Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
den Abzug aus. Es geschah nichts.
Er drückte eine andere Taste, zielte auf den Kürbis und löste erneut den Abzug aus. Abermals nichts.
Soweit er wusste, war das Gerät bei ihrer Flucht beschädigt worden, als er es ins Gebüsch geschleudert hatte. Er fummelte an den Tasten herum, löste wieder und wieder den Abzug aus und hoffte, dem Gerät wenigstens ein leises Summen zu entlocken, um so die Funktionsfähigkeit zu demonstrieren. Aber das Gerät blieb stumm.
»Ich glaube, wir haben genug gesehen«, sagte Esposito mit leiser Stimme.
Langsam, unsäglich langsam zog D’Agosta den Segeltuchsack über die Waffe. Auf dem Gesicht des Colonnello spiegelte sich nicht mehr nur Skepsis, sondern nun auch ungläubiger Zorn und eine Spur von Mitleid wider. D’Agosta wich seinem bohrenden Blick aus.
Fosco hatte sich über die Schulter des Colonnello gebeugt und fixierte den Sergeant ebenfalls mit starrem Blick. Dann zog er langsam und mit Bedacht ein an einer Kette hängendes, nachgearbeitetes Medaillon aus der Westentasche und tätschelte es mit seiner plumpen Hand wie einen guten, vertrauten Freund.
D’Agosta erkannte das Medaillon auf der Stelle wieder. Eine heiße Schockwelle durchlief ihn: Es war das Medaillon mit dem lidlosen Auge und dem der Asche entstiegenen Phönix – Pendergasts Medaillon! Es war ihm sofort klar, welche Botschaft ihm Fosco dadurch übermitteln wollte.
»Du Bastard!« Er wollte sich wütend auf den Grafen stürzen, die Carabinieri konnten ihn mit Mühe zurückhalten und an die gegenüberliegende Wand drängen.
»Der verdammte Mistkerl! Das ist Pendergasts Amulett! Da haben Sie den Beweis, dass er ihn getötet und sich das Medaillon angeeignet hat!«
»Sind Sie unverletzt?«, fragte Esposito den Grafen, ohne D’Agosta Beachtung zu schenken.
»Danke, mir geht es gut«, sagte Fosco, lehnte sich zurück und fuhr sich über seine imposante Leibesfülle. »Ich war nur erschrocken. Und um das ein für alle Mal klarzustellen …« Er drehte das Medaillon um und zeigte dem Colonnello und den Carabinieri sein eingraviertes Familienwappen. Esposito betrachtete es ausführlich, wandte sich um und musterte D’Agosta mit starrem Blick. D’Agosta, von sechs Männerarmen umklammert, versuchte sich zu beruhigen. Die Art, wie Fosco ihn vorhin angeschaut hatte … Es gab keinen Zweifel: Pendergast war tot.
Esposito streckte Fosco die Hand hin. »Wir werden jetzt gehen, Graf«, sagte Esposito. »Bemühen Sie sich nicht, uns hinauszugeleiten.« Und damit verließ er mit einer tiefen Verbeugung den Raum, ohne D’Agosta eines Blickes zu würdigen.
Die Carabinieri gaben die Arme des Sergeants frei. D’Agosta schulterte seinen Segeltuchsack und eilte zum Tor. Vor seinen Augen hing roter Nebel. Kurz vor dem Tor blieb er stehen und drehte sich zu Fosco um. »Sie sind ein toter Mann«, brachte er mühsam heraus, dann versagte ihm die Stimme.
Fosco blieb ihm nichts schuldig. Er starrte genauso finster zurück. Seine breiten Züge und die feuchten Lippen zerflossen zu einem diabolischen Grinsen. So hatte D’Agosta ihn noch nie erlebt. Es war ein Gemisch aus Bösartigkeit, Triumph und grotesk verzerrtem inneren Jubel. Es wäre ihm nicht klarer geworden, wenn der Graf es laut ausgesprochen hätte: Er hatte Pendergast ermordet.
Und dann war das breite Grinsen hinter einer Wolke aus Zigarrenqualm verschwunden.
Colonnello Esposito sagte kein Wort, während sie entlang der Blumenrabatte und dem gepflegten Rasen auf das Tor des inneren Bereichs zugingen. Auch als die Wagenkolonne schon die schmale, von Zypressen und Olivenhainen gesäumte Bergstraße hinunterfuhr, blieb er stumm wie ein Fisch. Erst als sie in die Hauptstraße nach Florenz abbogen, drehte er sich zu D’Agosta um.
»Ich habe Sie falsch eingeschätzt, Sir«, sagte er mit leiser, eisiger Stimme. »Ich habe Sie willkommen geheißen, Ihnen mein Vertrauen geschenkt und Sie, wo ich nur konnte, in jeder Weise unterstützt. Zum Dank dafür haben Sie sich der Lächerlichkeit preisgegeben und mich und meine Männer in eine peinliche Situation gebracht. Ich kann von Glück sagen, wenn der Graf wegen dieser Invasion seines Anwesens und der gegen ihn persönlich vorgebrachten Beschuldigungen nicht an höherer Stelle eine Beschwerde vorbringt.«
Er beugte sich ein wenig näher zu dem Sergeant hinüber.
»Von diesem Augenblick an sind Ihre offiziellen Privilegien erloschen. Es wird eine Weile dauern, bis Sie in Italien zur Persona non grata erklärt
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