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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Schutzhaltung ein.
    »Sir?«, sagte Kemper zu LeSeur. »Wir können uns in diesem entscheidenden Moment keinen verletzten Kapitän leisten.«
    »Gleich.«
    LeSeur warf einen letzten Blick auf den Überwachungsmonitor, der das Ruder auf der Kommandobrücke zeigte. Mason stand nach wie vor ruhig am Steuerrad, so, als befände sie sich auf einer ganz normalen Überfahrt; die eine Hand hatte sie locker aufs Rad gelegt, die andere streichelte eine Haarsträhne, die unter ihrer Mütze hervorschaute.
    Aus dem Augenwinkel sah LeSeur etwas hinter den Fenstern der Kommandobrücke.
    Direkt vor ihnen, rund eine Meile entfernt, tauchte ein lichtfarbener kleiner Fleck aus dem Nebel auf, der sich vor dem undeutlichen Horizont zu einer durchbrochenen Linie aus Weiß auflöste. LeSeur wusste sofort, dass es sich um die immense Dünung handelte, die sich über dem äußeren Rand der
Carrion Rocks
brach. Entsetzt und fasziniert starrte er darauf, während sich die weiße Linie in eine breite Front aus Brechern verwandelte, die über das äußere Riff brodelten, über die Felsen krachten und Fontänen, hoch wie kleine Wolkenkratzer, aufspritzen ließen. Und hinter dem aufgewühlten Weißwasser sah er eine ganze Reihe von Felsen aufragen wie die finsteren Ruinentürme einer düsteren Burg der Tiefe.
    In all seinen Jahren auf See hatte er noch nie etwas derart Beängstigendes gesehen.
    »Runter mit Ihnen, Sir!«, schrie Kemper vom Boden aus.
    Aber LeSeur konnte sich nicht hinlegen. Er konnte sich von diesem Anblick, ihrem drohenden Ende, einfach nicht losreißen. Nur wenige Menschen hatten in die Hölle selbst geschaut – aber für ihn
war
dieser Kessel aus schäumendem Wasser und gezackten Felsen die Hölle, die wirkliche Hölle, viel schlimmer als nur Feuer und Schwefel. Eine kalte, finstere Wasserhölle.
    Wem wollten sie eigentlich etwas vormachen? Niemand würde überleben – niemand.
    Bitte, Gott, lass es wenigstens schnell vorbei sein.
    Da fiel sein Blick auf eine Bewegung auf dem Überwachungsmonitor. Auch Mason hatte die Felsen gesehen. Sie beugte sich vor, begierig, als wollte sie das Schiff antreiben, mit reiner Willenskraft in sein Wassergrab schicken. Doch dann geschah etwas Eigenartiges: Mason sprang auf, zuckte zusammen und drehte sich um. Erschrocken starrte sie auf etwas, das der Monitor nicht erfasste. Dann wich sie zurück, fort vom Steuerruder, mit einem Ausdruck reinen Entsetzens im Gesicht. Sie geriet aus dem Blickfeld der Überwachungskamera, und einen Augenblick geschah nichts. Dann sah man ein merkwürdiges Rauschen auf dem Monitor, fast wie eine Rauchwolke, die das Blickfeld in die Richtung durchquerte, in die Mason sich zurückgezogen hatte. LeSeur versetzte dem Überwachungsmonitor einen leichten Schlag, in der Annahme, es handle sich um eine Störung in der Videoleitung. Aber dann übertrug sein Audio-Headset, das auf die Frequenz der Brücke eingestellt war, einen markerschütternden Schrei – Mason. Sie tauchte wieder auf, taumelte vorwärts. Die Wolke aus Rauch wirbelte um sie herum, und Mason atmete sie ein und aus, griff sich an die Brust, an den Hals. Die Kapitänsmütze rutschte ihr vom Kopf, die Haare flogen wild in alle Richtungen. Ihre Gliedmaßen zuckten ganz merkwürdig, als ringe sie mit ihrem eigenen Körper. LeSeur verfolgte das Geschehen voller Entsetzen und fühlte sich an eine Marionette erinnert, die sich gegen ihren Puppenspieler wehrt, der sie an den Fäden hält. Mit den gleichen, spastischen Bewegungen näherte sich Mason dem zentralen Steuerpult. Wieder zuckten ihre vom Rauch eingehüllten Glieder. Dann streckte sie die Hand aus – widerstrebend, unwillig, wie es LeSeur schien – und drückte einen Knopf. Die Wolke sank tiefer in sie hinein, schob sich in ihren Hals, während sie wild mit den Armen um sich schlug: Und dann zuckten und ruckten ihre Arme und Beine in Todesqualen. Sie sank auf die Knie, reckte die Hände – die Karikatur eines Gebets; dann sank sie, außerhalb des Blickfelds der Überwachungskamera, kreischend zu Boden.
    Eine Sekunde lang stand LeSeur nur da und blickte voller Unglauben auf den Monitor. Dann griff er zum Funkgerät, gab die Frequenz der Wachtposten vor der Kommandobrücke ein. »LeSeur an Brücken-Security – was zum Teufel ist da oben los?«
    »Keine Ahnung, Sir. Aber der Code-drei-Alarm ist aufgehoben. Die Sicherheitsschlösser an der Brückentür sind soeben entriegelt worden.«
    »Worauf zum Teufel warten Sie also?«, brüllte LeSeur.

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