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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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sich mit die halb skelettierten Überreste eines größeren Tieres handeln könnte, möglicherweise eines Pferdes, aber je länger er tastete, desto deutlicher erkannte er, daß er es mit der Leiche eines Menschen zu tun hatte.
    Snow hielt inne und versuchte, seinen rasenden Atem in Zaum zu halten und einen klaren Kopf zu bewahren.
    Sein Training wie sein gesunder Menschenverstand sagten ihm gleichermaßen, daß er den Leichnam nicht einfach hier unten lassen durfte. Er mußte ihn irgendwie nach oben bringen.
    So gut es in dem zähen Schlamm ging, wand Snow seine Sicherungsleine um das Becken und die Oberschenkelknochen des Skelettes und hoffte, daß noch genügend Gewebe daran war, um es beim Aufstieg nicht auseinanderfallen zu lassen. In der Dunkelheit einen Knoten zu machen war alles andere als einfach, zumal man ihm diese Fertigkeit während seiner Ausbildung zum Polizeitaucher nicht beigebracht hatte.
    Snow hatte zwar nicht das Heroin gefunden, dennoch hatte er bei seinem ersten Tauchgang Glück gehabt: Leichen waren immer spektakuläre Funde, die häufig zur Aufklärung eines bislang ungelösten Mordfalls führten. Snow freute sich schon darauf, was der blöde Muskelprotz Fernandez wohl für ein entgeistertes Gesicht machen würde, wenn das Skelett erst einmal oben war. Und das würde hoffentlich bald der Fall sein, denn Snow wollte nun so rasch wie möglich diesen widerlichen Schlamm verlassen.
    Sein Atem ging jetzt in raschen kurzen Stößen. Snow bemühte sich gar nicht mehr, ihn unter Kontrolle zu bekommen. In seinem Anzug war ihm auf einmal bitter kalt, aber er hatte jetzt keine Zeit, mehr isolierende Luft hineinzublasen. Er mußte jetzt unbedingt diesen Knoten binden, doch das glatte Seil rutschte ihm immer wieder aus den Händen. Je verzweifelter er sich abmühte, das Ende der Leine zu einer Schlaufe zu formen, desto mehr mußte er an den meterdicken Schlamm über seinem Kopf, den wirbelnden Schlick und das ölige Wasser darüber denken, das kein Sonnenstrahl zu durchdringen vermochte ...
    Erst nach mehreren Fehlversuchen gelang es Snow schließlich, den Knoten zu schlingen und das Seil zu spannen. Gott sei Dank, das war geschafft. Nun mußte er sich nur noch vergewissern, ob der Knoten auch wirklich hielt, und dann dreimal an der Leine ziehen zum Zeichen, daß er etwas gefunden hatte.
    Dann würde er an der Leine nach oben schwimmen und den grauenvollen schwanen Schlamm hinter sich lassen. Wenn er dann erst einmal wieder festen Boden unter den Füßen hatte, würde er eine halbe Stunde lang duschen, sich besaufen und darüber nachdenken, ob er nicht doch lieber wieder Tauchlehrer werden sollte.
    In einem Monat begann in der Karibik die Hochsaison.
    Snow überprüfte das Seil und schlang es noch einmal um die Kochen des Skeletts. Er führte es dabei durch die Rippen und um die Wirbelsäule, damit sich der Zug gleichmäßiger verteilte und das Knochengerüst beim Hochholen nicht auseinanderbrach. Vielleicht sollte er den Kopf ja noch besonders befestigen, denn der war wichtig, wenn man ein eventuelles Mordopfer identifizieren wollte. Snow tastete sich mit den Händen an den Halswirbeln entlang nach oben und griff mit einemmal ins Leere. Die Leiche hatte keinen Kopf! Instinktiv zog Snow seine Hand zurück und merkte einen Augenblick später mit einem Anflug von Panik, daß er dabei auch die Sicherungsleine losgelassen hatte. Mit beiden Armen ruderte er im Schlamm herum, bis er auf etwas Solides stieß: das Skelett. Vor lauter Erleichterung hätte er es am liebsten umarmt Als er aber an den Knochen entlang nach dem Seil tastete, konnte er es nicht finden.
    Wo war es? Hatte es sich von selbst vom Skelett gelöst? Aber das war unmöglich. Er hatte es doch festgebunden, hatte einen Knoten gemacht und ihn zweimal überprüft Er drehte das Skelett herum und tastete auf der anderen Seite nach dem Seil, als sich sein Luftschlauch in etwas verfing. Snow drehte den Kopf zur Seite, wußte plötzlich nicht mehr, wo er war, und spürte, wie ihm langsam die Taucherbrille vom Gesicht gedrückt wurde und etwas Warmes, Feuchtes an sein Gesicht drang. Auf einmal verklebte ihm zäher Schlamm die Augen und die Nase, und dann wurde Snow schlagartig klar, daß er sich in einer makabren Umarmung mit einem zweiten Skelett befand. Was danach kam, war nichts als blinde, hirnlose, kreischende Panik.
    An Bord des Polizeibootes beobachtete Lieutenant D'Agosta ohne allzu große Anteilnahme, wie der neue Taucher aus dem Wasser gezogen

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