Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
nicht, daß ich Ihnen Ihre schöne Ausstellung durcheinanderbringe. Nicht, daß ich Ihnen am Ende auch noch zu viele fragwürdige Ansichten in den Text für Ihren Schaukasten einbaue.« Margo drehte sich um und ging raschen Schrittes aus der Tür und den Korridor entlang.
Moriarty machte ein schockiertes Gesicht. Er hatte gar nicht daran gedacht, daß Frock Margos Doktorvater war. Er rannte hinter ihr her.
»O nein, nein, so habe ich das doch nicht gemeint –«, stammelte er. »Bitte, ich wollte wirklich bloß – Sie wissen doch, daß Frock und Cuthbert nicht miteinander auskommen. Das muß wohl auf mich abgefärbt haben.«
Er blickte sie so entsetzt an, daß Margos Ärger schwand.
»Ich wußte gar nicht, daß die beiden
solche
Probleme miteinander haben«, sagte sie und blieb stehen.
»O ja, das reicht schon sehr weit zurück. Seit Frock mit diesem Kallisto-Effekt herausgekommen ist, ist sein Stern am Museum im Sinken begriffen. Jetzt ist er nur noch nominell der Chef seiner Abteilung, in Wirklichkeit hält Cuthbert die Fäden in der Hand. Aber ich kenne natürlich nur die eine Seite der Geschichte. Es tut mir sehr leid, wenn ich Ihnen zu nahe getreten bin. Wollen Sie trotzdem noch den Schaukasten für mich machen?«
»Aber nur unter einer Bedingung«, konterte Margo, »daß Sie mich jetzt wieder aus diesem Labyrinth hier herausbringen. Ich muß zurück an meine Arbeit.«
»Aber natürlich. Tut mir leid«, sagte Moriarty. Sein Fauxpas hatte seine frühere Schüchternheit erneut aufleben lassen, und während sie wieder hinunter in den vierten Stock gingen, war er still.
»Erzählen Sie mir doch noch ein bißchen mehr von Ihrer Ausstellung«, sagte Margo, die wollte, daß er sich wieder besser fühlte. »Ich habe gehört, Sie werden ein paar unglaublich seltene Stücke zeigen.«
»Sie meinen wohl das Material über den Kothoga-Stamm«, sagte Moriarty. »Nur eine einzige Expedition hat jemals Spuren von diesem Volk gefunden. Die Figur von Mbwun, dem mythischen Sagentier der Kothoga, ist – nun, sie ist ein Herzstück der Ausstellung.« Er zögerte. »Oder vielleicht sollte ich besser sagen, sie
wird
eines der Herzstücke werden. Noch befindet sie sich nicht in ihrem Schaukasten.«
»Tatsächlich?« fragte Margo. »Wieso warten Sie denn bis zur letzten Minute damit?«
»Das ist in der Tat ziemlich ungewöhnlich«, antwortete Moriarty. »Aber hören Sie, Margo, das, was ich Ihnen jetzt sage, muß wirklich unter uns bleiben.« Sie waren mittlerweile wieder bei den Laufstegen angelangt, und Moriarty sagte leise: »In letzter Zeit hat man sich auf höchster Ebene sehr für die Exponate der Kothoga interessiert. Damit meine ich Leute wie Rickman, Dr. Cuthbert – vermutlich sogar Wright persönlich. Es gab ziemliche Kontroversen darüber, ob wir das Material überhaupt mit in die Ausstellung aufnehmen sollten. Sie haben doch sicher dieses unsinnige Gerede gehört, daß ein Fluch auf dieser Figur liegen soll?«
»Nein, nicht direkt«, sagte Margo.
»Die Expedition, die das Kothoga-Material fand, nahm ein tragisches Ende«, sagte Moriarty, »und seitdem hat sich niemand mehr näher mit den Sachen befaßt. Sie befinden sich noch immer in ihren Originalkisten, die erst letzte Woche aus dem Keller, wo sie die ganzen Jahre über gelagert hatten, in einen sicheren Raum gebracht wurden. Seitdem hat niemand mehr Zugang zu ihnen, und ich konnte nicht einmal meine Ausstellungsstücke entnehmen.«
»Aber warum hat man die Sachen woanders hingebracht?« wollte Margo wissen.
Sie stiegen in den Aufzug, und Moriarty wartete mit seiner Antwort, bis sich die Tür geschlossen hatte. »Anscheinend hat sich jemand an den Kisten zu schaffen gemacht.«
»Wie bitte? Wollen Sie damit sagen, daß sie jemand aufgebrochen hat?«
Moriarty starrte Margo mit einem Ausdruck großen Erstaunens auf seinem eulenartigen Gesicht an. »Nein, das habe ich nicht gesagt«, entgegnete er.
Er drehte den Schlüssel um, und der Aufzug begann, sich nach unten zu bewegen.
10
D ’Agosta wünschte von ganzem Herzen, daß sich der Doppel-Chili-Cheeseburger in seinem Magen in Luft auflösen würde. Noch machte er ihm zwar keine Probleme, aber irgendwie wäre es ihm wohler ohne ihn gewesen.
Die Leichenhalle roch so, wie Leichenhallen nun einmal riechen. Genauer betrachtet stank sie sogar. Kein Desinfektionsmittel der Welt kam wirklich gegen den Gestank des Todes an, und die kotzgrün gestrichenen Wände in den Räumen der Gerichtsmedizin waren
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