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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Phantasie hatte sie ihm vorgegaukelt. Bei Gott, nach allem, was er in diesem Haus gesehen und erlebt hatte, war ihm die Lust auf Horrorfilme ein für alle Mal vergangen!
    Er versuchte es noch einmal. »Ich bin froh, dass Sie zufällig vorbeigekommen sind. Wenn Sie mir jetzt noch helfen könnten, den Weg zur Tür …« Jähe Angst schnürte ihm die Kehle zu, seine Stimme versagte.
    Eine Gestalt war in den schwachen Lichtschimmer getreten – in einen schwarzen Mantel gehüllt, mit einem Bowler auf demKopf, die Gesichtszüge vom Dunkel verborgen. In der hochgereckten Hand hielt er ein schweres, altmodisches Skalpell, dessen Klinge bei jeder Bewegung der schlanken Finger unheilvoll zu funkeln schien. Der Mann in Schwarz ließ das Besteck langsam, beinahe liebevoll kreisen. Auch in der anderen Hand blitzte etwas: eine Spritze für subkutane Infusionen. »Ein unverhofftes, aber keineswegs unwillkommenes Vergnügen, Sie zu sehen«, sagte der Mann in Schwarz mit tiefer, seltsam ausgedörrter Stimme, während er unablässig weiter mit dem Skalpell spielte. »Sie sind, in der Tat, gerade im richtigen Augenblick gekommen.«
    Smithbacks angeborener Selbsterhaltungstrieb war stärker als die Angst, die ihn zu lähmen drohte. Er wirbelte herum und rannte los. Wenn es nur nicht so fürchterlich dunkel und der Mann nicht so unheimlich schnell gewesen wäre …
     
    Irgendwann später – er hatte jedes Zeitgefühl verloren – wachte Smithback auf. Er fühlte sich benommen und auf melancholische Weise schläfrig. Langsam erinnerte er sich wieder: Er hatte einen Traum gehabt, einen schrecklichen Traum. Aber das war nun ausgestanden, alles war wieder gut, er musste nur hellwach werden und sehen, dass ein strahlend schöner Herbstmorgen auf ihn wartete. Und wenn die milde Sonne dann den nächtlichen Albtraum in das Unterbewusstsein verbannt hatte, konnte er anfangen, all das zu tun, was er jeden Morgen tat: aufstehen, sich frisch machen, anziehen, beim Griechen um die Ecke frühstücken und seiner täglichen Arbeit nachgehen.
    Aber je wacher er wurde, desto deutlicher merkte er, dass sich die halb in unzusammenhängende Bruchstücke aufgelöste Erinnerung an einen schrecklichen Traum nicht so einfach verscheuchen ließ. Jemand hatte ihn gejagt und überwältigt. In einem stockdunklen Raum in Lengs Haus.
    Lengs Haus? Er schüttelte den Kopf. Und spürte augenblicklich quälenden Schmerz.
    Der Mann mit dem Skalpell war der »Chirurg«. Und er war ihm in Lengs Haus begegnet.
    Irgendetwas hinderte ihn daran, ruhig und regelmäßig zu atmen. Wahrscheinlich der Schock und die Angst. Und plötzlich drängte sich ihm ein Gedanke auf, der alles andere unwichtig werden ließ: Pendergast hatte mit seiner Theorie Recht gehabt. Enoch Leng lebte. Er war der »Chirurg«.
    Und Smithback war in seiner Ahnungslosigkeit mitten in die Höhle des Löwen spaziert! In Lengs Haus! »Gerade im richtigen Augenblick«, hatte der Mann in Schwarz gesagt.
    Er erschrak, als er ein japsendes Geräusch hörte. Bis er merkte, dass es sein eigener hektischer Atem war. Und dass er so hektisch nach Luft schnappte, hatte etwas mit dem Pflaster zu tun, das ihm den Mund verschloss.
    Er zwang sich, ruhig zu bleiben und nachzudenken. Ein muffiger Geruch lag in der Luft, wie nach Schimmel. Es war stockdunkel. Und kalt und feucht. Seine Kopfschmerzen wurden schlimmer. Er wollte die Hand zur Stirn führen, aber das ging nicht, sie wurde mitten in der Bewegung nach unten gerissen. Und auf einmal spürte er, dass die Hand in einer schweren eisernen Fessel lag, die wie zur Bestätigung im selben Augenblick zu klirren begann. Was, zum Teufel, ging hier vor?
    Sein Herzschlag raste. Er raste mit jeder Gedächtnislücke, die sich füllte, immer heftiger. Diese Stimme aus dem Dunkel. Ihr Echo, das in den hohen, großen Räumen widerhallte. Der Mann in Schwarz, der auf einmal aus dem Dunkel getreten war. Das blitzende Skalpell …
    O Gott, war es wirklich Leng? Nach hundertdreißig Jahren? Panische Angst befiel ihn, er versuchte aufzustehen, aber noch ehe die Ketten klirrten, riss ihn eine unsichtbare Kraft zurück. Er war splitternackt an Armen und Beinen auf den Boden gekettet, über seinem Mund klebte ein dickes Pflaster.
    Das konnte nicht wahr sein! Eine Wahnvorstellung vernebelte ihm das Gehirn!
    Und dann fiel ihm ein: Er hatte niemandem gesagt, dass er sich am Riverside Drive umsehen wolle. Niemand ahnte etwas davon, also würde ihn auch niemand vermissen. Warum, um alles in der

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