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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Nach ihren Attacken im letzten Jahr mussten zwei Pfleger in die Notaufnahme gebracht werden.«
    »Du willst mich wohl auf den Arm nehmen.«
     
    Im Mount Mercy Hospital roch es nach Kampfer und feuchten Wänden. Alles war in einer tristen Amtsfarbe gestrichen, dennoch konnte D’Agosta noch Überreste der eleganten Inneneinrichtung erkennen: geschnitzte Balken an den Decken, holzvertäfelte Wände, Flure mit Marmorböden, die allerdings deutliche Gebrauchsspuren aufwiesen.
    Dr. Ostrom, ein hochgewachsener Mann in makellos weißem Arztkittel, erwartete sie im zweiten Stock, im »Raum der Stille«. Wortlos vermochte er den Eindruck zu vermitteln, dass er noch andere, weit wichtigere Dinge zu erledigen hatte. D’Agosta sah sich in dem spärlich möblierten Zimmer um und bemerkte, dass sämtliche Möbel am Boden festgeschraubt und selbst die Lichtschalter hinter Drahtgeflecht versteckt waren. Er stellte sich und Hayward Dr. Ostrom vor, der zur Erwiderung höflich nickte, aber keine Anstalten machte, ihnen die Hand zu geben. »Sie sind also gekommen, um Cornelia Pendergast zu besuchen«, begrüßte er sie.
    »Auf die Bitte ihres Großneffen.«
    »Und Sie sind mit den, äh, besonderen Erfordernissen eines derartigen Besuchs vertraut?«
    »Ja.«
    »Halten Sie sich jederzeit in sicherer Entfernung von Mrs Pendergast. Machen Sie keine jähen Bewegungen. Sie werden nur einige Minuten mit ihr verbringen können; wenn es länger dauert, regt sie sich möglicherweise auf. Und es ist von größter Bedeutung, dass sie ruhig bleibt. Wenn ich bei ihr irgendwelche Hinweise auf einen Erregungszustand erkenne, werde ich das Gespräch sofort beenden müssen.«
    »Ich verstehe.«
    »Sie hat nicht gern Besuch von Fremden und wird Sie daher vielleicht nicht empfangen. Mir sind in dieser Sache die Hände gebunden. Selbst wenn Sie einen Durchsuchungsbefehl hätten…«
    »Richten Sie ihr aus, dass ein Ambergris Pendergast sie sprechen möchte. Ihr Bruder.« Den Namen hatte ihm Constance Green vorgeschlagen.
    Dr. Ostrom runzelte die Stirn. »Ich billige keine Täuschungsmanöver, Lieutenant.«
    »Dann sehen Sie es doch als Notlüge an. Es ist wichtig, Doktor. Möglicherweise stehen Menschenleben auf dem Spiel.«
    Dr. Ostrom schien zu überlegen. Dann nickte er brüsk, drehte sich um und verließ den Raum durch eine massive Stahltür hinter seinem Schreibtisch.
    Mehrere Minuten war alles still. Dann hörte man – offenbar in großer Entfernung – die Stimme einer älteren Dame, die sich lauthals beschwerte. D’Agosta und Hayward tauschten einen vielsagenden Blick. Das Gezeter wurde lauter. Dann öffnete sich die Stahltür und Cornelia Pendergast wurde ins Zimmer geschoben.
    Sie saß in einem mit dickem schwarzem Gummi bezogenen Rollstuhl, ihre welken Hände lagen auf einem bestickten kleinen Kissen auf ihrem Schoß. Ostrom selbst schob den Rollstuhl, gefolgt von zwei Pflegern in wattierter Schutzkleidung. Angetan mit einem langen, altmodischen schwarzen Taftkleid, wirkte Cornelia Pendergast winzig, sie hatte spindeldürre Arme und eine schmale Statur, ihr Gesicht war hinter einem Trauerschleier verborgen. D’Agosta erschien es ausgeschlossen, dass diese so zerbrechlich wirkende kleine Frau kürzlich zwei Pfleger mit Messerstichen verletzt haben sollte. Als der Rollstuhl stehen blieb, verebbte der Strom ihrer Fluchtiraden.
    »Lüften Sie den Schleier!«, kommandierte Cornelia Pendergast. Sie sprach mit einem kultivierten, in seiner Modulation fast aristokratisch wirkenden Südstaatenakzent.
    Einer der Pfleger kam herbei und hob – während er auf Armeslänge entfernt stehen blieb – mit behandschuhten Fingern den Schleier an. Unwillkürlich beugte sich D’Agosta vor und schaute Cornelia Pendergast neugierig ins Gesicht.
    Sie erwiderte seinen Blick. Sie hatte scharf geschnittene, katzenhafte Gesichtszüge und blassblaue Augen. Trotz der vielen Altersflecken hatte sich ihr Teint einen seltsam jugendlichen Glanz bewahrt. Während D’Agosta sie betrachtete, schlug sein Herz schneller. In ihrem intensiven Blick, den Wangenknochen und am Kinn machte er eine entfernte Ähnlichkeit mit seinem verschwundenen Freund aus, die allerdings größer gewesen wäre, wenn in ihren Augen nicht der Glanz des Wahnsinns gefunkelt hätte.
    Einen Augenblick lang war es mucksmäuschenstill im Raum. Während Cornelia Pendergast ihn noch immer anstarrte, fürchtete D’Agosta, sie könnte wegen seiner Lüge in Zorn geraten. Doch dann lächelte sie. »Mein lieber

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