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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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diesem Tag geschlossen hielt, und natürlich hatten sich auch etliche Arbeiter von Gro-Bain eingefunden. Fehlte nur noch, dass die Tür aufflog und Art Ridder sich persönlich unter das gemeine Volk mischte!
    Das Problem, an dem Smit Ludwig herumnagte, ließ sich auf die schlichte Frage reduzieren, wie er an neue Informationen kommen konnte, mit deren Hilfe er die Story über die Ereignissein Medicine Creek in seinem Lokalblättchen weiterspinnen konnte. Gute Reporter bleiben immer am Ball, und sein Gespür sagte ihm, dass er ein guter Reporter war. Er musste nur an seine Artikel über den Fluch der Fünfundvierzig, den skalpierten Gasparilla und die Aufbahrung von Sheila Swegg inmitten eines Walls aus Indianerpfeilen denken – lauter Themen, mit denen er die Gerüchteküche zum Brodeln gebracht hatte. Oder die Berichte über den Aufruhr in der Lutheranerkirche und das mysteriöse Verschwinden von Chauncy. Aber das waren Lorbeeren von gestern und vorgestern, er konnte nicht einfach die alten Kamellen aufwärmen, er brauchte einen neuen Knüller. Und er brauchte ihn schon für die Ausgabe von morgen.
    Ein guter Reporter würde nicht im
Maisie’s
sitzen und Kaffee schlürfen, hielt er sich vor. Ein guter Reporter hätte das Ohr am Pulsschlag der kleinen Welt von Medicine Creek gehabt, er hätte Hazen so lange mit Fragen gelöchert, bis er den Dingen auf den Grund gekommen war. Aber dieser sture Sheriff ließ sich ja kein Wort entlocken, nicht mal die Uhrzeit!
    Es war zum Mäusemelken! Da hatte er endlich mal eine Aufsehen erregende, sensationelle Story in den Fängen, und ausgerechnet jetzt kam er nicht weiter. Er, Ludwig, hatte die ganze Sache ins Rollen gebracht, also stand es ihm zu, die Story zu Ende zu erzählen. Mein Gott, er hatte es sich verdient! Mit zweiundsechzig wollte er endlich mal einen richtigen Knüller landen, ehe er sich zur Ruhe setzte. War es zu viel verlangt, wenn er sich wünschte, dass seine Enkel und Urenkel in den vergilbten Seiten des
Courier
blätterten und sich voller Stolz erzählten: »Unser Großvater war’s, der damals die Morde aufgeklärt hat. Oh Mann, das war noch ein Reporter vom alten Schrot und Korn gewesen!«
    Der schöne Tagtraum verblasste, als ein junger Mann auf den Barhocker neben ihm kletterte und ihm die Hand hinstreckte: eins der forschen, unverbrauchten Bürschchen, dienoch große Rosinen im Kopf hatten. »Joe Rickey,
Boston Globe
. Smit Ludwig vom
Cry County Courier
, vermute ich?« Ludwig nickte, schüttelte die dargebotene Hand und murmelte ein unverbindliches »Freut mich«.
    »Na, wie schmeckt Ihnen die Affenhitze?«
    »Ich hab schon heißere Tage erlebt.«
    »Tatsächlich? Ich nicht.« Das Jüngelchen zog eine Papierserviette aus dem Spender und tupfte sich die Schläfen ab.
    »Ich bin seit zwei Tagen hier, aber ich komm einfach nicht an den Kern der Story ran. Dabei habe ich meinem Herausgeber versprochen, etwas Besonderes abzuliefern. Sie wissen schon: einen Artikel über das wahre Amerika. So heißt die Kolumne, für die ich schreibe: das wahre Amerika. Die Leute in Boston lesen gern etwas über die Vorkommnisse in anderen Teilen das Landes. Zum Beispiel über den Mann, der gebuttert und gezuckert bei lebendigem Leib gesotten wurde.« Er schüttelte sich, aber Smit Ludwig sah ihm an, dass es ein wohliges Schaudern war.
    Ludwig musterte das Bürschchen angelegentlich. Irgendwie erinnerte ihn der Junge an die Zeit, als er selber noch vierzig Jahre jünger gewesen war. So jung und schon beim
Boston Globe?
Der Junge musste was auf dem Kasten haben. Hatte sein Handwerk wahrscheinlich an der Journalistenschule erlernt. Nur, jetzt bekam er Tuchfühlung mit dem wahren Alltag des wahren Amerika, und da war er mit seinem Latein am Ende.
    »Die Sache hat nur einen Haken«, fuhr Joe Rickey fort.
    »Euer stiernackiger Sheriff und die Trooper bringen die Zähne nicht auseinander. Aber Sie sind von hier, Sie wissen bestimmt, wo die Leichen vergraben sind, um es mal flapsig zu formulieren. Habe ich Recht?«
    »Ja, könnte man sagen.« Ludwig dachte nicht daran, dem Bürschchen auf die Nase zu binden, dass auch er auf dem Trockenen saß.
    »Ich werde mir verdammt viel Ärger einhandeln, wenn ich mit leeren Händen zum
Globe
zurückkomme.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Ich meine, es war ja meine Idee. Ich hab mir die Zunge fransig reden müssen, bis sich mein Herausgeber darauf eingelassen hat.«
    Ludwig konnte die missliche Situation des Jungen nachfühlen. Es wäre ihm

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