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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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formte.
    Wie aus weiter Ferne hörte er, wie ein Bruder wieder etwas sagte:
Vale, frater
.
    Einen Augenblick lang wurde Diogenes erneut sichtbar. Dann begann er, so schnell wie er gekommen war, zu entschwinden.
    »Warte«, sagte Pendergast. »Geh nicht.«
    »Aber ich muss.«
    »Ich muss es wissen. Bist du wirklich tot?«
    Diogenes gab ihm keine Antwort.
    »Warum hast du das getan? Warum hast du mir geholfen?«
    »Ich habe es nicht für dich getan«, antwortete Diogenes. »Ich habe es für mein Kind getan.« Und als er dann in dem umfassenden Dunkel verschwand, schenkte er ihm zum Abschied ein kleines, geheimnisvolles Lächeln.
     
    Constance saß im Lehnstuhl zu Pendergasts Füßen. Ein Dutzend Mal hatte sie die Waffe gehoben und auf sein Herz gerichtet; ein Dutzend Mal hatte sie gezögert. Sie hatte es kaum bemerkt, als das Schiff sich plötzlich aufrichtete, als es erneut mit hoher Geschwindigkeit vorwärtsfuhr. Für sie existierte die
Britannia
nicht mehr.
    Sie konnte einfach nicht mehr warten. Es war grausam, ihn leiden zu lassen. Er war gütig zu ihr gewesen; sie sollte respektieren, da war sie sich sicher, was seine Wünsche sein würden. Sie packte die Waffe fester und hob sie mit neuer Entschlossenheit.
    Pendergast erschauerte heftig. Kurz darauf schlug er die Augen auf.
    »Aloysius?«
    Einen Augenblick lang rührte er sich nicht. Dann nickte er ihr zu.
    Plötzlich nahm sie den Rauch-Geist wahr. Er hatte sich neben der Schulter des Agenten materialisiert. Für einen Moment war er still. Dann schwebte er erst dorthin, dann dahin, fast wie ein Hund, der etwas beschnüffelt. Kurz danach schwebte er davon.
    »Misch dich nicht ein«, flüsterte Pendergast. Und einen Moment lang fürchtete Constance, die fürchterliche Veränderung sei noch immer in Aloysius. Aber dann schlug er wieder die Augen auf und sah sie an, und da erkannte sie, dass es anders war.
    »Du bist zurückgekommen.«
    Er nickte.
    »Wie?«, flüsterte sie.
    Als er ihr antwortete, klang seine Stimme ungeheuer schwach. »Das, was ich auf mich nahm, als ich das Agozyen erblickte, ist in meinem Kampf weggeschmolzen. Nicht anders als das Wachs beim Wachsausschmelzverfahren. Übrig geblieben ist nur … das Original.«
    Schwach hob er eine Hand. Wortlos kniete sie sich neben ihn, umklammerte seine Finger.
    »Lass mich ausruhen«, flüsterte er. »Zwei Minuten – nicht länger. Dann müssen wir gehen.«
    Sie nickte, warf einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims. Die
tulpa
schwebte über Constances Schulter davon. Als sie sich umdrehte, um ihr hinterherzusehen, waberte die
tulpa
langsam, aber mit unerbittlicher Zielstrebigkeit durch die Eingangstür der Suite, über Maryas reglose Gestalt und weiter, hinein ins Mysterium.

[home]
76
    LeSeur stand auf der Hilfsbrücke und starrte durch die Front der vorderen Fenster. Der Bug des Schiffes pflügte mit hoher Geschwindigkeit durch die schwere See; die Wellen knallten an den Rumpf, hin und wieder fegte grünes Wasser übers Vorschiff. Der Nebel hob sich, der Regen hatte fast aufgehört, und die Sichtweite war auf fast eine Meile angestiegen.
    Keiner sagte ein Wort. LeSeur hatte sich das Hirn zermartert, um einen Ausweg zu finden. Es gab keinen. Sie konnten nur die Elektronik überwachen, über die sie keine Kontrolle mehr hatten. Der Kartenplotter zeigte, dass die
Carrion Rocks
zwei Seemeilen voraus lagen. LeSeur spürte, wie ihm der Schweiß und das Blut das Gesicht hinabrannen und ihm in die Augen stachen.
    »Geschätzte Ankunftszeit
Carrion Rocks
in vier Minuten«, sagte der Dritte Offizier.
    Der Ausguck stand am Fenster, das Fernglas gehoben und mit weißen Handknöcheln. Warum, fragte sich LeSeur, hielt der Mann es eigentlich für so wichtig, die Felsen auf sich zukommen zu sehen – es gab nichts, was sie dagegen tun konnten. Nichts.
    Kemper legte ihm die Hand auf die Schulter. »Sir, ich glaube, Sie müssen dem Brückenpersonal Anweisung geben, die Schutzhaltung einzunehmen, wegen … der bevorstehenden Kollision.«
    LeSeur nickte; er hatte ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Er drehte sich um und bat um Aufmerksamkeit.
    »Offiziere und Personal auf der Brücke. Ich möchte, dass Sie sich alle auf den Boden legen. In Embryonalstellung, die Füße nach vorn. Die Kollision wird eine Weile dauern. Stehen Sie erst auf, wenn das Schiff eindeutig tot im Wasser ist.«
    Der Ausguck fragte: »Ich auch, Sir?«
    »Sie auch.«
    Widerstrebend und ungelenk legten sich alle auf den Boden und nahmen die

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