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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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würde, diese so lange wie irgend möglich aufrechtzuerhalten.
    »Versetzen Sie Ihre Angehörigen in irgendeine Art typische Tätigkeit«, fuhr Krasner mit leiser Stimme fort. »Was tun sie jetzt?«
    »Sie haben soeben ihr Picknick draußen auf dem Rasen beendet.«
    »Nun lassen Sie sich bitte hinabschweben. Langsam. Gesellen Sie sich zu ihnen.«
    »Ich bin dort.«
    »Was genau tun Ihre Familienangehörigen?«
    »Das Picknick ist vorbei, und Großtante Cornelia reicht einen Teller mit Petits Fours herum. Sie hat sie aus New Orleans hierher kommen lassen.«
    »Schmecken die Petits Fours gut?«
    »Selbstverständlich. Großtante Cornelia hat die höchsten Ansprüche.« Pendergast triefte nur so vor Ironie, und Glinn fragte sich, was es mit dieser Großtante Cornelia wohl auf sich hatte. Er blickte auf eine kurze Zusammenfassung in Pendergasts Akte, blätterte kurz darin und fand die Antwort auf seine Frage. Es lief ihm kalt den Rücken herunter. Rasch klappte er den Ordner zu – im Augenblick lenkte es ihn nur ab.
    »Was für eine Sorte Tee haben Sie genommen?«, fragte Krasner.
    »Großtante Cornelia trinkt ausschließlich T-G.-Tips, den sie sich aus England schicken lässt.«
    »Schauen Sie sich nun auf der Picknickdecke um. Betrachten Sie alle Personen. Schauen Sie sich um, bis Ihr Blick auf Diogenes fällt.«
    Langes Schweigen.
    »Wie sieht Diogenes aus?«
    »Groß für sein Alter, blass, mit sehr kurzen Haaren, die Augen verschiedenfarbig. Er ist sehr schlank, und seine Lippen sind übermäßig rot.«
    »Diese Augen – blicken Sie tief in sie hinein. Sieht er Sie an?«
    »Nein. Er hat den Kopf abgewendet. Er mag es nicht, wenn man ihn anstarrt.«
    »Starren Sie ihn weiter an. Ganz direkt.«
    Ein noch längeres Schweigen. »Ich habe den Blick abgewendet.«
    »Nein. Erinnern Sie sich: Sie haben die Szene unter Kontrolle. Schauen Sie Ihren Bruder weiter an.«
    »Ich weigere mich.«
    »Sprechen Sie mit Ihrem Bruder. Sagen Sie ihm, er soll dafür sorgen, dass Sie mit ihm sprechen möchten.«
    Noch ein weiteres, diesmal längeres Schweigen. »Das habe ich getan.«
    »Sagen Sie ihm, dass er mit Ihnen zum Sommerhaus gehen soll.«
    »Er weigert sich.«
    »Er kann sich nicht weigern. Sie kontrollieren sein Verhalten.«
    Glinn erkannte, sogar auf dem Computermonitor, dass sich auf Pendergasts Stirn ein dünner Schweißfilm gebildet hatte. Jetzt geht’s los, dachte er.
    »Sagen Sie Diogenes, dass im Sommerhaus ein Mann auf ihn warte, der Ihnen beiden ein paar Fragen stellen möchte. Ein Dr. Krasner. Sagen Sie ihm das.«
    »Ja. Er ist einverstanden, den Doktor zu empfangen. Er ist neugierig.«
    »Entschuldigen Sie sich, und gehen Sie zum Sommerhaus. Wo ich warte.«
    »In Ordnung.«
    Kurzes Schweigen. »Sind Sie dort?«
    »Ja.«
    »Gut. Und was sehen Sie jetzt?«
    »Wir sind drin. Mein Bruder steht dort, Sie sind da, ich bin da.«
    »Gut. Wir bleiben stehen. Ich werde Ihnen und Ihrem Bruder jetzt ein paar Fragen stellen. Sie werden mir die Antworten Ihres Bruders auf meine Fragen übermitteln, denn er kann ja nicht direkt mit mir sprechen.«
    »Wenn Sie darauf bestehen«, sagte Pendergast, in dessen Stimme erneut ein Anflug von Ironie lag.
    »Sie beherrschen die Situation, Aloysius. Diogenes kann den Fragen nicht ausweichen, weil Sie es sind, der in Wirklichkeit für ihn antwortet. Sind Sie bereit?«
    »Ja.«
    »Sagen Sie Diogenes, dass er Sie anschauen soll. Sie anstarren soll.«
    »Das wird er nicht tun.«
    »Zwingen Sie ihn dazu. Zwingen Sie ihn dazu, mit der Kraft Ihrer Gedanken«
    Schweigen. »Na schön.«
    »Diogenes, ich spreche jetzt mit Ihnen. Was ist Ihre erste Erinnerung an Ihren älteren Bruder, Aloysius?«
    »Er hat gesagt, er erinnert sich daran, dass ich ein Bild gemalt habe.«
    »Was zeigt das Bild?«
    »Kritzeleien.«
    »Wie alt sind Sie, Diogenes?«
    »Er sagt, sechs Monate.«
    »Fragen Sie Diogenes, was er von Ihnen hält.«
    »Er hält mich für den zukünftigen Jackson Pollock.«
    Wieder dieser ironische Unterton, dachte Glinn. Dieser Proband war wirklich sehr resistent.
    »Das wäre im Regelfall nicht der Gedanke eines sechs Monate alten Kleinkindes.«
    »Diogenes antwortet als Zehnjähriger, Dr. Krasner.«
    »Schön. Bitten Sie Diogenes, Sie weiter anzuschauen. Was sieht er?«
    »Er sagt, nichts.«
    »Was meinen Sie damit, nichts? Er spricht nicht?«
    »Er hat etwas gesagt. Er hat das Wort ›nichts‹ geäußert.«
    »Was meinen Sie mit dem Wort ›nichts‹?«
    »Er sagt: ›Ich sehe nichts, das

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