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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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während das Metallgitter mit einem grässlichen Laut hinaufratterte – was in der realen Regent Street reizvoll war, an Bord eines Schiffes aber nur unausstehlich –, und war angenehm überrascht, als sie die Auslage eines kleinen Pelzgeschäfts sah. Sie selbst trug zwar nie Pelz, wusste aber ein schönes Stück Haute Couture zu schätzen. Einer der Angestellten stand in der Auslage und zupfte sorgfältig einen bodenlangen Pelzmantel von Zukli zurecht, der ein wenig auf der altmodischen Schaufensterpuppe verrutscht war. Emily blieb stehen, um den Mantel zu bewundern, der extrem aufwendig mit viel Pelz gearbeitet war.
Dick genug, dass er die Trägerin selbst in einem sibirischen Gulag wärmen würde
, dachte sie und lächelte.
    Mit wachsender Verärgerung zog und zupfte der Angestellte an dem Mantel herum, bis ihm klarwurde, dass er falsch zugeknöpft war. Übertrieben die Augen verdrehend, knöpfte er ihn auf und schlug ihn auseinander. Eine sirupartige Flüssigkeit spritzte aus der Schaufensterpuppe, gefolgt von etwas, das aussah wie ein rötlich weißes Seil. Der Angestellte spürte die Nässe an den Händen, hob diese ans Gesicht. Sie waren rot … beschmiert mit einer dickflüssigen roten Flüssigkeit, bei der es sich nur um Blut handeln konnte.
    Blut …
    Emily Dahlberg schlug die Hand vor den Mund. Der Angestellte reagierte heftiger: Er wich zurück, rutschte auf dem nun blutigen Boden aus und verlor den Halt. Er ruderte wild mit den Armen, schrie, griff nach der Schaufensterpuppe, um sich festzuhalten – doch schließlich ging er mitsamt der Puppe zu Boden. Der Mantel öffnete sich vollständig, und eine Leiche kam zum Vorschein.
    Aber nein, das war keine Leiche, wenigstens keine vollständige. Es war ein Gewirr von Körperorganen, rot und weiß und gelb – sie hingen und baumelten aus einem ausgefransten Loch, das in den Rohrgeflecht-Torso der Schaufensterpuppe geschnitten worden war. Emily starrte hin, vor Schreck und Unglauben vorübergehend außerstande, sich zu rühren. Sie hatte, am Arm ihres dritten Ehemanns, in der Fleischverpackungsfabrik genügend blutrünstige Szenen gesehen, um zu wissen, dass diese Organe nicht zu einem Rind gehörten. Nein – Rinderinnereien waren größer. Das hier war etwas völlig Anderes …
    Plötzlich löste sich ihre Starre. Und während sie sich umwandte und mit leicht unsicherem Gang die
Regent Street
wieder zurückging, hallten Schreie über ihre Schulter. Aber Emily Dahlberg blickte nicht zurück, kein einziges Mal.

[home]
42
    Um drei Minuten nach zehn ging die Tür zu einem der Sicherungsräume an Deck 9 auf und gab den Blick auf einen verwaisten Korridor frei. Das Gekreische des Feuermelders war verstummt, übrig geblieben war nur die aufdringliche Notfallmeldung, die immer wieder über das Lautsprechersystem des Schiffes wiederholt wurde. Aus der einen Richtung kamen die verhallenden Stimmen der Brandschutzoffiziere; aus der anderen die fernen Geräusche aus der vorderen Lounge. Nach kurzem Zögern trat Pendergast aus dem Dunkel des Sicherungsraums wie eine Spinne aus ihrem Netz. Er blickte erst in die eine, dann in die andere Richtung und spähte aufmerksam den mit Teppich ausgelegten und mit einer eleganten Tapete bespannten Korridor hinab. Dann huschte er, katzenhaft schnell, vor, öffnete die Tür zum Penshurst-Triplex-Appartement, schlüpfte hinein und drehte – indem er die Tür hinter sich zuzog – das schwere Schloss.
    Einen Moment lang blieb er reglos im Eingangsbereich stehen. Dahinter, im Salon, waren die Vorhänge zugezogen, zum Schutz gegen den dunklen und stürmischen Morgen, wodurch lediglich ein mattes Licht in die Räume fiel. Er hörte das ferne Dröhnen des Schiffes, das Heulen des Windes und den Klang des Regens, der gegen die Fenster peitschte. Er atmete ein, alle Sinne im Alarmzustand. Sehr schwach nahm er den gleichen wachsartigen, rauchigen, harzigen Geruch wahr, den der Taxifahrer beschrieben hatte; den Geruch, den er aus dem inneren Kloster von Gsalrig Chongg kannte.
    Er sah auf die Uhr: noch vierundzwanzig Minuten.
    Das Penshurst Triplex zählte zu den größten Suiten auf dem Schiff, war eher ein elegantes Stadthaus als eine Schiffskabine, mit drei Schlafzimmern und einem Fitnessraum in den oberen Etagen und einem Salon, einer Küche, Essbereich und Balkon im Erdgeschoss, die durch eine Spiraltreppe verbunden waren. Pendergast trat vom Flur in den dunklen Salon. Silber, Gold, Türkise und Lackoberflächen funkelten aus

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