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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Welt, hatte er niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen gesagt? Der Redaktionssekretärin, O’Shaugnessy, seinem Urgroßvater – egal, wem …
    Er ließ sich mit klopfendem Herzen zurücksinken. Sein Atem ging immer hektischer, er ahnte, dass ihm ein Kehlkopfkrampf drohte, wenn er so weitermachte.
    Der Mann mit dem Bowler hatte ihn betäubt und angekettet, so viel war sicher. Zweifellos derselbe Mann, der versucht hatte, Pendergast zu töten. Und wahrscheinlich derselbe, der Puck und die anderen Opfer umgebracht hatte. Alles deutete auf die Handschrift des »Chirurgen« hin.
    Nein, Schluss mit der Mär vom namenlosen »Chirurgen«. Der Mörder hatte einen Namen: Enoch Leng.
    Er hörte Schritte. Ein hässlich knarrendes Geräusch, dann fiel grelles Licht durch den rechteckigen Schlitz in der Stahltür, und als er sich an das blendende Licht gewöhnt hatte, sah er seine schlimmsten Ahnungen bestätigt: Er lag, mit Ketten gefesselt, auf dem Betonboden eines kleinen Kellers.
    Feuchte Lippen schoben sich in den Schlitz, bewegten sich. »Verlieren Sie bitte nicht die Beherrschung!«, hörte Smithback die tiefe Stimme sagen, an die er sich aus seinem Albtraum erinnerte. »Das alles wird bald ausgestanden sein. Es ist sinnlos, an den Ketten zu zerren.«
    Der Schlitz wurde geschlossen, Smithback war wieder von Dunkel umgeben.

All die hässlichen kleinen Schnitte

1
    Der schwere Rolls-Royce glitt geschmeidig durch das nächtliche Dunkel. Über den Marschen des Little Governors Island waberte Nebel, der East River und die Umrisse von Manhattan waren unter einem schmutzig grauen Schleier verborgen. Der Lichtstrahl der Scheinwerfer erfasste ein hohes schmiedeeisernes Tor, auf dem Schild neben der Einfahrt stand
Mount Merci Hospital – Hochsicherheitsbereich
.
    Pendergast ließ das hintere Seitenfenster herunter. Ein bulliger Wachmann kam aus dem Häuschen der Besucherkontrolle auf den Wagen zu, steckte den Kopf in den Rolls und sagte höflich, aber bestimmt: »Die Besuchszeit ist vorüber.« Pendergast zeigte ihm seinen Dienstausweis. Der Wachmann prüfte ihn sorgfältig und fragte in einem Ton, der erkennen ließ, dass FBI-Agents und deren Auftauchen zu ungewöhnlichen Zeiten für ihn Routine waren: »Was kann ich für Sie tun, Special Agent Pendergast?«
    »Ich möchte eine Patientin besuchen.«
    »Nennen Sie mir bitte den Namen?«
    »Pendergast. Miss Cornelia Delamere Pendergast.«
    Betretenes Schweigen, dann wollte der Wachmann wissen: »Geht es um einen dienstlichen Besuch?«
    »Ja.«
    »Gut, ich rufe Dr. Ostrom im Haupthaus an, er hat Nachtdienst. Sie können den Wagen dort drüben parken.«
    Fünf Minuten später gingen Pendergast und der Dienst tuende Arzt, vorn und hinten von je zwei stämmigen Pflegern eskortiert, einen langen Flur hinunter. Die billigen Drucke an den Wänden und die zahlreichen Stellen, an denen Farbschäden mehr schlecht als recht mit ein paar Pinselstrichen übertüncht worden waren, verrieten, dass es sich um eine aus öffentlichen Mitteln unterhaltene Institution handelte. Hundert Jahre zuvor, als insbesondere die gehobenen Kreise ein gewisses Anspruchsdenken entwickelten, war das Mount Merci ein komfortablesSanatorium für zahlungskräftige Tuberkulosekranke gewesen, jetzt war es, nicht zuletzt seiner abgeschiedenen Lage wegen, eine streng gesicherte, geschlossene Anstalt für straffällig Gewordene, die man wegen geistiger Störungen nicht in normalen Haftanstalten unterbringen wollte.
    »Wie geht es ihr?«, erkundigte sich Pendergast.
    Dr. Ostrom zögerte einen Moment. »Unverändert, würde ich sagen«, antwortete er schließlich ausweichend.
    Die nächtliche Prozession hielt vor einer schweren Stahltür mit einem vergitterten Guckfenster an. Zwei Pfleger schlossen auf und bezogen auf dem Flur Posten, die beiden anderen folgten dem Arzt und Pendergast in einen kleinen, karg ausgestatteten Raum. Die Wände waren gepolstert, das Sofa und zwei Stühle mit Plastik bezogen und – ebenso wie der Tisch – auf dem Fußboden verankert. Kein Wandschmuck, keine Uhr, die grellen Leuchtröhren an der Decke waren mit schwerem Maschendraht gesichert. Auf einer Stahltür in der anderen Wand stand in großen Buchstaben:
Vorsicht – Fluchtgefahr
.
    Pendergast nahm auf einem der Plastikstühle Platz, schlug die Beine übereinander und wartete. Die beiden Wärter schlossen die Stahltür auf und schoben kurz darauf einen Rollstuhl mit einer laut protestierenden alten Dame in das Besucherzimmer. Die

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