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Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Titel: Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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ist Fuzzy Logic? Da kann ich Ihnen nicht mehr folgen«, sagte Margo.
    »Nun, eigentlich ist das ja auch nicht so wichtig. Ist eh besser, wenn ich Ihnen nicht alle Geheimnisse verrate. Unter dem Strich bedeutet es aber, daß das Programm eher wie ein Mensch denkt und nicht mehr ganz wie ein Computer. Es kann Annahmen machen und Vermutungen treffen und eine Art Intuition einsetzen. Die Eigenschaft ›kooperativ‹ beruht zum Beispiel aus dem Vorhandensein beziehungsweise Nichtvorhandensein von an die achtzig verschiedenen Genen.«
    »Ist das alles?« fragte Margo scherzhaft.
    »Nein«, antwortete Kawakita. »Man kann das Programm auch benutzen, um Größe, Aussehen und Verhalten eines
einzelnen
Organismus zu berechnen, indem man ihm die DNS dieses Lebewesens eingibt. Und wenn die Geldmittel dafür nicht gestrichen werden, plane ich, dem Programm noch zwei weitere Module hinzuzufügen. Das erste wird, ausgehend von einer einzelnen Art, in die Vergangenheit rechnen, das andere in die Zukunft. Mit anderen Worten, wir werden dadurch mehr über ausgestorbene Lebewesen erfahren und uns ein Bild von zukünftigen Organismen machen können.« Er grinste. »Nicht schlecht, was?«
    »Es ist erstaunlich« sagte Margo, der auf einmal ihr eigenes Forschungsprojekt im Gegensatz dazu geradezu armselig vorkam. »Wie haben Sie es denn entwickelt?«
    Kawakita zögerte und sah sie ein wenig mißtrauisch an. Dann sagte er langsam: »Als ich anfing, für Frock zu arbeiten, erzählte er mir, wie sehr es ihn frustriert, daß es nur so lückenhafte Fossilienfunde gibt. Er sagte, er wolle diese Lücken auffüllen und wissen, wie die dazwischenliegenden Lebensformen aussahen. Also schrieb ich dieses Programm nach Frocks Vorgaben. Zuerst testeten wir es mit verschiedenen Arten, von denen wir eine Menge genetischer Daten hatten, mit Schimpansen, Menschen und einigen bestimmten Bakterien also. Und dann passierte etwas Unglaubliches. Frock, der alte Fuchs, hatte es erwartet, ich aber nicht. Als wir den Haushund mit der Hyäne verglichen und hochrechneten, erhielten wir nicht, wie eigentlich zu erwarten war, irgendeine langweilige, glatte Zwischenform, sondern ein bizarres Lebewesen, das sich von dem Hund ebenso wie von der Hyäne gleichermaßen gravierend unterschied. Dasselbe passierte auch mit einer Reihe von weiteren Artenpaaren. Wissen Sie, was Frock dazu sagte?«
    Margo schüttelte den Kopf.
    »Er lächelte nur und sagte: ›Jetzt sehen Sie den wahren Wert dieses Programms.‹« Kawakita zuckte mit den Achseln. »Mein Programm unterstützt Frocks Theorie des Kallisto-Effekts, denn es zeigt, wie kleine Unterschiede in der DNS manchmal ganz extreme Veränderungen eines Organismus bewirken können. Ich war ein bißchen verschnupft, weil er es mir nicht gleich gesagt hatte, aber so arbeitet Frock nun einmal.«
    »Kein Wunder, daß Frock so darauf gedrängt hat, daß ich dieses Programm benütze«, sagte Margo. »Es stellt ja geradezu eine Revolution in der Evolutionslehre dar.«
    »Ja, aber niemand schenkt ihm Beachtung«, sagte Kawakita bitter. »Um alles, was mit Frock zu tun hat, macht der Rest der wissenschaftlichen Welt momentan einen ganz großen Bogen. Es ist wirklich frustrierend, wenn man sein Herzblut für eine Sache geopfert hat und diese dann einfach ignoriert wird. Ganz unter uns, Margo, ich denke manchmal darüber nach, ob ich mich nicht von Frock als Doktorvater lösen und mich Cuthberts Gruppe anschließen sollte. Ich denke, daß ich viel von meiner Arbeit mit hinübernehmen könnte. Vielleicht sollten Sie sich das auch überlegen.«
    »Danke für den Vorschlag, aber ich bleibe bei Frock«, sagte Margo pikiert. »Ohne ihn wäre ich überhaupt nicht mit Genetik in Berührung gekommen. Ich verdanke ihm viel.«
    »Wie Sie meinen«, sagte Kawakita. »Aber vielleicht bleiben Sie ja noch nicht einmal am Museum, stimmt’s? Das hat mir wenigstens Bill Smithback erzählt. Für mich aber steht hier meine gesamte Karriere auf dem Spiel. Und meine Philosophie ist, daß man niemandem etwas verdankt, außer sich selbst. Sehen Sie sich doch im Museum bloß mal um; schauen Sie Wright an, Cuthbert und all die anderen. Legen die sich etwa für jemanden anderen als für sich selbst ins Zeug? Sie und ich, wir sind Evolutionsbiologen. Wir
wissen,
daß nur der Stärkste überlebt und wie grausam die Natur sein kann. Auch als Wissenschaftler kämpft man ums Überleben.«
    Margo blickte in Kawakitas funkelnde, schwarze Augen. Irgendwie hatte er recht.

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