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Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Titel: Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Stromboli geworfen wurde, von dem die Frühchristen glaubten, es handele sich um den Eingang zur Hölle.
    Stromboli.
Der Eingang zur Hölle. Blitzartig begriff Pendergast.
    Er erhob sich, ging hinüber zum Regal mit den Atlanten und wählte einen von Sizilien. Dann kehrte er an seinen Platz zurück und schlug den Atlas behutsam auf jener Seite auf, die die Äolischen Inseln zeigte. Die äußerste dieser Inseln war Stromboli – streng genommen die Spitze eines aktiven Vulkans, der sich jäh aus dem Meer erhob. Ein einsam gelegenes Dorf schmiegte sich an die meerumtoste Küste. Die Insel lag äußerst abgeschieden und war schwer zu erreichen, der Vulkan von Stromboli selbst stand im Ruf, der aktivste in Europa zu sein, mit einer nahezu ununterbrochenen Tätigkeit während der vergangenen dreitausend Jahre.
    Sorgfältig wischte Pendergast die Seite mit einem gefalteten weißen Leinentaschentuch ab, das er anschließend mit seinem Vergrößerungsglas untersuchte. Dort, festgeklebt an den leinenen Schussfaden, sah er eine gekringelte rote Wollfaser.

76
     
    Diogenes Pendergast stand auf der Terrasse seiner Villa. Unter ihm zogen sich die weiß getünchten Häuser der Ortschaft Piscitá bis zu den breiten, schwarzsandigen Inselstränden hinab. Der Wind wehte den Geruch von Salzwasser und blühendem Ginster vom Meer herauf. Eine Meile draußenauf See sandte der Leuchtturm auf dem Riesenfelsen Strombolicchio sein Licht in die hereinbrechende Abend dämmerung. Diogenes nippte an einem Glas Sherry und lauschte den Klängen der Stadt unter ihm. Eine Mutter rief ihre Kinder zum Abendessen ins Haus, ein bellender Hund, das Brummen einer dreirädrigen Ape, des einzigen motorisierten Beförderungsmittels für Passagiere, das auf der Insel benutzt wurde. Wind und Brandung hatten aufgefrischt; es würde wieder einmal eine stürmische Nacht werden.
    Und hinter sich hörte er das donnernde Grollen des Vulkans. Hier, fast am Rande der Welt, fühlte sich Diogenes sicher. Hierher konnte
sie
ihm nicht folgen. Hier war sein Zuhause. Zwanzig Jahre zuvor war er das erste Mal hierhergekommen, und seither fast jedes Jahr wieder, immer mit äußerster Vorsicht. Die rund dreihundert ständigen Bewohner der Insel kannten ihn als exzentrischen und jähzornigen englischen Professor für alte Sprachen, der auf die Insel kam, um an seinem Opus magnum zu schreiben – und der es nicht gern sah, wenn man ihn störte. Er mied den Sommer und die Touristen, auch wenn Stromboli, das fast hundert Kilometer vom Festland entfernt lag und wegen des hohen Wellengangs und dem Fehlen eines Hafens Tage hintereinander nicht zu erreichen war, weit weniger besucht war als die meisten anderen Inseln.
    Noch ein rollender Donner. Heute Abend war der Vulkan aktiv.
    Diogenes drehte sich um und blickte die steilen, dunklen Hänge hinauf. Düstere Wolkenfetzen zogen über den Vulkan, der sich fast achthundert Meter hoch über seine Villa erhob. In der Ferne zuckten orangefarbene Eruptionen aus dem gezackten Krater; es sah aus wie das Flackern einer defekten Lampe.
    Auf Strombolicchio verglomm der letzte Schimmer Sonnenlicht; das Meer wurde dunkel. Begleitet von monotonem,tiefem Tosen, schäumten mächtige Wellen in langen weißen Linien den schwarzen Strand hinauf.
    In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte Diogenes unter enormen geistigen Anstrengungen die schmerzliche Erinnerung an die zurückliegenden Ereignisse aus seinen Gedanken getilgt. Eines Tages – sobald er ein wenig Distanz gewonnen hatte –, würde er sich hinsetzen und leidenschaftslos analysieren, was schiefgegangen war. Im Moment musste er allerdings ausruhen. Aber er war ein Mann in den besten Jahren; er hatte alle Zeit der Welt und konnte seinen nächsten Angriff in Ruhe planen und ausführen.
    Da hör ich’s sausen hinter mir:
Die Zeit! Im Flügelwagen! Hier!
    Diogenes umfasste das hauchdünne Glas so fest, dass es zerbrach. Erzürnt schleuderte er den Stiel zu Boden, ging in die Küche und schenkte sich ein neues Glas ein. Den Sherry hatte er vor vielen Jahren in seinen Keller gelegt, und er hasste es, auch nur einen Tropfen davon zu vergeuden.
    Er trank einen Schluck, um sich zu beruhigen, dann schlenderte er auf die Terrasse zurück. Die Stadt legte sich schlafen; noch ein paar Rufe, ein weinendes Baby, das Zuknallen einer Tür. Und das Brummen der Ape, näher jetzt, auf einer der Serpentinenstraßen, die zu seiner Villa hinaufführten.
    Er stellte das Glas auf die Brüstung und zündete sich

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