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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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dass aber von draußen, selbst wenn sich dort jemand aufhielte, niemand hereinblicken kann. Ich erzähle Ihnen das nur, um Ihnen Ärger zu ersparen. Bücher gibt’s im Bücherregal, Trinkwasser aus dem Wasserhahn, und in der untersten Schublade der Kommode finden Sie ein paar saure Drops, an denen Sie lutschen können.«
    »Ich muss schon sagen, Sie haben weder Kosten noch Mühe gescheut. Sogar saure Drops.«
    »In der Tat.«
    »In der Tat.« Sie imitierte spöttisch seinen aristokratischen Akzent. »Sie sagten, Sie müssten mir zweierlei Dinge sagen. Worum geht’s bei der zweiten Sache?«
    »Darum, dass Sie sterben werden. Wenn Sie an ein oberstes Wesen glauben, sollten Sie bestehende unerledigte Angelegenheiten mit dem Herrn regeln. Ihr Ableben wird morgen früh stattfinden, zu dem Zeitpunkt, die die Tradition hierfür vorschreibt: im Morgengrauen.«
    Fast unwillkürlich stieß Viola ein bitteres Lachen aus. »Wenn Sie nur hören könnten, wie Sie sich anhören: wie ein eingebildeter Esel. Sie werden im Morgengrauen sterben. Wie theatralisch.«
    Diogenes trat einen Schritt zurück und verzog kurz Gesicht, dann nahm es wieder einen neutralen Ausdruck an. »Was für ein. zänkisches Weib Sie doch sind.«
    »Was habe ich Ihnen eigentlich getan, Sie verdammter Irrer?«
    »Nichts. Es geht darum, was Sie mit meinem Bruder getan haben.«
    »Ich habe Ihrem Bruder nichts getan! Ist das hier irgendeine Art abartiger Scherz?«
    Diogenes kicherte trocken. »Es ist in der Tat ein abartiger Scherz, ein sehr abartiger Scherz.«
    Vor lauter Wut und Frustration legte sich ihre Angst. Viola packte die Glasscherbe fester. »Für einen so widerlichen Kerl scheinen Sie ja unerträglich zufrieden mit sich zu sein.«
    Das trockene Kichern erstarb. »Oh, oh. Wir haben heute Morgen wirklich eine scharfe Zunge.«
    »Sie sind verrückt.«
    »Ich hege keinen Zweifel, dass ich nach den Maßstäben der Gesellschaft im klinischen Sinne geisteskrank bin.«
    Viola kniff die Augen zusammen. »Sie sind also ein Anhänger des schottischen Psychiaters R. D. Laing.«
    »Ich hänge niemandem an.«
    »Das meinen Sie, weil Sie so unwissend sind. Laing hat nämlich geschrieben: ›Die Geisteskrankheit ist die gesunde Reaktion auf eine kranke Welt.‹«
    »Ich lobe diesen Herrn – wer immer er auch sei – ob seiner tiefen Einsicht. Aber, meine liebe Viola, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, um Freundlichkeiten auszutauschen …«
    »Mein lieber Diogenes – wenn Sie doch nur wüssten, wie flegelhaft Sie klingen.« Sie legte eine absolut treffende Parodie seiner Sprechweise hin. »Wie furchtbar Leid es mir tut, dass wir diese reizende Unterhaltung nicht fortsetzen können. Sie und Ihre müden Anstrengungen um gute Manieren!«
    Schweigen. Diogenes war das Lächeln vergangen, aber wenn ihm andere Gedanken durch den Kopf gingen, so ließ er sich nichts anmerken. Viola wunderte sich, welch tiefen und klaren Hass sie empfand. Ihre Atmung ging schnell, ihr Herz schlug wie wild in ihrer Brust.
    Schließlich seufzte Diogenes und sagte: »Sie sind so geschwätzig wie ein Affe und fast so intelligent. Ich an Ihrer Stelle würde etwas weniger streitsüchtig sein und meinem Ende mit Würde ins Auge sehen, so wie es Ihrem Stand geziemt.«
    »Meinem Stand? O mein Gott, sagen Sie mir ja nicht, Sie sind auch einer von diesen amerikanischen Hurenböcken, denen einer abgeht, wenn sie irgendeinem rotnasigen Baron oder tatterigen alten Vicomte begegnen. Ich hätte es wissen sollen.«
    »Viola, bitte. Sie echauffieren sich.«
    »Wären Sie denn nicht ein wenig echauffiert, wenn Sie nach Übersee gelockt, betäubt und gekidnappt, in einem Raum eingesperrt und bedroht worden wären…«
    »Viola, ca suffit! Ich werde in den frühen Morgenstunden zurück sein und mein Versprechen einlösen. In Sonderheit werde ich Ihnen die Kehle durchschneiden. Zweimal. Zu Ehren meines Onkels Comstock.«
    Viola hielt inne. Ihre Angst war mit voller Wucht zurückgekehrt. »Warum?«
    »Endlich einmal eine vernünftige Frage. Ich bin Existenzialist. Ich beziehe meinen Sinn aus der eiternden Karkasse dieses verrottenden Universums. Ohne mein eigenes Zutun sind Sie Teil dieses Sinns geworden. Aber ich empfinde kein Mitleid mit Ihnen. Die Welt quillt über von Schmerz und Leid. Ich habe einfach beschlossen, die Feierlichkeiten zu leiten, anstatt mich als ein sinnloses Opfer darzubieten. Ich habe keine Freude am Leiden der anderen – bis auf eine Ausnahme. Das ist mein Sinn. Ich lebe für meinen

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