Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
Kommandozentrale und koordinieren oder verbünden wir uns, wie immer man das nennt, und dann, wenn die Leute hier fertig sind, kommen wir wieder herunter und sehen uns die Sache genauer an.«
»Scheint sich um ein Kapitalverbrechen zu handeln«, sagte Pendergast.
Kapitalverbrechen?
dachte D’Agosta. Aber der Bursche klang so, als käme er aus dem tiefsten Süden, da redete man so gespreizt. D’Agosta hatte solche Burschen schon früher einmal getroffen. Hier in New York City waren sie hoffnungslos verloren.
Pendergast beugte sich vor und sagte leise: »Die Blutspritzer an der Wand da sind ziemlich interessant.«
D’Agosta blickte hinüber. »Was Sie nicht sagen.«
»Die Flugbahn dieses Blutes würde mich interessieren.«
D’Agosta blickte Pendergast direkt in seine blassen Augen. »Gute Idee«, sagte er schließlich. »Hey, Sie da, Fotograf! Machen Sie ein paar Nahaufnahmen von dem Blut an der Wand. Und Sie da drüben –«
»McHenry, Sir.«
»Ich will, daß die Flugbahn des Blutes festgestellt wird. Es sieht so aus, als wäre es ziemlich heftig in einem spitzen Winkel herausgespritzt. Ich will genau wissen, woher es kam. Mit welcher Geschwindigkeit wieviel wo ausgestoßen wurde. Ich erwarte einen ausführlichen Bericht.«
»Ja, Sir.«
»Und zwar in einer halben Stunde. Auf meinem Schreibtisch.« McHenry machte ein ziemlich unglückliches Gesicht.
»Okay, Pendergast, haben Sie sonst noch irgendwelche Ideen?«
»Nein, das war vorerst meine einzige.«
»Dann lassen Sie uns gehen.«
In der vorübergehend eingerichteten Kommandozentrale war alles an seinem Platz. Darauf achtete D’Agosta besonders. Nicht ein Stückchen loses Papier schwirrte irgendwo herum, nicht eine Akte oder ein Tonbandgerät lagen auf den Tischen. Der Raum sah gut aus, und jetzt war D’Agosta besonders froh darüber. Alle waren beschäftigt, die Telefone waren alle belegt, aber die Dinge schienen unter Kontrolle zu sein.
Pendergast ließ seinen schlanken Körper auf einen Stuhl sinken. Obwohl er ziemlich förmlich aussah, bewegte er sich eher wie eine Katze. D’Agosta gab ihm einen kurzen Überblick über den Stand der Ermittlungen. »Okay, Pendergast«, schloß er. »Was halten Sie davon? Haben wir alles verbockt? Sind wir die Untersuchung jetzt los?«
Pendergast lächelte. »Nein, ganz und gar nicht. Soweit ich es momentan beurteilen kann, hätte ich auch nichts anderes getan. Wissen Sie, Lieutenant, wir waren von Anfang an an dem Fall dran, aber wir wußten es bisher noch nicht.«
»Wie das?«
»Ich komme vom District Field Office 10 in New Orleans, Louisiana. Wir hatten es dort mit einigen äußerst seltsamen Morden zu tun. Ich will Sie zwar nicht mit Details langweilen, aber den Opfern waren die Schädeldecken entfernt und die Gehirne herausgenommen worden. Derselbe
modus operandi
.«
»Ohne Scherz? Wann war denn das?«
»Sagen wir mal vor ein paar Jahren.«
»Vor ein paar
Jahren?
Das ist ja –«
»Ja. Die Fälle konnten damals nicht gelöst werden. Zuerst waren die Drogenfahnder an der Sache dran, weil sie dachten, daß das Ganze etwas mit Rauschgift zu tun hätte, und als die nicht weiterkamen, ging der Fall ans FBI . Aber wir konnten auch nicht mehr viel machen, weil die Spur inzwischen kalt geworden war. Und dann las ich gestern in der
Times Picayune
eine Agenturmeldung über den Doppelmord hier in New York. Die Vorgehensweise des Mörders ist einfach zu – äh – zu ausgefallen, um nicht sofort eine Verbindung zwischen diesen Morden und den unseren herzustellen, finden Sie nicht? Also flog ich gestern abend noch hierher. Ich bin hier nicht in offiziellem Auftrag, wenigstens bis morgen noch nicht.«
D’Agosta entspannte sich ein wenig. »Dann kommen Sie also aus Louisiana. Und ich dachte schon, Sie wären irgendein Neuer aus dem New Yorker Büro.«
»Mit dem werden Sie es auch noch zu tun bekommen«, sagte Pendergast. »Wenn ich dort heute abend meinen Bericht abstatte, wird es diesen Fall übernehmen. Aber ich werde die Ermittlungen leiten.«
»Sie? Das glaube ich nicht. Nicht hier in New York. Die lassen sich einen so heißen Fall nicht von einem Burschen aus Louisiana wegschnappen.«
Pendergast lächelte. »Die Wege des FBI sind unergründlich, Lieutenant. Ich werde den Fall bekommen, lassen Sie sich deshalb keine grauen Haare wachsen. Ich habe diesen Mörder jahrelang verfolgt und habe, offen gesagt, ein ziemlich großes Interesse daran, daß er gefaßt wird.« Die Art, wie Pendergast das
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