Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
schaute sich verwirrt um. Er trug einen dunklen Anzug und einen schwarzen Kaschmirmantel, der jetzt verdreckt und zerrissen war. Um den kahlen Kopf trug er eine Stirnlupe, und in der Hand hielt er eine Taschenlampe. Augenblicklich erkannte D’Agosta den Mann, den sie zur Mittagszeit entführt hatten.
Er sah aus, als hätte er einen ausgesprochen schlechten Tag hinter sich.
Kaplan wankte einen Schritt nach vorn und blieb dann wieder stehen. Panisch blickte er um sich. »Wer…? Was …?«
»Der Diamant ist in einem Kästchen in der Mitte. Untersuchen Sie ihn. Sagen Sie mir, ob das Luzifers Herz ist.«
Der Mann schaute sich um. »Wer sind Sie? Wo bin ich?«
» Frater, zeig Kaplan den Diamanten.«
Der Edelsteinexperte stolperte vorwärts. Pendergast wies mit der Pistole auf das Kästchen.
Der Anblick der Waffe schien Kaplan aus seiner Benommenheit zu wecken. »Ich tu ja, was Sie sagen, aber bitte töten Sie mich nicht!«, rief er. »Ich habe Kinder.«
»Und Sie werden die lieben Kleinen wiedersehen – wenn Sie tun, was ich sage«, kam die körperlose Stimme von Diogenes.
Der Mann stolperte erneut, fing sich, kniete sich vor dem Diamanten hin und nahm ihn in die Hand. Er senkte die Stirnlupe über die Augen, schaltete die kleine Lampe an und untersuchte den Stein.
»Also?« Diogenes’ Stimme klang hoch und angespannt.
»Einen Moment!« Der Mann schluchzte fast. »Geben Sie mir einen Augenblick Zeit, bitte.«
Er betrachtete den Stein von allen Seiten. Das Licht erblühte in dem Diamanten und verwandelte ihn in einen glühenden, zimtfarbenen Ball. »Das scheint tatsächlich Luzifers Herz zu sein«, sagte er mit gedämpfter Stimme.
»›Scheint zu sein‹ reicht mir nicht, Mr Kaplan.«
Mit zitternden Händen begutachtete der Mann den Diamanten erneut. Dann richtete er sich auf. »Das ist Luzifers Herz«, sagte er.
»Sie sollten sich besser ganz sicher sein. Ihr Leben und das Leben Ihrer Familie hängt von Ihrer korrekten Echtheitsbestimmung ab.«
»Ich bin mir sicher. Dieser Diamant ist einzigartig.«
»Der Stein hat einen mikroskopisch kleinen Fehler. Sagen Sie mir, wo er ist.«
Kaplan setzte seine Untersuchung fort. Eine Minute verging, dann die zweite. »Ungefähr zwei Millimeter von der Mitte des Steins, Richtung ein Uhr, ist ein winziger Einschluss.«
Ein Zischen – vielleicht triumphierend, vielleicht auch nicht – kam aus der Dunkelheit. »Kaplan, Sie können gehen. Tunnel VI ist Ihr Ausgang. Frater du bleibst, wo du bist.«
Mit einem dankbaren Schluchzen hastete der Mann auf den genannten Tunneleingang und den wartenden D’Agosta zu. Vor lauter Eile stolperte er und wäre fast gefallen. Kurz darauf erschien er in der Tunnelöffnung, schwer atmend. »Gott sei Dank«, schluchzte er. »Gott sei Dank.«
»Treten Sie hinter mich«, sagte D’Agosta.
Kaplan schaute D’Agosta an, und als er das Gesicht erkannte, wurde aus Erleichterung Angst. »Augenblick mal. Sie sind doch der Polizist, der …«
»Das können wir später besprechen«, sagte D’Agosta und schob Kaplan tiefer in die schützende Dunkelheit. »Bald haben wir Sie hier rausgeschafft.«
»Und nun kommt der Augenblick, auf den du gewartet hast.« Diogenes’ Stimme hallte in dem Gewölbe wider. »Darf ich vorstellen – Lady Viola Maskelene!«
D’Agosta beobachtete, wie Viola Maskelene plötzlich aus der Dunkelheit von Tunnel IX trat. Sie blieb stehen und blinzelte unsicher in das schwache Licht. Pendergast machte einen unwillkürlichen Schritt vorwärts.
»Nicht bewegen, Bruder! Lass sie zu dir kommen.«
Sie drehte den Kopf, sah Pendergast an und tat einen etwas unsicheren Schritt vorwärts.
»Viola!« Pendergast wollte auf sie zustürzen.
Plötzlich fiel ein ohrenbetäubender Schuss. Staub wirbelte dicht vor Pendergasts ausgestrecktem Fuß auf. Augenblicklich ließ der FBI-Agent sich in die Hocke sinken, hob die Waffe und bewegte sie von Tunnelöffnung zu Tunnelöffnung.
»Nur zu, Bruder. Schieß zurück. Pech, wenn eine verirrte Kugel deine Lady Eve niederstrecken sollte.«
Pendergast drehte sich um. Als der Schuss fiel, war Viola wie erstarrt stehen geblieben.
»Kommen Sie zu mir, Viola«, sagte er.
Sie starrte ihn an. »Aloysius?«, fragte sie schwach.
»Ich bin hier. Kommen Sie einfach zu mir, ganz langsam und ruhig.«
»Aber Sie… Sie …«
»Es ist alles in Ordnung. Sie sind jetzt in Sicherheit. Kommen Sie zu mir.« Er streckte die Arme aus.
»Was für eine rührende Szene!« Diogenes lachte
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