Montagues Verschwinden gedacht haben.«
Jorgensen rieb sich die Nasenwurzel und sah zu Boden. »Mir hat es angst gemacht.«
»Warum?«
Jorgensen blieb lange stumm. Dann sagte er: »Ich bin mir nicht sicher. Montague war einmal in finanziellen Schwierigkeiten und lieh sich Geld von mir. Er war sehr gewissenhaft und zahlte es mir auf Heller und Pfennig zurück. Es paßte nicht zu seinem Charakter, sich so einfach Hals über Kopf aus dem Staub zu machen. Als ich ihn das letzte Mal sah, war er gerade mit Feuereifer dabei, die Kisten zu katalogisieren.« Jorgensen sah auf zu Margo. »Ich bin kein abergläubischer Mann. Ich bin Wissenschaftler und glaube nicht an Flüche und so Zeug –«
»Aber –« trieb Smithback ihn an.
Der alte Mann warf Smithback einen vernichtenden Blick zu. »Na schön«, sagte er düster. Dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und blickte hinauf zur Decke. »Ich habe Ihnen ja gesagt, daß Julian Whittlesey mein Freund war«, sagte er. »Bevor er wegfuhr, hatte Whittlesey sämtliche Geschichten gesammelt, die er über den Kothoga-Stamm hatte finden können. Die meisten stammten von Tieflandstämmen, die etwas weiter flußab lebten, wie den Yanoama und anderen. Die Kothoga hätten, so erzählte Whittleseys Yanoama-Informant, ›einen Handel mit einem Wesen namens Zilashkee‹ gemacht. Das war so etwas Ähnliches wie unser Teufel, nur noch schlimmer: Dieses Ding, das oben auf dem
Tepui
herumschleichen sollte, war angeblich für alles Böse auf der Welt und darüber hinaus auch noch für den Tod verantwortlich. So wollte es zumindest die Legende.
Die Vereinbarung zwischen den Kothoga und dem Zilashkee sah vor, daß die Kothoga das Kind des Zilashkee als ihren Diener bekommen würden, wenn sie dafür alle ihre Kinder töten und aufessen und auf alle Zeiten nur ihn anbeten würden. Als die Kothoga ihr grausiges Werk vollbracht hatten, schickte der Zilashkee ihnen sein Kind. Aber die Kreatur lief Amok unter den Kothoga, ermordete und fraß viele Menschen. Als der Stamm sich beim Zilashkee beschwerte, lachte dieser nur und sagte:
Was habt ihr denn von mir erwartet? Ich bin nun mal böse und gemein.
Schließlich gelang es den Kothoga durch Magie oder Zauberkräuter oder irgend etwas Ähnliches, sich das Monstrum, das sie nicht töten konnten, wenigstens halbwegs gefügig zu machen. Und so blieb das Kind des Zilashkee unter der Kontrolle der Kothoga, die es nun für ihre eigenen bösen Ziele einsetzten. Das allerdings war nicht ganz ungefährlich. Die Legende sagt, daß die Kothoga ständig versucht hätten, es wieder loszuwerden.«
Jorgensen blickte herab auf seinen auseinandergenommenen Staubsaugermotor. »Das war die Geschichte, die Whittlesey mir erzählte. Als ich dann von dem Flugzeugabsturz, Whittleseys Tod und schließlich von Montagues Verschwinden hörte, da – nun, da konnte ich mir nicht helfen, ich mußte einfach daran denken, daß die Kothoga möglicherweise Zilashkees Kind endlich losgeworden waren.«
Der alte Botaniker nahm ein Teil des Motors in die Hand und drehte es geistesabwesend herum. »Whittlesey sagte mir, der Name von Zilashkees Kind sei Mbwun – Der auf allen vieren geht.« Und Jorgensen ließ das Motorenteil auf den Tisch fallen und lächelte gezwungen.
33
K urz vor Ende der Öffnungszeit strömten die Besucher langsam zu den Ausgängen. Der Museumsladen direkt am südlichen Eingang machte ein gutes Geschäft.
In den marmorgetäfelten Gängen, die direkt von diesem Eingang wegführten, konnte man das Geplapper und das Geräusch von Schritten deutlich hören. In der näher am Westeingang gelegenen Halle des Himmels, wo die Eröffnungsparty der Ausstellung stattfinden sollte, war der Lärm etwas leiser und hallte in dem riesigen Kuppelraum wider wie ein Traum, an den man sich nur noch vage erinnert. Tiefer ins Museum hinein, wo es immer mehr Labors, alte Hörsäle, Lagerräume und mit Büchern vollgestopfte Büros gab, drang das Geräusch der Besucher nicht mehr. Die langen Korridore waren dunkel und still.
Oben im Butterfield Observatorium konnte man fast meinen, der Eingang mit all seinen Geräuschen und seiner Betriebsamkeit befände sich auf einem anderen Planeten. Die Angestellten waren wegen der Sperrstunde bereits früh nach Hause gegangen. Auch in George Moriartys Büro
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