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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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nicht festhalten können, weil sich die Kabine so stark neigte und Bücher und Dekorationsobjekte rings um sie herum zu Boden krachten.
    Vor ihren Augen begann das bizarre und furchteinflößende Ding, das auf Pendergast lag wie ein feuchter Dunst, sich zu verändern und auseinanderzureißen. Die Hoffnung, die während der kurzen, furchtbaren Wacht ihr Herz verlassen hatte, kehrte zurück: Pendergast hatte gewonnen. Die
tulpa
war besiegt.
    Doch dann, mit einem neuen Kitzel des Grauens, bemerkte sie, dass die
tulpa
sich keineswegs auflöste, sondern vielmehr in Pendergasts Körper versickerte.
    Plötzlich fing seine Kleidung an zu zucken, als huschten darunter zahllose Kakerlaken umher. Seine Gliedmaßen verkrampften sich, sein ganzer Körper war wie von einer fremden Präsenz belebt. Seine Gesichtsmuskeln zuckten und verzogen sich zu schrecklichen Grimassen. Kurz riss er die Augen auf, starrte ins Nichts, und in diesen silbrigen Fenstern der Seele erkannte sie Tiefen des Schreckens und der Verzweiflung, so tief wie das Universum selbst.
    Eine fremde Präsenz
 …
    Plötzlich empfand Constance keinen inneren Widerstreit mehr. Sie wusste, was sie zu tun hatte.
    Mühsam kämpfte sie sich auf die Beine, bahnte sich einen Weg durchs Zimmer, stieg die grotesk geneigte Treppe hinauf und betrat Pendergasts Schlafzimmer. Es war ihr egal, dass das Schiff sich immer stärker neigte. Sorgfältig durchsuchte sie eine Schublade nach der anderen, bis sich ihre Hand über der Les Baer .45 schloss. Sie zog die Waffe hervor, zog den Schlitten zurück, um sich zu vergewissern, dass ein Magazin in der Kammer war, dann löste sie den Sicherungsriegel.
    Sie wusste, wie Pendergast leben – und wie er sterben wollte. Wenn sie ihm schon nicht auf irgendeine andere Weise helfen konnte, dann wenigstens hierbei.
    Mit der Waffe in der Hand verließ sie das Schlafzimmer und kletterte die schräge Treppe ins Wohnzimmer hinunter.

[home]
74
    LeSeur blickte auf den mit Stahlplatten verstärkten roten Bug der
Grenfell
. Verzweifelt versuchte das kanadische Schiff, den Schub der Maschinen umzukehren und sich aus dem Weg der
Britannia
zu manövrieren, während der große Oceanliner einen neuen Kurs einschlug und sich mit Höchstgeschwindigkeit näherte.
    Das Deck der Hilfsbrücke bebte, die Pod-Antriebssysteme ächzten unter dem extremen ihnen aufgezwungenen Manöver. LeSeur musste nicht auf die Instrumente blicken, um zu wissen, dass es vorbei war: Er konnte den Kurs der beiden Schiffe hochrechnen, indem er aus den Brückenfenstern sah. Die Schiffe würden auf die schlimmstmögliche Weise kollidieren. Zwar war die Geschwindigkeit der
Grenfell,
während sie zu manövrieren versuchte, um drei bis vier Knoten gefallen; aber die
Britannia
fuhr mit den beiden festen Schrauben immer noch volle Kraft voraus, wobei die um neunzig Grad gedrehten Achter-Pods einen seitlichen Schub lieferten, durch den das Heck wie ein Baseballschläger in Richtung
Grenfell
schwang.
    »Mein Gott, mein Gott, mein Gott …«, hörte LeSeur den Chefingenieur fortlaufend mit unterdrückter Stimme beten, während er selbst den Blick weiter fest aus dem Fenster gerichtet hielt.
    Die Hilfsbrücke bebte, neigte sich in einem noch irrsinnigeren Winkel. Die Deckwarnsysteme leuchteten auf, weil die untersten Decks voll Wasser liefen. LeSeur hörte einen Chor neuer Geräusche: das Kreischen und Reißen von armiertem Stahl, das maschinengewehrschnelle Platzen von Nieten und das tiefe Ächzen des immensen Stahlrahmens des Schiffes.
    »Mein Gott«, flüsterte der Ingenieur abermals.
    Ein tiefes Brummen ertönte aus der Tiefe des Schiffes, gefolgt von einem heftigen Zittern, als wäre der Rumpf wie eine riesige Glocke geläutet worden. LeSeur wurde zu Boden geschleudert. Als er sich mühsam aufsetzte, erschütterte ein zweites Dröhnen die Hilfsbrücke, so dass er seitwärts gegen ein Bein des Navigationstisches prallte und sich die Stirn aufschlug. Ein gerahmtes Foto des Stapellaufs der
Britannia
fiel von einem Wandhaken, zerbrach und schlitterte über den Boden bis vor LeSeurs Gesicht. Mit einem Gefühl der Irrealität starrte er in das heiter lächelnde Gesicht der Queen, die die applaudierende Menge mit ihrer weiß behandschuhten Hand grüßte. Und da überfiel ihn plötzlich ein furchtbares Gefühl des Versagens –
seines
Versagens. Er hatte seine Königin im Stich gelassen, sein Land, alles, wofür er stand und woran er glaubte. Er hatte zugelassen, dass das Schiff von einem Monster

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