Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
Computersystem ist so programmiert, daß es diese Verbrauchsschwankungen voraussieht und den Zufluß in das Reservoir steuert. Mit seiner Hilfe können wir sogar Schleusen am hundertsechzig Kilometer entfernten Strom, dem King Mountain, öffnen und schließen. Das Programm hat den Wasserverbrauch der vergangenen zwanzig Jahre eingespeichert, aus denen es unter Berücksichtigung des aktuellen Wetterberichts den voraussichtlichen Wasserbedarf von Manhattan berechnet«
Jetzt, wo er in Sicherheit war, redete sich Duffy langsam warm.
»Natürlich gibt es ab und zu auch Abweichungen von diesen Vorausberechnungen. Wenn weniger Wasser verbraucht wird, als das Programm errechnet hat, und das Reservoir zu voll ist, dann öffnet der Computer den Hauptschieber und läßt das überschüssige Wasser in die Kanalisation ab. Wird unvorhergesehen viel Wasser verbraucht, dann bleibt der Hauptschieber zu, und die Schleusen in den Bergen werden ferngesteuert geöffnet, damit mehr Wasser ins Reservoir fließt.«
»Tatsächlich?« fragte Waxie abwesend. Er hatte schon bei Duflys zweitem Satz das Interesse an dessen Ausführungen verloren.
»Ich werde jetzt die Automatik des Systems ausschalten und von Hand die Schleusen in den Bergen und den Hauptschieber des Reservoirs öffnen. So wird das Reservoir gleichzeitig gefüllt und in die Kanalisation abgelassen. So einfach ist das. Ich gebe dem Computer den Befehl, eine halbe Million Kubikmeter abzulassen – das entspricht einer halben Milliarde Liter. Sobald das passiert ist, stelle ich das System wieder auf Automatik um.«
»Dann wird das Reservoir also gar nicht geleert?« fragte Waxie.
Duffy lächelte geduldig. »Also ehrlich, Captain, wir wollen doch keinen Wassermangel herbeiführen, oder?
Glauben Sie mir, wir können unseren Zweck auch ohne größere Auswirkungen auf die Bürger erreichen. Ich schätze, daß der Wasserspiegel des Reservoirs um knapp drei Meter fällt, mehr nicht. Die Wasserversorgung von New York ist schon faszinierend. Kaum zu glauben, daß sie bereits vor über hundert Jahren entworfen wurde und unseren heutigen Bedürfnissen noch immer gerecht wird.« Das Lächeln verschwand aus Duffys Gesicht.
»Trotzdem ist das, was wir jetzt vorhaben, noch nie gemacht worden. Sind Sie sicher, daß es auch wirklich sein muß? Das wird eine ganz schöne Flutwelle im Untergrund geben.«
»Sie haben doch gehört, was Chief Horlocker gesagt hat.« erwiderte Waxie und rieb sich seine dicke Nase mit dem Daumen. »Sehen Sie zu, daß auch wirklich alles funktioniert, und überlassen Sie das Denken den anderen.«
»Es wird funktionieren, keine Bange«, erwiderte Duffy verärgert.
Waxie legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Das möchte ich auch hoffen«, sagte er. »Denn wenn es das nicht tut, dann können Sie sich geistig schon mal auf einen Job als Klärwärter einstellen.«
Duffy ließ ein nervöses Lachen los. Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt, Captain, solche Drohungen sind nun wirklich nicht nötig.« Er tippte weiter, während Waxie in dem Raum auf und ab ging. Der uniformierte Polizist stand regungslos an der Tür und schien sich für die Vorgänge nicht im geringsten zu interessieren.
»Wie lange wird es dauern, bis das Wasser in die Kanalisation geflossen ist?« fragte Waxie.
»Etwa acht Minuten.«
»Wie bitte?« grunzte Waxie. »Nur acht Minuten für eine halbe Milliarde Liter?«
»Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann wollen Sie es doch so schnell wie möglich in den untersten Tunnels haben, damit diese auch richtig gut durchgespült werden?«
Waxie nickte.
»Wenn ich das System auf hundertprozentigen Durchfluß stelle, ist die gewünschte Wassermenge in acht Minuten durch die Kanäle gerauscht. Allerdings dauert es fast drei Stunden, bis die hydraulischen Schieber und Schleusen in der richtigen Position sind. Dann machen wir alles auf einmal auf, so daß Wasser aus dem Reservoir fließt und gleichzeitig neues Wasser von den Bergen eingespeist wird. Wie ich Ihnen vorher schon erklärt habe, verhindern wir so ein zu starkes Absinken des Wasserspiegels. Aber das Ganze muß gut koordiniert sein, denn wenn mehr Wasser zu – als abfließt, dann überschwemmen wir womöglich den ganzen Central Park.«
»Dann wollen wir bloß hoffen, daß Sie Ihr Handwerk verstehen, Duffy. Ich will, daß alles genau nach Zeitplan läuft, und zwar ohne Verzögerungen und ohne Pannen.«
Duffys Tippen wurde langsamer.
»Hören Sie endlich auf, sich Sorgen zu machen«,
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