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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Grabräuberei! Werden die Toten denn nie ihre Ruhe finden?« Und dann sah er Pendergast lauernd an. »Sie haben mir immer noch nicht gesagt, was das mit mir zu tun hat?«
    »Wenn ich das richtig sehe, sind der historische Hintergrund der Grabhügel und das Medicine-Creek-Massaker eng miteinander verwoben. Die Einheimischen sprechen in diesem Zusammenhang vom Fluch der Fünfundvierzig. Und nahe der Leiche wurden, wie Sie vermutlich wissen, etliche alte Cheyennepfeile vorgefunden.«
    Brushy Jim schien lange nachzudenken, dann fragte er: »Was für Pfeile waren das?«
    »Der Schaft bestand aus Rohr, die Federn stammten von den Schwanzfedern junger Seeadler, die Spitzen waren aus Feuerstein und rotem Jaspis vom Big Horn geschliffen, was dem Typ zwei des so genannten Einfachen Cimarron entspricht. Übrigens wiesen alle Fundstücke einen bemerkenswert guten Zustand auf. Sie dürften etwa aus dem Jahr des Massakers stammen.«
    Brushy Jim stieß einen leisen Pfiff aus und hüllte sich dann so lange in nachdenkliches Schweigen, dass Pendergast sich bemüßigt fühlte, ihn sanft in die Gegenwart zurückzuholen.
    »Mr. Draper?«
    Der Alte verharrte lange in düsterem Schweigen, aber schließlichraffte er sich dazu auf, die Geschichte seines Urgroßvaters zu erzählen.
    »Vor dem Sezessionskrieg war der Südwesten von Kansas nahezu unbesiedelt, in dem Gebiet lebten nur Cheyenne, Arapaho, Pawnee und Sioux. Die einzigen Weißen, mit denen sie in Berührung kamen, waren Siedler, die auf dem Santa Fe Trail nach Westen durchzogen. Aber die Besiedlung war unaufhaltsam, sie breitete sich von der Grenze her aus, und die verlief damals in dem Gebiet, das wir heute das östliche Kansas nennen. Die Neuankömmlinge warfen ein begehrliches Auge auf die Täler des Cimarron River, des Arkansas, des Crooked Creek und des Medicine Creek. Als dann der Bürgerkrieg ausbrach und alle Männer im wehrfähigen Alter Soldaten wurden, hatten die Siedler niemanden mehr, der sie beschützen konnte. Sie waren nicht eben zimperlich mit den Indianern umgesprungen, und jetzt wurde ihnen das heimgezahlt. Überall entlang der Grenze gab es Überfälle durch Indianer. Dann endete der Bürgerkrieg, die Soldaten kamen verarmt und verbittert nach Hause. Sie hatten erlebt, was Krieg bedeutet. Und Krieg, Mr. Pendergast, vernebelt den Männern oft den Verstand, bis sie sich einbilden, jede Art von Gewalt sei erlaubt.«
    Brushy Jim brauchte eine Verschnaufpause, um gegen seine belegte Kehle anzuhüsteln.
    »Nun ja, als sie wieder zu Hause waren, fingen sie an, Selbstschutzgruppen zu bilden, um die Indianer zu vertreiben und sich das Land ihrer Siedlungen zurückzuerobern. ›Das Land säubern‹ nannten sie das. Eine dieser Gruppen – sie nannten sich Die Fünfundvierzig – bildete sich drüben in Dodge. Das heißt, Dodge gab es damals natürlich noch nicht, es gab nur die Farm der Hickson-Brüder. Fünfundvierzig Männer waren es, einige von ihnen gehörten zum übelsten Abschaum der Menschheit, Straßenräuber und Mörder, die man aus den Städten weiter östlich vertrieben hatte. Mein Urgroßvater, Isaiah Draper, war gerade mal ein Bürschchen von sechzehn,kaum aus den kurzen Hosen herausgewachsen; er ist blindlings in die Gruppe hineingestolpert. Ich nehme an, es hat ihn gewurmt, dass er den Krieg verpasst hatte, und da hat er sich wohl gedacht: Wenn du nicht zu spät kommen willst, ist jetzt die letzte Gelegenheit, um zu beweisen, dass du ein Mann und ein ganzer Kerl bist.«
    Brushy Jim griff nach der Coladose und nahm schlürfend einen tiefen Schluck.
    »Wie auch immer, im Juni 65 brachen Die Fünfundvierzig zu einem Streifzug auf, südlich der Berge von Kanada und den Cimarron entlang, bis zu der Engstelle, an der Oklahoma beginnt. Fast alle Männer waren Bürgerkriegsveteranen, sie verstanden sich auf den Kampf gegen berittene Truppen. Sie waren durch die Hölle gegangen und harte Burschen ohne Skrupel geworden. Aber sie waren auch Feiglinge, sonst hätten sie den Sezessionskrieg nicht überlebt. Sie rochen es, wenn die Luft allzu bleihaltig wurde, und wussten, wann es Zeit war, sich in die Büsche zu schlagen. Den offenen Kampf gegen die Indianer überließen sie den regulären Truppen, sie warteten lieber die Nacht ab, überfielen Indianerdörfer und schlachteten alle ab, die sie dort antrafen, also hauptsächlich Frauen und Kinder. Sie kannten keine Gnade, ihre Parole war: Aus Nissen werden Läuse. Selbst Babys verschonten sie nicht, nur, die spießten sie

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