Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
Gehalt, aber keine Erfüllung. Also arbeite ich wieder im Museum.«
»Ich hatte keine Ahnung davon.«
»Ich habe erst vor sechs Wochen dort angefangen. Und du?«
»Ich hab noch ein paar Bücher geschrieben, wie du vermutlich weißt. Ich bin jetzt bei der Times. Bin erst vor einigen Wochen aus den Flitterwochen zurückgekehrt.«
»Glückwunsch. Ich schätze, das heißt, dass du mich nicht mehr Lotosblüte nennst. Das hier ist die Glückliche, nehme ich an.«
»Genau. Nora, darf ich dir eine alte Freundin vorstellen, Margo Green. Nora arbeitet auch im Museum.«
»Ich weiß.« Margo drehte sich um. »Bill, bitte nimm es mir nicht übel, aber eigentlich wollte ich mit ihr sprechen, nicht mit dir.« Sie streckte die Hand aus. »Vielleicht erinnern Sie sich nicht, Dr. Kelly, aber ich bin die neue Chefredakteurin von Museology. Wir sind uns bei der letzten Bereichssitzung begegnet.«
Nora erwiderte den Handschlag. »Natürlich. Ich habe alles über Sie gelesen, in Bills Buch Relic. Wie geht’s denn so?«
»Darf ich mich setzen?«
»Um ganz ehrlich zu sein, wir wollten gerade …« Nora stockte, als Margo Platz nahm.
»Es dauert nur einen Augenblick.«
Smithback starrte vor sich hin. Margo Green. Es kam ihm vor wie in einem anderen Leben, es war so lange her. Sie hatte sich nicht sehr verändert, außer dass sie vielleicht entspannter wirkte, selbstbewusster. Nach wie vor schlank und sportlich. Sie trug ein teures Schneiderkostüm, etwas ganz anderes als die weiten L.L.-Bean-Hemden und Levi’s aus der Studentenzeit. Er sah auf seinen eigenen Hugo-Boss-Anzug. Sie alle waren ein bisschen erwachsener geworden.
»Ich kann’s gar nicht fassen«, sagte er. »Zwei Heldinnen aus meinen Büchern, zum ersten Mal zusammen.«
Margo neigte fragend den Kopf. »Ach wirklich? Wieso das denn?«
»Nora war die Heldin in meinem Buch Thunderhead.«
» Oh. Tut mir Leid. Ich hab’s nicht gelesen.«
Smithback lächelte immer noch tapfer. »Wie ist’s denn so, wieder im Museum zu sein?«
»Es hat sich sehr verändert seit unserer Zeit.«
Smithback spürte Noras Blick auf sich. Ob sie wohl annahm, dass Margo eine alte Flamme war und er möglicherweise einige pikante Details aus seiner Vergangenheit ausgelassen hatte?
»Scheint mir Ewigkeiten her zu sein«, fuhr Margo fort.
»Es ist Ewigkeiten her.«
»Ich frage mich oft, was wohl mit Lavinia Rickmann und Dr. Cuthbert passiert ist.«
»Ohne Zweifel ist ein besonderer Kreis der Hölle für die beiden reserviert.«
Margo kicherte. »Was ist mit diesem Cop, diesem D’Agosta? Und Agent Pendergast?«
»Von D’Agosta weiß ich nichts«, sagte Smithback. »Aber in der Auslandsredaktion der Times erzählt man sich, dass Pendergast vor einigen Monaten unter geheimnisvollen Umständen verschwunden sei. Er sei dienstlich nach Italien geflogen und nicht zurückgekehrt.«
Margo wirkte schockiert. »Ach ja? Das ist ja seltsam.«
Kurzes Schweigen am Tisch.
»Wie auch immer«, sagte Margo und wandte sich wieder Nora zu. »Ich wollte Sie um Hilfe bitten.«
»Gern«, antwortete Nora. »Worum geht’s denn?«
»Ich bin dabei, ein Editorial über die Bedeutung der Rückgabe der Masken der Großen Kiva an den Tano-Stamm zu verfassen. Wissen Sie etwas über das Ersuchen des Stammes?«
»Ja. Ich habe auch schon das Editorial gelesen. Ein Entwurf zirkuliert in unserer Abteilung.«
»Es stößt natürlich auf Widerstand seitens der Museumsverwaltung, insbesondere bei Collopy. Ich habe angefangen, mich mit sämtlichen Mitarbeitern der Ethnologischen Abteilung in Verbindung zu setzen, um festzustellen, ob ich eine geschlossene Front aufbauen kann. Die Unabhängigkeit von Museology muss erhalten bleiben, und diese Masken müssen zurückgegeben werden. Wir müssen in dieser Frage gemeinsam handeln.«
»Und was soll ich da tun?«, fragte Nora.
»Ich bringe keine Petition oder irgendetwas derart Offenes in Umlauf. Ich bitte nur um die informelle Unterstützung seitens der Mitarbeiter der Abteilung, falls es zu einem Showdown kommt. Um eine mündliche Zusage. Mehr nicht.«
Smithback grinste. »Sicher, kein Problem, auf Nora kannst du dich verlassen…«
»Einen Moment«, sagte Nora.
Smithback verstummte; der scharfe Ton überraschte ihn.
»Margo hat sich mit mir unterhalten«, sagte sie trocken.
»Okay.« Smithback strich sich hastig eine ungebärdige Haartolle aus dem Gesicht und widmete sich wieder seinem Drink.
Nora wandte sich recht kühl lächelnd an Margo. »Tut mir Leid, ich kann
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