Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
und…«
»Du musst zurück?«
Hayward schüttelte einmal kräftig den Kopf. »Ich ruhe mich heute Abend aus.«
»Druck von oben?«
»Druck von oben gibt’s immer. Nein, es ist der Fall selber. Ich finde einfach nicht den richtigen Zugang.«
D’Agosta sah ihr zu, wie sie ihr Omelett hinunterschlang, und spürte, wie seine Bestürzung noch größer wurde. Wenn wir Diogenes nicht in den Arm fallen, kann es geschehen, dass alle mir nahe stehenden Personen ihr Leben verlieren, hatte Pendergast ihm am Vorabend gesagt. Bringen Sie alles, was Sie können, von Laura Hayward in Erfahrung. Er blickte sich um und betrachtete die Gesichter, auf der Suche nach einem bläulich weißen und einem haselnussbraunen Auge. Aber Diogenes würde natürlich Kontaktlinsen tragen, um sein auffälligstes körperliches Merkmal zu kaschieren.
»Erzähl mir doch von dem Fall«, sagte er so unverfänglich wie möglich.
Sie nahm noch einen Bissen und betupfte ihre Mundwinkel. »Die Obduktionsergebnisse sind da. Nichts Überraschendes. Duchamp ist an seinen schweren inneren Verletzungen infolge des Sturzes gestorben. Mehrere Knochen im Rachenraum waren gebrochen, aber nicht das eigentliche Erhängen hat zum Tod geführt: das Rückenmark war nicht durchtrennt, und die Erstickung hatte noch nicht eingesetzt. Und das ist nur eine von mehreren merkwürdigen Sachen. Das Seil ist vorher mit einer scharfen Klinge fast durchtrennt worden. Der Mörder wollte offensichtlich, dass es während des Erhängens reißt.«
D’Agosta merkte, wie ihm kalt wurde. Mein Urgroßonkel Maurice ist auf genau die gleiche Weise umgekommen …
»Duchamp wurde zunächst in seiner Wohnung überwältigt und dann gefesselt. Er hatte eine Quetschung, aber da er bei dem Sturz so viele schwere Kopfverletzungen davongetragen hat, können wir nicht mit Sicherheit wissen, ob es sich dabei um die Ursache für das viele Blut in der Wohnung handelt. Und nun hör dir das mal an: Die Prellung wurde, offenbar vom Mörder selbst, verarztet und bandagiert.«
»Verstehe.« Der Fall ergab Sinn … zu viel Sinn. Aber er durfte Hayward nichts sagen.
»Dann hat der Täter einen langen Schreibtisch vors Fenster geschoben, Duchamp überredet, daraufzusteigen und mit Anlauf aus dem Fenster zu springen.«
»Duchamp wurde nicht gestoßen? Er ist gesprungen?«
Hayward nickte. »Mit den Händen auf dem Rücken gefesselt und mit einer Schlinge um den Hals.«
»Hat jemand den Täter gesehen?« D’Agosta spürte eine Enge in der Brust; er wusste, wer der Täter war, und trotzdem durfte er es Hayward nicht direkt sagen. Das war ein unerwartet schwieriges Gefühl.
»Niemand in dem Apartmentgebäude erinnert sich daran, etwas Ungewöhnliches bemerkt zu haben. Möglicherweise haben wir ein einzelnes Bild vom Täter, aufgenommen von einer Überwachungskamera im Kellergeschoss. Es zeigt aber nur die rückwärtige Ansicht eines Mannes im Trenchcoat. Groß, schlank. Helles Haar. Wir lassen das Bild digital bearbeiten, aber die Techniker haben keine große Hoffnung, dass etwas Brauchbares dabei rauskommt. Der Täter hat gewusst, dass die Kamera dort installiert war, und darauf geachtet, nicht durch das Blickfeld zu spazieren.« Hayward trank ihren Kaffee aus und schenkte sich nach. »Wir haben die Papiere des Opfers durchgesehen, sein Atelier, haben nach irgendwelchen Hinweisen gesucht«, fuhr sie fort. »Nichts. Dann haben wir Freunde und Bekannte angerufen, die in seiner Rollkartei standen. Niemand, mit dem wir gesprochen haben, konnte es fassen. Ist ein echter Saubermann, dieser Duchamp. Ach, einen bizarren Zufall gibt es: Duchamp kannte Agent Pendergast.«
D’Agosta erstarrte. Was sollte er darauf antworten? Wie sollte er reagieren? Irgendwie konnte er Laura einfach nicht anlügen. Er merkte, wie er rot im Gesicht wurde.
»Scheint so, als ob sie befreundet waren. Pendergasts Dakota-Adresse stand in Duchamps Rolodex, Demnach haben sich die beiden im vergangenen Jahr dreimal zum Mittagessen getroffen, immer im 21. Schade, dass wir Pendergast nicht danach befragen können, jetzt, da er tot ist. Im Augenblick würde ich wahrscheinlich sogar seine Hilfe willkommen heißen.«
Plötzlich hielt sie inne, denn sie hatte D’Agostas Miene gesehen. »Ach, Vinnie.« Sie schob ihre Hand über den Tisch und ergriff die seine. »Es tut mir Leid. Das war eine unüberlegte Bemerkung.«
Nach der er sich noch zehnmal mieser fühlte. »Vielleicht handelt es sich ja um jenes Verbrechen, vor dem mich Pendergast
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