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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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eingerichtet, dass es fast schon anonym wirkte. Keine Familienfotos; kein obligatorisches Bild des Captains, wie er mit dem Bürgermeister oder dem Commissioner Hände schüttelte. Zwar war Singleton einer der am höchsten dekorierten Cops im aktiven Dienst, dennoch gab es in seinem Büro keine Tapferkeitsauszeichnungen, hübsch gerahmte Gedenktafeln oder ehrenvolle Erwähnungen an den Wänden. Stattdessen lag auf der einen Seite des Schreibtischs ein Stapel Papiere und daneben auf einem Regal fünfzehn oder zwanzig braune Aktenhefter. Auf einem zweiten Regal sah D’Agosta Handbücher über gerichtsmedizinische Verfahren und die Untersuchung von Tatorten sowie ein halbes Dutzend zerlesener Bücher zu juristischen Fragen.
    Aufseufzend legte Singleton den Hörer auf die Gabel. »Verdammt, ich habe das Gefühl, ich befasse mich mehr mit irgendwelchen Initiativen von Stadtteilgruppen als damit, die bösen Buben zu fassen. Wenn das nicht bald aufhört, würde ich am liebsten wieder Streife gehen.« Er wandte sich D’Agosta zu und lächelte ihn noch einmal kurz an. »Na, Vinnie, wie läuft’s denn so?«
    »Ganz gut«, antwortete D’Agosta – und fühlte sich gar nicht wohl dabei. Singletons Freundlichkeit und Zugänglichkeit machten diesen kleinen Besuch umso schwieriger.
    Der Captain hatte D’Agosta nicht angefordert: Er war seiner Abteilung durch das Büro des Commissioners zugewiesen worden. Das hätte D’Agosta von anderen hohen Tieren, die er kannte, einen misstrauischen, feindseligen Empfang garantiert. Jack Waxie etwa hätte sich bedroht gefühlt, er hätte D’Agosta auf Abstand gehalten und dafür gesorgt, dass er nur die eher unwichtigen Fälle bekam. Singleton war das genaue Gegenteil. Er hatte D’Agosta willkommen geheißen, ihn persönlich in die Details und Verfahrensweisen eingeweiht, denen man in seinem Büro folgte, hatte ihm sogar die Ermittlungen im Fall Baumelmann übertragen – und dabei war im Augenblick der Öffentlichkeit kein Fall wichtiger als dieser.
    Der Baumelmann hatte zwar niemanden umgebracht, er hatte nicht einmal eine Schusswaffe benutzt. Aber er hatte etwas fast genauso Schlimmes getan: Er hatte das New York Police Department lächerlich gemacht. Ein Dieb, der Geldautomaten plünderte und anschließend vor laufenden Überwachungskameras sein Geschlechtsteil herausholte, war ein gefundenes Fressen für die Boulevardpresse. Bislang hatte der Baumelmann elf Geldautomaten einen Besuch abgestattet. Jeder neue Raub bedeutete weitere süffisante, anspielungsreiche Schlagzeilen. Und jedes Mal hatte man der New Yorker Polizei eins ausgewischt. Die Spur des Baumelmanns wird länger, hatte die Post nach dem letzten Geldraub vor drei Tagen hinausposaunt. Polizei zieht den Kürzeren.
    »Was macht denn unsere Zeugin?«, fragte Singleton. »Kann man was anfangen mit ihr?« Er stand hinter seinem Schreibtisch und sah D’Agosta an. Wenn er einen mit seinen durchdringenden blauen Augen musterte, hatte man das Gefühl, als wäre man der Mittelpunkt der Welt, und zumindest für diesen kurzen Augenblick genoss man seine vollständige, ungeteilte Aufmerksamkeit. Aber das kostete auch Nerven.
    »Die Aussage der Zeugin stimmt mit den Aufnahmen der Videokamera überein.«
    »Gut, gut. Verdammt, man möchte meinen, dass in unserem digitalen Zeitalter die Banken mit ihren Überwachungskameras bessere Bilder hinbekommen müssten. Der Typ kennt offenbar deren Aufnahmewinkel und Reichweite – glauben Sie, dass er früher vielleicht mal bei einem Sicherheitsdienst tätig war?«
    »Wir untersuchen das.«
    »Elf Einbrüche, und wir wissen nur, dass es sich um einen Weißen handelt.«
    Der beschnitten ist, dachte D’Agosta freudlos. »Ich habe unsere Detectives gebeten, alle Filialleiter auf der Liste anzurufen. Die installieren jetzt zusätzliche versteckte Kameras.«
    »Der Täter könnte für die Sicherheitsfirma arbeiten, die die Kameras liefert.«
    »Das untersuchen wir auch.«
    »Immer einen Schritt weiter als ich. So etwas hört man gern.« Singleton trat an den Stapel mit Unterlagen und kramte darin herum. »Der Bursche ist ziemlich bodenständig. Sämtliche Brüche haben sich in einem überschaubaren Gebiet ereignet. Der nächste Schritt besteht also darin, die in Frage kommenden Automaten zu überwachen, die er noch nicht ausgeraubt hat. Wir müssen die Liste der potenziellen Automaten verringern, sonst können wir nicht konzentriert vor Ort sein. Gott sei Dank ermitteln wir im Augenblick nicht in

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