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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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oberflächlich betrachtet, die Einfachheit selbst zu sein. Auch hochintelligente Menschen ließen sich damit an der Nase herumführen – doch nur dann, wenn man mit größter Umsicht und Finesse vorging.
    »Ich werde Sie nun durch einige simple Visualisierungstechniken führen. Die Sache ist ganz einfach und hat nichts mit Hypnose zu tun. Es geht nur darum, Sie in einen ruhigen und fokussierten Bewusstseinszustand zu versetzen, damit Sie für meine Fragen empfänglich sind. Sind Sie damit einverstanden, Aloysius? Ich darf Sie doch beim Vornamen nennen, nicht wahr?«
    »Sie dürfen, und ich stehe Ihnen zur Verfügung, Dr. Krasner. Meine einzige Sorge besteht darin, dass ich Ihnen möglicherweise nicht die gewünschte Information liefern kann, weil ich nicht glaube, dass es sie gibt.«
    »Darüber machen Sie sich nur keine Sorgen. Entspannen Sie sich einfach, folgen Sie meinen Anweisungen und beantworten Sie die Fragen, so gut Sie können.«
    Entspannen. Glinn ahnte, dass das so ungefähr das Letzte war, wozu Pendergast in der Lage sein würde, wenn Krasner erst einmal losgelegt hatte.
    »Wundervoll. Nun werde ich das Licht ein wenig dimmen und bitte Sie, die Augen zu schließen.«
    »Wie Sie wünschen.«
    Es wurde dunkler im Zimmer.
    »Nun wollen wir drei Minuten schweigen«, sagte Krasner. Die Minuten verstrichen in quälender Langsamkeit.
    »Fangen wir an.« Inzwischen sprach Krasner mit leiser, samtiger Stimme. Noch ein langes Schweigen entstand, dann fuhr er fort. »Atmen Sie langsam ein. Halten Sie den Atem an. Jetzt noch langsamer ausatmen. Noch einmal. Einatmen, halten, ausatmen. Entspannen. Sehr gut. Stellen Sie sich nun vor, Sie befänden sich an Ihrem Lieblingsort auf der ganzen Welt, dort, wo Sie sich am meisten zu Hause fühlen. Lassen Sie sich eine Minute Zeit, um sich dorthin zu versetzen. Drehen Sie sich nun um und betrachten Sie Ihre Umgebung. Atmen Sie die Luft ein. Nehmen Sie die Gerüche, die Geräusche wahr. Und nun sagen Sie mir: Was sehen Sie?«
    Kurzes Schweigen. Glinn beugte sich noch näher an den Monitor.
    »Ich befinde mich auf einem großen Rasen, am Rande eines alten Buchenwaldes. Am anderen Ende des Rasens steht ein Sommerhaus. Im Westen, dort, wo der Bach entlangfließt, sehe ich einen Garten und eine Mühle. Der Rasen führt leicht hügelan zu einem Herrenhaus, das im Schatten von Ulmen liegt.«
    »Was ist das für ein Haus?«
    »Ravenscry. Das Anwesen meiner Großtante Cornelia.«
    »In welchem Jahr befinden Sie sich? Zu welcher Jahreszeit?«
    »Wir schreiben 1972, die Iden des August.«
    »Wie alt sind Sie?«
    »Zwölf.«
    »Atmen Sie noch einmal tief ein. Was riechen Sie?«
    »Frischgemähtes Gras und einen Hauch der Peonien aus dem Garten.«
    »Was hören Sie?«
    »Eine Schwarzkehl-Nachtschwalbe. Das Rascheln von Buchenlaub. Das ferne Gemurmel von Wasser.«
    »Gut. Sehr gut. Nun stehen Sie bitte auf. Steigen Sie auf vom Boden, steigen Sie hinauf… Schauen Sie hinab, während Sie aufsteigen. Sehen Sie den Rasen, das Haus, von oben?«
    »Ja.«
    »Steigen Sie nun weiter auf. Dreißig Meter. Sechzig Meter. Blicken Sie wieder hinab. Was sehen Sie?«
    »Das große, weitläufige Herrenhaus, die Remise, die Gartenanlagen, die Rasenflächen, die Mühle, den Forellenteich, die Baumschule, die Gewächshäuser, den Buchenwald und den Fahrweg, der zum Tor hinunterführt. Die Grundstücksmauer.«
    »Und dahinter?«
    »Die Straße nach Haddam.«
    »Stellen Sie sich nun vor, es sei Nacht.«
    »Es ist Nacht.«
    »Stellen Sie sich vor, es sei Tag.«
    »Es ist Tag.«
    »Verstehen Sie, dass Sie alles unter Kontrolle haben, dass sich dies alles in Ihrer Vorstellung abspielt, dass nichts davon wirklich ist?«
    »Ja.«
    »Während der Befragung müssen Sie das immer im Kopf behalten. Sie haben alles im Griff, und nichts, was passiert, ist real. Es spielt sich alles in Ihrer Phantasie ab.«
    »Das verstehe ich.«
    »Verteilen Sie, dort unten, auf dem Rasen, die Angehörigen Ihrer Familie. Wer sind sie? Nennen Sie bitte ihre Namen.«
    »Mein Vater Linnaeus. Meine Mutter Isabella. Meine Großtante Cornelia. Cyril, der Gärtner, der etwas abseits arbeitet…«
    Es entstand eine lange Pause.
    »Sonst noch jemand?«
    »Und mein Bruder Diogenes.«
    »Wie alt ist er?«
    »Zehn.«
    »Was tun Ihre Familienangehörigen gerade?«
    »Sie stehen dort herum, wohin ich sie gestellt habe.« Pendergasts Stimme klang trocken und ironisch. Glinn war sofort klar, dass Pendergast seine ironische Distanz wahren und versuchen

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