Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
D’Agosta.
»Der Hypothalamus ist für die Körpertemperatur, den Blutdruck, den Herzschlag und den Fett- und Kohlehydratstoffwechsel zuständig, außerdem noch für den Schlaf-Wach-Zyklus. Höchstwahrscheinlich ist er darüber hinaus auch noch das Zentrum für das Empfinden von Schmerzen und Freude. Er ist ein sehr komplizierter Teil des Gehirns, Lieutenant.« Sie sah ihn an, als erwarte sie eine weitere Frage, und D’Agosta murmelte pflichtschuldig: »Und wie macht er das alles?«
»Mit Hormonen. Er produziert Hunderte von Hormonen, die ins Gehirn und in die Blutbahn gehen.«
»Ach so«, antwortete D’Agosta und trat einen Schritt zurück.
Der Baseball flog jetzt in hohem Bogen über den Platz und die Spieler der gegnerischen Mannschaft liefen rückwärts und streckten die Hände mit den massiven Handschuhen hoch, um ihn zu fangen –
»Fred, kommen Sie doch mal rüber und sehen Sie sich das an«, sagte Ziewicz scharf.
Fred beugte sich über die Pfanne mit dem Gehirn. »Sieht aus wie – nun, ich weiß nicht so recht –«
»Nun kommen Sie schon, Fred«, drängte Ziewicz.
»Nun, es sieht fast so aus, als –« Fred hielt inne. »Verdammt, es sieht so aus, als habe jemand davon abgebissen.«
»Ganz genau! Fotograf!« Smith eilte herbei. »Nehmen Sie das hier auf. Genauso sieht es aus, wenn eines meiner Kinder von einem Stück Kuchen abgebissen hat.«
D’Agosta beugte sich vor, aber er konnte in der grauen, blutigen Masse nicht besonders viel erkennen.
»Der vermeintliche Biß ist halbkreisförmig, wie von einem menschlichen Gebiß herrührend, aber größer und mehr ausgefranst. Bringen Sie dieses Stück hier ins Labor und lassen Sie es auf das Vorhandensein von Speichelrückständen testen, Fred, nur um sicherzugehen. Sagen Sie denen im Labor, sie sollen es schockgefrieren und hier, hier und hier einen Schnitt machen. In jeweils fünf Teile. Mindestens eines davon sollen sie mit Eosin untersuchen, ein anderes mit einem Enzym, das auf Speichel reagiert. Und lassen Sie alle anderen Tests machen, die Ihnen und den Leuten im Labor sonst noch einfallen.«
Als Fred gegangen war, fuhr Ziewicz fort: »Ich teile nun das Großhirn. Der hintere Lappen weist Quetschungen auf, die vermutlich von der Entfernung der Hirnschale stammen dürften. Ein Foto bitte. Die Oberfläche zeigt drei parallel zueinander verlaufende Riß- oder Schnittwunden, die etwa vier Millimeter voneinander entfernt und circa einen Zentimeter tief sind. Ich klappe jetzt den ersten dieser Einschnitte auf. Foto bitte. Sehen Sie, daß diese Wunden am Anfang relativ breit sind und dann immer mehr spitz zulaufen, Lieutenant? Was halten Sie davon?«
»Ich weiß nicht«, sagte D’Agosta und trat ein wenig näher.
Es ist doch nichts weiter als ein totes Gehirn,
dachte er.
»Lange Fingernägel möglicherweise? Extra scharfgemachte Fingernägel? Haben wir es vielleicht mit einem mörderischen Psychopathen zu tun?«
Fred kam vom Labor zurück, und er und Ziewicz bearbeiteten das Gehirn eine kleine Ewigkeit lang, jedenfalls kam es D’Agosta so vor. Schließlich bat Ziewicz Fred, es in den Kühlschrank zu stellen.
»Ich werde nun die Hände untersuchen«, sprach die Pathologin ins Mikrofon. Sie entfernte eine Plastiktüte, die über die rechte Hand gestülpt gewesen war, und machte sie sorgfältig wieder zu. Dann hob sie die Hand, drehte sie herum und untersuchte die Fingernägel. »Unter Daumen, Zeige- und Ringfinger befindet sich Materie bisher unbekannten Ursprungs. Drei Objektträger bitte, Fred.«
»Er war doch ein Junge«, sagte D’Agosta. »Die haben alle schmutzige Fingernägel.«
»Kann sein, Lieutenant«, antwortete Ziewicz und kratzte bei jedem Finger einzeln das Material unter den Fingernägeln in die Vertiefungen der gläsernen Objektträger. »Ist das Stereomikroskop bereit, Fred? Ich möchte mir das mal genauer ansehen.«
Ziewicz legte einen Objektträger auf die Bühne des Mikroskops, blickte ins Okular und stellte scharf.
»Unter dem Daumennagel war normaler Fingernageldreck, soweit ich das dem ersten Anschein nach beurteilen kann. Aber ich möchte trotzdem eine genaue Analyse davon haben, Fred.« Auch die beiden anderen Finger ergaben nichts Besonderes, ebensowenig wie die der linken Hand.
»Ich werde jetzt«, fuhr Ziewicz fort, »die lange Wunde an der Vorderseite des Körpers untersuchen. Del, bitte fotografieren Sie hier, hier, hier und hier und aus dem Winkel, aus dem man Ihrer Meinung nach die Wunde am besten
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