Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
ein verrücktes Leben wir führen.«
»Was machen wir hier eigentlich in New York? Wir sollten nach Angkor Wat zurückfliegen und für den Rest unseres Lebens in irgendeinem buddhistischen Tempel im Dschungel leben.«
»Und ein Keuschheitsgelübde ablegen?«
Smithback winkte ab. »Ich höre wohl nicht recht? Wir werden wie Tristan und Isolde in unserer Edelsteingrotte leben und uns von früh bis spät lieben.«
Nora wurde rot. »Es war ein ziemlicher Schock, nach den Flitterwochen in die Wirklichkeit zurückzukehren.«
»Stimmt. Insbesondere diesen Zirkusaffen Harriman vorzufinden, der grinsend in meinem Büro herumgesprungen ist.«
»Bill, das mit Harriman wird bei dir noch zur fixen Idee. Die Welt ist voll von solchen Menschen. Ignoriere ihn und mach einfach weiter. Du solltest mal die Leute sehen, mit denen ich im Museum zusammenarbeiten muss. Einige von denen müsste man etikettieren und in eine Glasvitrine stellen.«
Ihr Essen kam binnen Minuten, zusammen mit seinem Drink. Smithback nahm das Glas in die Hand und stieß mit Noras Glas Milch an. »Slainte!«
»Chin-chin!«
Er trank einen Schluck. Sechsunddreißig Dollar für einen einfachen, aber er war jeden Penny wert. Er schaute Nora beim Essen zu. Wie sie reinhaute. Das gefiel ihm, eine Frau mit gesundem Appetit – kleine Salate, das war nichts für Nora. Ihm fiel ein bestimmter Augenblick ein, der diesen Punkt veranschaulichte, damals in den Ruinen von Banteay Chhmar, und er spürte eine amouröse Regung zwischen den Beinen.
»Und, wie läuft’s denn so im Museum, mit der neuen Ausstellung?«, fragte er. »Schwingst du ordentlich die Peitsche, um die Leute auf Trab zu bringen?«
»Ich bin nur die Junior-Kuratorin, was bedeutet, dass hauptsächlich ich die Peitsche bekomme und auf Trab gebracht werde.«
»Aua.«
»Außerdem sind es nur noch sechs Tage bis zur Eröffnung, und ein Viertel der Exponate sind noch nicht einmal aufgestellt. Es geht zu wie im Irrenhaus. Ich habe nur noch einen Tag Zeit, um für dreißig Ausstellungsgegenstände die Texte zu schreiben, und dann muss ich noch eine komplette Ausstellung über die Begräbnispraktiken der Anasazi kuratieren und organisieren. Und erst heute hat man mir mitgeteilt, dass ich im Rahmen der öffentlichen Vorlesungsreihe einen Vortrag über die Frühgeschichte des Südwestens halten soll. Kannst du das glauben? Dreißigtausend Jahre Frühgeschichte des Südwestens in neunzig Minuten, komplett mit Dias.«
»Die Leute an der Spitze verlangen zu viel von dir, Nora.«
»Wir sitzen alle im gleichen Boot. Bildnisse des Heiligen ist die größte Sache, die das Museum seit Jahren gemacht hat. Und um das alles noch zu toppen, haben die Genies, die den Laden schmeißen, auch noch beschlossen, das Sicherheitssystem des Museums aufzurüsten. Du erinnerst dich doch noch daran, was beim letzten Mal mit dem Sicherheitssystem passiert ist, als das Museum diese irrsinnig erfolgreiche Ausstellung hatte? Du weißt schon, die Aberglaube-Ausstellung?«
»O Gott. Erinnere mich bloß nicht daran.«
»Die wollen jede Möglichkeit ausschließen, dass das noch mal passiert. Nur, jedes Mal, wenn sie die Sicherheitsvorkehrungen für einen neuen Ausstellungsraum aktualisieren, müssen sie bestimmte Räume schließen. Es ist unmöglich, irgendwas auf die Reihe zu kriegen, weil man nie weiß, welche Räume gerade zugänglich sind und welche nicht. Das Gute daran ist, dass in sechs Tagen alles vorbei ist.«
»Ja, und dann sind wir reif für die Insel.«
»Oder für die Klapsmühle.«
»Wir werden immer Angkor haben«, intonierte Smithback dramatisch.
Nora drückte lachend seine Hand. »Und wie läuft’s bei dir – mit der Duchamp-Story?«
»Furchtbar. Der für den Fall Verantwortliche in der Mordkommission ist eine Frau namens Hayward, ein echter Besen. Führt ein strenges Regiment. Keine undichten Stellen, nirgends. Ich komm einfach nicht an die Sache ran.«
»Das tut mir Leid, Bill.«
»Nora Kelly?«
Eine Stimme unterbrach sie, die Smithback vage vertraut vorkam. Als er hochschaute, sah er eine Frau, die sich dem Tisch näherte – klein, energisch, braune Haare, Brille. Er erstarrte vor Verwunderung, sie auch. Sie blickten sich schweigend an. Plötzlich lächelte sie. »Bill?«
Smithback grinste. »Margo Green. Ich dachte, du lebst in Boston und arbeitest für diese Firma, wie hieß die noch gleich?«
»GeneDyne. Ich habe dort gearbeitet, aber das Leben in der freien Wirtschaft hat mir nicht zugesagt. Tolles
Weitere Kostenlose Bücher