Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
Händen zu gestikulieren. Offenbar hatte man eine Pressekonferenz anberaumt. Im selben Moment sah sie aus dem Augenwinkel zu ihrer Rechten eine hektische Bewegung. Nora wandte sich um und erblickte ihren Mann, der sich wild rufend durchs Getümmel kämpfte und sie zu erreichen versuchte.
»Bill!« Sie lief ihm entgegen.
»Nora!« Smithback wühlte sich durch eine dichte Menge von Schaulustigen, streckte einen kräftig gebauten Museumswächter zu Boden, sprang über das Absperrseil und drängelte sich zwischen den Museumsmitarbeitern hindurch. »Nora!«
»Hey, wo wollen Sie denn hin?« Ein Polizist bemühte sich vergeblich, ihn abzufangen.
Smithback bahnte sich einen Weg durch den letzten Ring der Menge, lief Nora fast über den Haufen und hob sie in einer ungestümen Umarmung vom Boden hoch. »Nora! Mein Gott, wie du mir gefehlt hast!« Er drückte sie an sich, küsste sie, drückte sie erneut.
»Bill, was ist denn bloß passiert? Was ist das für eine Verletzung an deinem Kopf?«
»Nicht der Rede wert«, antwortete er wegwerfend. »Ich hab gerade von der Sache mit Margo erfahren. Ist sie tatsächlich ermordet worden?«
Nora nickte. »Gestern war die Beerdigung.«
»O Gott, ich kann’s gar nicht fassen.« Er fuhr sich brüsk übers Gesicht, und Nora sah, dass ihm Tränen in den Augen standen. »Ich kann’s einfach nicht glauben.«
»Wo warst du, Bill? Ich hab mir solche Sorgen gemacht!«
»Das ist eine lange Geschichte. Man hat mich in eine Irrenanstalt gesteckt.«
»Wie bitte?«
»Ich erzähl’s dir später. Ich hab mir auch Sorgen um dich gemacht. Pendergast glaubt, dass ein wahnsinniger Killer herumläuft und alle seine Freunde umbringt.«
»Ich weiß. Er hat mich gewarnt. Aber das war unmittelbar vor der Eröffnungsfeier – ich konnte nichts…«
»Dieser Mann hat hier nichts zu suchen.« Ein Wachmann trat zwischen sie. »In dieser Zone dürfen sich nur Museumsmitarbeiter aufhalten.«
Smithback wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, aber sie wurden durch den kreischenden Rückkopplungston einer improvisierten Lautsprecheranlage unterbrochen. Einen Augenblick später trat Commissioner Rocker ans Mikrofon und bat um Ruhe, die wundersamerweise tatsächlich eintrat.
»Ich bin von der Times«, sagte Smithback, kramte einen Zettel aus seiner Tasche und suchte nach einem Stift.
»Hier, nimm meinen«, sagte Nora, den Arm immer noch um seine Taille geschlungen.
Die Menge hörte schweigend zu, als der Polizeichef zu seiner Erklärung ansetzte. »Gestern Nacht wurde in den Astor-Diamantensaal eingebrochen. Die Tatortteams und einige der besten forensischen Experten der Welt sind noch vor Ort. Wir haben alle erforderlichen Maßnahmen in die Wege geleitet. Alles, was getan werden kann, wird getan. Über etwaige Spuren oder Verdächtige lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nichts sagen, aber ich verspreche Ihnen, dass die Presse sofort informiert wird, sobald sich neue Entwicklungen ergeben. Es tut mir Leid, dass ich Ihnen im Moment nicht mehr sagen kann, aber wir stehen noch ganz am Anfang der Ermittlungen: Fest steht bisher nur, dass dieses Verbrechen äußerst professionell durchgeführt wurde und offenbar von langer Hand geplant war. Die technisch versierten Täter verfügten allem Anschein nach über intime Kenntnisse von dem Sicherheitssystem des Museums und haben die besonderen Umstände der Eröffnungsfeier zu ihrem Vorteil genutzt. Es wird eine Weile dauern, bis wir genau analysiert und verstanden haben, wie sie das Sicherheitssystem des Museums überwinden konnten. Das ist im Moment alles, was ich Ihnen dazu sagen kann. Dr. Collopy?«
Der Museumsdirektor trat vor, nahm eine aufrechte Haltung an und rang sichtlich – und vergeblich – um Fassung. Als er zu sprechen begann, zitterte seine Stimme.
»Ich möchte wiederholen, was Commissioner Rocker gerade gesagt hat: Wir werden alles tun, was getan werden kann. Die Wahrheit ist, dass es sich bei den meisten der gestohlenen Steine um einmalige Exemplare handelt, die für jeden Juwelenhändler sofort zu erkennen sind. In ihrer derzeitigen Form lassen sich die Steine nicht absetzen.«
Die Andeutung, dass man die Steine umschleifen könnte, löste ein beunruhigtes Raunen in der Menge aus.
»Liebe Mitbürger, liebe New Yorker, ich weiß, was für ein großer Verlust dies für das Museum und für die Stadt ist. Leider wissen wir noch nicht genug, um sagen zu können, wer die Täter sind, welche Motive sie hatten oder welche Absichten sie
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