Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
anderen Worten zu, dass das Museum nie für die Sicherheit seiner Sammlungen garantieren kann?«
»Selbstverständlich können wir für die Sicherheit unserer Sammlungen garantieren«, donnerte Collopy.
»Nächste Frage!«, rief Rocco. Aber die Reporter hatten sich in das Thema festgebissen und nicht die Absicht, wieder loszulassen.
»Was, bitte, meinen Sie mit ›garantieren‹? Der kostbarste Diamant der Welt ist gerade gestohlen worden, und Sie behaupten, seine Sicherheit sei gewährleistet gewesen?«
»Ich kann das erklären.« Collopys Gesicht brannte vor Zorn.
»Ein Fall von kognitiver Dissonanz!«, rief Smithback.
»Ich stelle diese Behauptung auf, weil Luzifers Herz nicht zu den gestohlenen Steinen gehört!«, schrie Collopy.
Es trat ein verblüfftes Schweigen ein. Rocco drehte sich erstaunt zu Collopy um, ebenso wie Rocker.
»Entschuldigung, Sir«, setzte Rocco an.
»Ruhe! Ich bin der einzige Mensch im Museum, der Zugang zu dieser Information hat, aber unter den gegebenen Umständen sehe ich keinen Sinn darin, sie länger zurückzuhalten. Bei dem ausgestellten Stein handelte es sich um eine Kopie, um einen echten Diamanten, der durch eine Bestrahlungstechnik künstlich eingefärbt wurde. Das echte Herz des Luzifer lag immer sicher verschlossen im Tresor unserer Versicherungsgesellschaft. Der Stein war zu kostbar, um ihn öffentlich auszustellen – die Versicherung hat es nicht gestattet.« Er hob den Kopf, ein triumphierendes Glitzern in den Augen. »Die Täter, wer immer sie sein mögen, haben eine Fälschung gestohlen.«
Die Reporter bombardierten ihn mit Fragen, aber Collopy wischte sich nur den Schweiß von der Stirn und trat einen Schritt zurück.
»Die Pressekonferenz ist beendet!«, rief Rocco vergeblich. »Es ist vorbei! Keine Fragen mehr!«
Doch die Rufe und hektisch winkenden Hände ließen keinen Zweifel daran, dass es nicht vorbei war und dass noch viele, viele Fragen offen waren.
58
Seit Stunden fuhren sie nun schon durch einen menschenleeren Küstenort nach dem anderen. Der graue Morgen war in einen grauen, bitterkalten Tag übergegangen, der messerscharfe Windstöße aus einem bleifarbenen Himmel herabsandte. D’Agosta hörte immer noch in gedrückter Stimmung den Polizeifunk ab. Seine Sorge wuchs von Stunde zu Stunde: Die regen Meldungen über ihn und Pendergast waren abrupt abgebrochen – nicht nur wegen des Juwelenraubs, obwohl davon auf den meisten Kanälen die Rede war, sondern auch, wie er vermutete, weil man den Funkverkehr auf sicherere Frequenzen umgelegt hatte, die sie mit ihrem tragbaren Funkgerät nicht abhören konnten.
Ihm wurde allmählich klar, dass sie mit ihrem Latein am Ende waren. Es hatte keinen Sinn, noch weitere Raststätten und Tankstellen abzuklappern. Diogenes hatte seinen Wagen voll getankt und keinen Grund, noch einmal anzuhalten. Die Informationen, die sie in Yapbank erhalten hatten, bestätigten im Grunde nur, was Diogenes ihnen mitteilen wollte – dass er in östlicher Richtung fuhr und dass Viola bald sterben würde. Das war absolut alles. D’Agosta konnte sich vorstellen, wie elend Pendergast zu Mute war: Die Lage war hoffnungslos und er wusste es.
Trotzdem machten sie unbeirrt weiter, hielten an Motels, Geschäften, durchgehend geöffneten Schnellrestaurants – und setzten sich jedes Mal dem Risiko aus, erkannt und verhaftet zu werden.
Die spärlichen Informationen, die D’Agosta dem Polizeifunk entnommen hatte, waren entmutigend gewesen. Die Polizei hatte zusätzliche Verstärkung durch das FBI bekommen und zog das Netz um sie immer enger. Man hatte weitere Straßensperren errichtet, und die örtlichen Behörden waren in Alarmbereitschaft versetzt worden. Zweifellos wussten sie inzwischen auch über den Kauf des Pick-ups Bescheid. Wenn Pendergast nicht noch einen echten Trumpf in der Hand hatte, waren ihre Stunden in Freiheit gezählt.
Der Pick-up machte plötzlich einen Schlenker; D’Agosta klammerte sich am Haltegriff fest, während Pendergast mit quietschenden Reifen in eine kleine Parklücke einscherte und vor einem durchgehend geöffneten Starbucks zum Stehen kam. Das Lokal grenzte an einen öffentlichen Parkplatz, hinter dem der graue, wogende Atlantik lag.
Sie blieben einen Augenblick lang bewegungslos sitzen, während der Polizeifunk, der immer noch auf den Museumsraub eingestimmt war, weiterleierte. Eine Art Pressekonferenz war in Gang und wurde über einen der öffentlichen Kanäle übertragen.
»Hier haben sie
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