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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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dabei zu ihrem Erstaunen entdeckt, dass diese tatsächlich zu dauerhaften physikalischen Veränderungen im Hirn und im Körper führen.«
    Sie gelangten zu einer Furt über den Tsangpo. Der Fluss war an dieser Stelle seicht und breit, führte über ein flaches Bett aus Kopfsteinen, das Rauschen des Wassers erfüllte die Luft. Vorsichtig traten ihre Pferde in die Strömung und gingen hinüber. Sie kamen am anderen Ufer an und ritten weiter.
    »Und der Rauch-Geist? Gibt es irgendeine Art wissenschaftlicher Erklärung dafür?«
    »Es gibt eine wissenschaftliche Erklärung für alles, Constance. So etwas wie Wunder oder Magie gibt es nicht – nur Wissenschaft, die wir noch nicht entdeckt haben. Beim Rauch-Geist handelte es sich selbstverständlich um eine
tulpa
oder auch Gedankenform – eine Entität, erschaffen durch einen Akt intensiver, fokussierter Einbildungskraft.«
    »Die Mönche haben mich einige Techniken zur Erschaffung von
tulpas
gelehrt, aber sie haben mich auch vor den Gefahren gewarnt.«
    »
Tulpas
sind äußerst gefährlich. Das Phänomen wurde für den Westen erstmals durch die französische Forschungsreisende Alexandra David-Néel beschrieben. Sie erlernte die Technik, eine
tulpa
zu erzeugen, nicht weit von hier, unweit des Mansawar-Sees. Aus Spaß hat sie es ausprobiert und, so scheint es, angefangen, einen rundlichen, fröhlichen kleinen Mönch namens Pater Tuck zu visualisieren. Zunächst existierte der Mönch nur in ihrem Geist, aber mit der Zeit verselbständigte er sich allmählich, und so erhaschte sie gelegentlich einen Blick auf ihn, wenn er in ihrem Camp herumlief und ihre Mitreisenden erschrak. Dann wurden die Probleme größer; sie verlor die Kontrolle über den Mönch, und die
tulpa
verwandelte sich in etwas Größeres, Schlankeres und weitaus Unheimlicheres. Sie entwickelte ein Eigenleben – genauso wie unser Rauch-Geist. David-Néel versuchte, die
tulpa
zu vernichten, indem sie sie wieder in ihren Geist absorbierte, aber die
tulpa
widersetzte sich, und das Endergebnis war ein seelischer Kampf, bei dem David-Néel fast ums Leben gekommen wäre. Die
tulpa
an Bord der
Britannia
war die Schöpfung unseres Freundes Blackburn – und sie hat ihn tatsächlich umgebracht.«
    »Er war also ein Adept.«
    »Ja. Als junger Mann reiste und studierte er in Sikkim. Ihm war sofort klar, worum es sich bei dem Agozyen handelte und wie man es einsetzen konnte – sehr zu Jordan Ambroses Unglück. Es war kein Zufall, dass es schließlich zu Blackburn gelangte; die Streifzüge des Agozyens durch die Welt hatten überhaupt nichts Zufälliges. Man könnte sagen, dass es Blackburn
erwählte
, wobei es Ambrose als Medium missbrauchte. Blackburn mit seinen Milliarden und seiner Dotcom-Intelligenz war in der idealen Position, das Bild des Agozyens um die ganze Welt zu verbreiten.«
    Sie ritten einen Moment schweigend weiter. »Weißt du«, sagte Constance, »du hast mir nie erklärt, wie du die
tulpa
auf Captain Mason gelenkt hast.«
    Pendergast antwortete nicht sofort. Zweifellos war die Erinnerung noch immer äußerst schmerzlich. Schließlich sagte er: »Als ich versuchte, mich aus ihrem Klammergriff zu befreien, erlaubte ich mir, ein einzelnes Bild in meinem Geist zu formen: das Agozyen. Im Grunde habe ich dieses Bild der
tulpa
eingepflanzt. Ich habe ihr ein neues Begehren verliehen.«
    »Du hast sie umgelenkt.«
    »Genau. Als die
tulpa
uns verließ, hat sie die anderen Menschen erwählt, die das Agozyen angeschaut hatten – und, im Fall von Mason, jemanden, der, zumindest indirekt, auf dessen Zerstörung aus war. Und da hat die
tulpa
beide ausgelöscht.«
    »Und dann?«
    »Ich habe keine Ahnung, wohin sie verschwunden ist. Hier schließt sich, sozusagen, der Kreis; vielleicht ist sie zurückgekehrt – in irgendeine Sphäre, aus der sie herbeigerufen wurde. Das, oder sie ist schlicht mit dem Tod ihres Erschaffers verschwunden. Es wäre interessant, die Ansichten der Mönche zu dieser Frage zu erfahren.«
    »Sie war also letztlich ein Agent des Guten.«
    »So könnte man sagen – wenngleich ich bezweifle, dass das Gute ein Begriff ist, den sie versteht oder um den sie sich schert.«
    »Dennoch, du hast sie eingesetzt, um die
Britannia
zu retten.«
    »Stimmt. Und daher bin ich ein wenig zerknirscht, dass ich mich geirrt habe.«
    »Geirrt? Warum?«
    »Ich hatte angenommen, alle Morde seien das Werk einer Person – eines Passagiers. Tatsächlich aber hat Blackburn nur einen Menschen getötet – und

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