Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
Verständnis haben.«
»Aber natürlich«, sagte Buchholtz. Er war geschäftig, klein und so kahl wie der Gipfel des Mount Monadnock. »Mein Assistent Dr. Turow hat die Analyse durchgeführt.«
Turow trat nervös einen Schritt nach vorn. »Als man uns die Probe gab«, sagte er, »sollten wir herausfinden, ob sie von einer großen Raubkatze stammt. In so einem Fall vergleichen wir die DNS der Probe mit denen von etwa fünf oder sechs in Frage kommenden Arten. Zusätzlich aber nehmen wir noch die genetischen Informationen eines Lebewesens dazu, das ganz bestimmt
nicht
in dieser Gruppe liegt. Das nennen wir dann Kontrollgruppe. Können Sie mir soweit folgen?«
»Ja«, sagte Pendergast. »Aber trauen Sie mir nicht zuviel zu. Ich bin ziemlich unbedarft in solchen Dingen.«
»Normalerweise nehmen wir zur Kontrolle die menschliche DNS her, weil wir von der schon recht viel kartiert haben. Nun, jedenfalls führen wir mit der Probe eine PCR durch, eine Polymerase-Kettenreaktion. Dadurch werden Abertausende von Kopien der Gene erzeugt, und wir haben viel Material, mit dem wir arbeiten können.«
Er deutete auf eine große Maschine, an deren Seiten sich Streifen von durchsichtigem Plexiglas befanden. Hinter diesen Fenstern waren dunkle, vertikale Bänder zu sehen, die zusammen ein kompliziertes Muster ergaben. »Das ist eine Maschine zur Elektrophorese. Wir geben einen Tropfen der Probe hinein, von dem dann nach Anlegen eines elektrischen Feldes bestimmte Bestandteile, je nachdem, welches Molekulargewicht sie haben, mehr oder weniger weit in das sich hinter diesen Fenstern befindliche Gel aufsteigen und als dunkle Streifen sichtbar werden. Mit Hilfe eines Computers können wir dann anhand des entstanden Musters herausfinden, was für Gene in der Probe vorlagen.«
Turow atmete tief durch. »Nun, bei der uns zur Verfügung gestellten Probe fanden wir jedenfalls keine Genübereinstimmung mit großen Katzen. Praktisch
überhaupt
keine. Nicht einmal eine annähernde Übereinstimmung. Zu unserer Überraschung aber hatten wir in mehreren Punkten eine
positive
Übereinstimmung mit der Kontrollgruppe, das heißt mit den Genen des
Homo sapiens.
Außerdem konnten wir, wie Sie ja wissen, mehrere Arten von Gecko-Genen identifizieren. Oder zumindest scheint es so.« Turow sah ein bißchen ratlos drein. »Der größte Teil der Gene in der Probe blieb allerdings unidentifiziert.«
»Und deshalb nahmen Sie an, daß die Probe verunreinigt sein mußte.«
»Ja. Verunreinigt oder zerstört. Die Probe wies eine Menge sich wiederholender Basenpaare auf, was immer auf einen hohen Grad genetischer Schädigung hinweist.«
»Genetische Schädigung?« fragte Pendergast.
»Wenn die DNS beschädigt oder defekt ist, bildet sie oft unkontrolliert viele Kopien von ein und demselben Basenpaar. Bestimmte Viren können zum Beispiel solche Schäden an der DNS bewirken, außerdem Strahlung, gewisse Chemikalien und manchmal auch Krebs.«
Pendergast hatte begonnen, durch das Labor zu wandern und untersuchte es mit fast katzenhaft wirkender Neugier. »Diese Gecko-Gene finde ich besonders interessant. Was bedeuten sie denn nun wirklich?«
»Das ist das große Rätsel an der Sache«, sagte Turow. »Diese Gene sind recht selten. Sie müssen wissen, daß es auch sehr häufig vorkommende Gene gibt, wie zum Beispiel das Cytochrome-B-Gen, das vom Immergrün bis zum Menschen in fast allen Organismen vorkommt. Aber diese Gecko-Gene – nun, von denen wissen wir überhaupt nichts.«
»Damit wollen Sie wohl sagen, daß die DNS in der Probe
nicht
von einem Tier stammt, stimmt’s?« fragte D’Agosta.
»Zumindest nicht von einem der uns bekannten großen, fleischfressenden Säugetiere«, antwortete Buchholtz. »Wir haben die Probe mit allen uns zur Verfügung stehenden Daten verglichen. Es gibt nicht annähernd genügend Übereinstimmungen, um sagen zu können, sie stamme von einem Gecko. Wenn wir alles andere ausschließen, würde ich sagen, daß sie möglicherweise doch menschlichen Ursprungs ist. Aber so beschädigt oder verschmutzt wie die Probe ist, können wir keine eindeutigen Aussagen machen.«
»Die Probe«, sagte D’Agosta, »stammt aus der Leiche eines ermordeten Jungen.«
»Aha!« sagte Turow. »Das könnte natürlich bedeuten, daß sie möglicherweise mit menschlichem Genmaterial verunreinigt wurde. Es würde unsere Arbeit wirklich kolossal erleichtern, wenn man uns solche Dinge gleich von Anfang an mitteilen würde.«
Pendergast runzelte die
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