Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens
Entscheidung selbst ermordet worden.
Einen deutlicheren Wink konnte es gar nicht geben. Sie hatten es nicht mit einem Serienmörder zu tun. Nein, der Täter handelte aus ganz anderen, sehr persönlichen Motiven. Es war jemand, der viel zu verlieren hatte, wenn das Versuchsfeld in Medicine Creek angelegt wurde. Also stammte er auch nicht, wie Pendergast glaubte, aus ihrer Stadt, sondern aus Deeper. Dieser Ort war größer, der wirtschaftliche Niedergang hätte ihn härter getroffen. In Deeper hatten sie keine Truthahnschlachterei, die einzige Erwerbsquelle waren die Maisfelder.
Für den Mörder aus Deeper gab es nur eine Wahl: töten – oder getötet werden.
Hazen zuckte zusammen. »Konnten Sie mir folgen?«, schrie Ridder ihn an.
Hazen sah ihn gelangweilt an. »Art, ich muss mich um wichtigere Dinge kümmern.«
»Verdammt, Sie haben mir gar nicht zugehört, geben Sie es zu!«
Hazen legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich werde die Morde aufklären, Art, verlassen Sie sich drauf! Und es könnte gut sein, dass Medicine Creek dann doch das Versuchsfeld bekommt. Warten wir’s ab!«
»Und wie, zum Teufel, wollen Sie das hinkriegen?«
Aber da war Hazen schon zu seinem Dienstwagen unterwegs. Ridder heftete sich an seine Fersen, er hoffte immer noch auf eine Antwort. Hazens Hand lag auf dem Türgriff des Wagens, als er sich endlich zu ihm umdrehte. »Übrigens, was Sie über Pendergast gesagt haben…Sie haben Recht, er hat uns das ganze Problem eingebrockt.«
»Sie meinen, er ist der Mörder?«
Hazen zog die Tür auf. »Reden Sie keinen Blödsinn, Mann! Der Kerl ist natürlich kein Mörder, aber er hat uns mit seiner Theorie von einem Serienmörder auf die völlig falsche Fährte gelockt. Und damit, dass er steif und fest behauptet, es müsse jemand aus unserer Stadt sein. Seine Ermittlungen beruhen von Anfang an auf falschen Annahmen. Eine Zeit lang hat er mich damit verwirrt. Ich hab nicht mehr klar gedacht und sogar an meinem Instinkt gezweifelt.«
»Wovon reden Sie überhaupt?«
»Ich kann’s nicht fassen, dass mir das nicht schon früher klar geworden ist.«
»Was ist Ihnen nicht klar geworden?«
Hazen grinste nur und gab Ridder einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. »Verlassen Sie sich drauf, Art, ich werd das Kind schon schaukeln!«
Er schwang sich in den Dienstwagen und nahm das Funkgerät aus der Halterung. Pendergast war mutterseelenallein nach Medicine Creek gekommen, ohne Auto, ohne Fahrer, ohne einen Kollegen, und er hatte keine Verbindung mit dem FBIBüro in Dodge aufgenommen. Also handelte der verdammte Dickkopf auf eigene Faust, ohne Legitimation. Es wurde höchste Zeit, seinem Treiben ein für alle Mal ein Ende zu setzen!
Er schaltete das Funkgerät ein. »Harry? Hier ist Sheriff Hazen aus Medicine Creek. Es geht um die Morde. Kennst du jemanden beim FBI-Büro in Dodge, der in einer so gehobenen Position ist, dass er mir einen Gefallen tun könnte?« Er hörte eine Weile interessiert zu, dann drückte er wieder die Sprechtaste und sagte sichtlich erleichtert: »Danke, Harry, hab vielen Dank!«
Erst als er das Funkgerät weglegte, merkte er, dass Ridder den hochroten Kopf durchs offene Wagenfenster geschoben hatte, wahrscheinlich schon die ganze Zeit über.
»Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun!«, schnaufte der Gro-Bain-Bossschwitzend. »Die Zukunft von Medicine Creek hängt davon ab!«
Hazen grinste ihn breit an. »Mögen alle Ihre Träume wahr werden, Art.«
Er startete den Motor und preschte los. Es war zwar keine Tagesreise bis Dodge, aber ein Katzensprung war’s auch nicht.
34
Smit Ludwig kam sich an Maisies Tresen wie auf dem Abstellgleis vor, aber an dem Ecktisch, an dem er sonst immer saß, hatte sich eine Gruppe Reporter breit gemacht, die lautstark Klatsch, Gerüchte und angeblich todsichere Informationen austauschten. Associated Press, tippte Ludwig, obwohl sie genauso gut vom
National Enquirer
oder den
Weekly World News
kommen konnten. Sie gaben eindeutig den Ton an, und der Geräuschpegel näherte sich inzwischen dem einer Bar in New York City. Sie waren bei jedem neuen Mord in der Stadt eingefallen und fühlten sich hier offenbar mittlerweile wie zu Hause. Dabei wäre das Lokal schon mit Leuten aus der Stadt brechend voll gewesen. Ludwig registrierte Mrs. Bender Lang und ihre aufgetakelten, ein wenig halbseiden wirkenden Busenfreundinnen. Auch Ernie, der Automechaniker, hatte seine Kumpel um sich geschart. Swede Cahill war gekommen, der das
Wagon Wheel
an
Weitere Kostenlose Bücher