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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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und versuchte, es nicht wie eine Frage klingen zu lassen.
    »Natürlich, nach dem Feuer«, sagte Cornelia Pendergast, die plötzlich ganz erregt klang. »Wann denn sonst? Dem schrecklichen, schrecklichen Feuer, das die Familie vernichtet und meinen Mann davon überzeugt hat, dass er mich und die Kinder hier in dieses große zugige Haus bringen muss. Fort von New Orleans, fort vonall dem.«
    »Ich denke, wir sind hier fertig«, sagte Dr. Ostrom und nickte den Pflegern zu.
    »Erzähl mir von dem Brand«, drängte D’Agosta.
    Das Gesicht der alten Dame, das eben noch einen fast wütenden Ausdruck angenommen hatte, wirkte auf einmal tief bekümmert. Ihre Unterlippe zitterte, ihre Hände zuckten unter den Fesseln. Gegen seinen Willen wunderte D’Agosta sich, wie schnell sie von ihren wechselnden Gefühlen übermannt wurde.
    »Hören Sie…«, begann Dr. Ostrom.
    D’Agosta hob die Hand. »Nur noch eine Minute. Bitte.« Als er den Blick wieder auf Cornelia richtete, stellte er fest, dass sie ihm mitten ins Gesicht schaute. »Dieser abergläubische, hasserfüllte, ignorante Pöbel – er hat unseren Stammsitz angezündet. Möge der Fluch Luzifers über ihn und seine Kinder kommen, bis in alle Ewigkeit. Aloysius war damals zwanzig und hat in Oxford studiert. Aber Diogenes war in jener Nacht zu Hause. Er musste mit ansehen, wie die eigenen Eltern bei lebendigem Leibe verbrannten. Sein Gesichtsausdruck, als man ihn aus dem Kellergeschoss holte, wo er sich versteckt gehalten hatte…« Sie schauderte. »Zwei Tage darauf ist Aloysius zurückgekehrt. Mittlerweile wohnten wir bei Verwandten in Baton Rouge. Ich erinnere mich noch, dass Diogenes seinen älteren Bruder in ein anderes Zimmer geführt und die Tür hinter sich abgeschlossen hat. Sie waren nur fünf Minuten drin. Als Aloysius herauskam, war sein Gesicht totenblass. Und Diogenes ist umgehend zur Tür hinausgegangen und verschwunden. Er hat nichts mitgenommen, nicht mal Kleidung zum Wechseln. Ich habe ihn nie wiedergesehen. Die paar Male, als wir von ihm hörten, geschah dies entweder per Brief oder über die Familienanwälte oder unsere Hausbank, und dann nichts mehr. Bis zur Nachricht seines Todes, natürlich.«
    Ein Augenblick herrschte gespanntes Schweigen. Nachdem der Kummer aus Cornelia Pendergasts Gesicht gewichen war, wirkte es jetzt ruhig und gefasst. »Ich glaube wirklich, dass es Zeit für deine Pfefferminzbowle ist, Ambergris.« Sie wandte sich ruckartig um. »John! Bring uns drei Gläser, aber gut gekühlt, wenn ich bitten darf. Nehmen Sie das Eis aus dem Eishaus, es schmeckt viel süßer.«
    Ostrom sagte scharf: »Es tut mir Leid, Mrs Pendergast, aber Ihre Gäste müssen jetzt gehen.«
    »Wie schade.«
    Ein Pfleger kam mit einem Plastikbecher voll Wasser herbei und reichte es vorsichtig der alten Frau, die es in ihre welken Hände nahm. »Danke, John. Sie können sich zurückziehen.«
    Sie wandte sich zu D’Agosta um. »Mein lieber Ambergris, du lässt eine alte Frau allein trinken, schäm dich!«
    »Es hat mich gefreut, dich wiederzusehen«, sagte D’Agosta.
    »Ich hoffe doch, dass ihr beide, du und deine reizende Braut, mich mal wieder besuchen kommt. Es ist mir immer eine Freude, dich zu sehen… Bruder.« Und dann entblößte sie das Gebiss in einer Mischung aus Lächeln und Zähnefletschen, hob ihre altersfleckige Hand und ließ den schwarzen Schleier wieder vors Gesicht fallen.

7
     
    Irgendwo schlug es Mitternacht, aber die tiefen, glockenähnlichen Töne drangen nur gedämpft durch die dicken Vorhänge und Wandteppiche in der Bibliothek der alten Villa am Riverside Drive 891. D’Agosta rückte den lederbezogenen Lehnstuhl vom Tisch ab, streckte sich und massierte sich den Nacken, um die Verspannungen loszuwerden. Dieses Mal kam ihm die Bibliothek sehr viel freundlicher vor: Ein Feuer prasselte im Kamin, ein halbes Dutzend Lampen warf gedämpftes Licht in die fernsten Ecken des Zimmers. Constance saß neben dem Kamin, trank Kräutertee aus einer Porzellantasse und las das Langgedicht Die Feenkönigin von Edmund Spenser. Proctor, der nicht vergessen hatte, was D’Agosta gerne trank, war ein paar Mal hereingekommen und hatte das warm gewordene, halb ausgetrunkenen Glas Budweiser gegen ein gut gekühltes neues ausgetauscht.
    Constance hatte sämtliche Sachen über Diogenes hervorgeholt, die Pendergast aufbewahrt hatte, und D’Agosta hatte den Abend damit zugebracht, sich die Unterlagen anzuschauen. Hier, in diesem vertrauten Zimmer, umgeben von

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