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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Gummipuffer, mit denen sämtliche Metallteile des Rollstuhls verkleidet waren, verbargen barmherzig, dass sie mit Lederriemen an den Stuhl gefesselt war.
    Für ihr Taftkleid und die mit Schmuckknöpfen verzierten Schuhe hatte offensichtlich die Mode der viktorianischen Zeit Pate gestanden. Als sie Pendergast entdeckte, verstummte ihr zorniger Protest augenblicklich.
    »Heben Sie meinen Schleier!«, befahl sie den beiden Wärtern in herrischem Ton. Sie musterte Pendergast eine geraume Weile, dann lief ein kaum merkliches Zittern über ihr eingefallenes, von Leberflecken übersätes Gesicht.
    Pendergast wandte sich zu Dr. Ostrom um und bat ihn: »Würden Sie uns freundlicherweise allein lassen?«
    Der Arzt deutete mit einem Schulterzucken höfliches Bedauern an. »Jemand muss als Aufsicht dableiben. Und bitte halten Sie Abstand zu der Patientin, Mr. Pendergast.«
    »Bei meinem letzten Besuch wurde mir gestattet, mich unter vier Augen mit meiner Tante zu unterhalten.«
    Ostroms Ton wurde unverhohlen schärfer. »Ich darf Sie daran erinnern, dass es bei Ihrem letzten Besuch …«
    »Das nehme ich in Kauf«, fiel ihm Pendergast ins Wort.
    »Nun, Ihr Besuch findet zu einer recht ungewöhnlicher Stunde statt. Wie lange werden Sie brauchen?«
    »Fünfzehn Minuten.«
    »Einverstanden.« Ostrom zog sich ein Stück zurück und bedeutete den Wärtern, es ihm gleichzutun.
    Pendergast wollte mit dem Stuhl automatisch näher an den Rollstuhl heranrücken, erst im letzten Moment fiel ihm ein, dass die Verankerung das nicht zuließ.
    »Wie geht es dir, Tante Cornelia?«
    Die alte Dame beugte sich vor und flüsterte mit heiserer Stimme: »Mein lieber Junge, wie schön, dich zu sehen. Darf ich dir einen Tee anbieten? Mit Sahne und Zucker?«
    Einer der Wärter kicherte leise, Ostrom brachte ihn mit einem strengen Blick zum Schweigen.
    »Nein, danke, Tante Cornelia.«
    »Ach, mein Junge, der Service lässt hier von Jahr zu Jahr mehr zu wünschen übrig. Es ist eben heutzutage schwierig, gutes Personal zu finden. Warum bist du nicht schon eher gekommen, Junge? Du weißt doch, dass ich in meinem Alter keine anstrengenden Reisen mehr unternehmen kann.«
    Pendergast wollte sich vorbeugen, aber Ostrom griff sofort ein. »Nicht so nahe, Mr. Pendergast, wenn ich bitten darf.« Pendergast lehnte sich folgsam zurück. »Ich hatte sehr viel Arbeit, Tante Cornelia.«
    »Arbeit!«, schnaubte die alte Dame. »Arbeit ist etwas für die Mittelklasse. Die Pendergasts arbeiten nicht.«
    Pendergast senkte die Stimme. »Ich fürchte, wir müssen unsein wenig beeilen, Tante Cornelia. Ich möchte dir ein paar Fragen stellen. Über deinen Onkel Antoine.«
    Die alte Dame schürzte missbilligend die Lippen. »Antoine? Man hat mir gesagt, er sei nach Norden gezogen, nach New York City. Ist ein Yankee geworden. Aber das war vor vielen Jahren, lange vor meiner Geburt.«
    »Erzähl mir bitte alles, was du über ihn weißt.«
    »Ach, Junge«, sagte die alte Dame seufzend, »die Geschichten über ihn hast du bestimmt schon alle gehört. Es ist für uns alle ein unerfreuliches Thema. Aber wenn du’s unbedingt willst: Er hat den alten Familienfluch geerbt, den Wahnsinn.«
    »Wie hat sich dieser Wahnsinn bemerkbar gemacht, Tante Cornelia?«
    »Nun ja, er hat schon als Junge bedenkliche Veranlagungen erkennen lassen. Er war ein aufgeweckter Bursche, weißt du, klug und wortgewandt, aber immer recht merkwürdig. Schon mit sieben konnte ihn niemand beim Backgammon oder Schach schlagen. Beim Whist hat er alle durch seine raffinierten Spielzüge verblüfft, und beim Auktionsbridge war es, wie man mir erzählt hat, genauso. Dazu kam sein beängstigendes Interesse an den Naturwissenschaften. Er hat angefangen, sich eine kleine Sammlung zuzulegen, sein Zimmer war mit widerlichen Dingen voll gestopft: Insekten, Schlangen, Fossilien, Knochen und Gott weiß was alles. Und er hat sich, wie sein Vater, für Elixiere, Stärkungsmittel und Chemikalien interessiert, sogar für Gifte.«
    Ostrom räusperte sich. »Mr. Pendergast, wir sollten die Patientin nicht über Gebühr emotionalen Anstrengungen aussetzen.«
    »Zehn Minuten«, bat sich Pendergast aus.
    »Na gut, aber nicht länger.«
    Die alte Dame fuhr fort: »Nach der Tragödie mit seiner Mutter wurde er trübsinnig und verschlossen. Er hat den lieben langen Tag Chemikalien gemischt und geheimnisvolleTränke angerührt. Aber ich nehme an, der Grund für diese abartige Faszination ist dir bekannt.«
    Penderson nickte.
    »Er hat

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