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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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winzigen Pinzette auf etwas und richtete sich dann auf, »dann müssen wir uns nicht mehr mit Calderón oder Strage befassen.«
    Constance sah in Pendergasts blasses, eifriges Gesicht. Ihr war völlig schleierhaft, wie das Sägemehl ins Bild passte.
    Während sie aufstand und näher kam, suchte er nach einem Aschenbecher und einem Streichholz. Dann winkte er sie zu sich. Zwischen den kleinen stählernen Greifern der Pinzette, die Pendergast über den Aschenbecher hielt, sah sie so gerade eben einen winzigen bräunlichen Kristall glitzern.
    »Pass genau auf«, sagte er leise. »Es wird nicht lange dauern.« Erst riss er das Streichholz an; wartete einen Moment, bis der leichte Schwefelgeruch sich gelegt hatte; dann hielt er die Flamme an das Kristallkörnchen.
    Vor ihren Augen flammte das Körnchen in der Pinzette auf und qualmte. Dann, ganz kurz, stieg Constance ein schwacher Duft in die Nase: ein intensiver, moschusartiger, exotischer Hauch von Myrrhe, fremdartig, ein wenig berauschend – und unverkennbar.
    »Den Geruch kenne ich.«
    Pendergast nickte. »So riecht es im inneren Kloster von Gsalrig Chongg. Ein besonderer Weihrauch, den nur die Mönche dort herstellen, um eine in der Gegend heimische, einzigartig gefräßige Art von Holzwürmern in Schach zu halten.«
    »Holzwürmer?«
    »Ja.«
    Sie drehte sich zu dem kleinen Haufen auf dem Tisch um. »Du meinst, dieses Sägemehl …«
    »Genau. Ein paar von diesen Holzwürmern müssen in dem Kasten, der das Agozyen enthält, an Bord gekommen sein. Blackburn hat
North Star
keinen Gefallen getan, als er sie auf die
Britannia
einschleppte.« Er drehte sich um und sah Constance an; seine Augen funkelten noch immer vor lauter Erregung. »Wir haben unseren Mann. Jetzt müssen wir ihn nur noch aus seinem Bau locken und an seinen Safe herankommen.«

[home]
32
    Scott Blackburn ging zur Tür seiner Suite, hängte von außen das Bitte-nicht-stören
-
Schild an den Türknauf und verriegelte von innen die Tür. Er stieg zwei Treppen zum Ankleidezimmer hinauf, riss sich die Krawatte vom Hals, zog Anzugjacke und Hemd aus, warf beides auf den Boden, damit sein Zimmermädchen sie aufhängte, und streifte die Hose ab. Einen Augenblick stand er vor dem raumhohen Spiegel, ließ seine Muskeln spielen und bewunderte geistesabwesend seinen Körper. Dann zog er ein safrangelbes Toray-Seidengewand aus einer Schublade. Bedächtig legte er es an, zuerst das innere Gewand, dann das obere und schließlich das äußere. Er faltete das Gewand, wobei er eine muskulöse Schulterpartie frei ließ.
    Er betrat sein eigenes Zimmer und schloss die Tür. Umgeben von seiner Sammlung asiatischer Kunst blieb er, tief in Gedanken, in der Mitte stehen. Er musste seinen Geist, der durch das, was er am Abend am Dinnertisch gehört hatte, in Aufruhr war, beruhigen. Gestern war ein Zimmermädchen in seinem Privatgemach gewesen. Und danach war sie verrückt geworden und hatte sich umgebracht. Der Sicherheitschef hatte ihn vernommen – angeblich alles Routine. Und dann hatte er, im letzten Moment, ein Zimmermädchen in seiner Suite ertappt, obwohl er den Hotelmanager und die Leiterin des Housekeepings strikt angewiesen hatte, niemanden hereinzulassen. War das ein Zufall?
    Oder stand er unter Beobachtung? War man seinen Bewegungen, seinen Aktivitäten, seinen
Erwerbungen
auf die Spur gekommen?
    Während seines gegen erbitterten Widerstand geführten Aufstiegs an die Spitze der Silicon-Valley-Hierarchie hatte Blackburn schon vor langer Zeit gelernt, seinen paranoiden Anwandlungen zu vertrauen. Wenn seine Intuition ihm sagte, dass jemand hinter ihm her war, dann war das in der Regel auch der Fall. Und hier, gefangen auf diesem Schiff, ohne Zugriff auf seine üblichen vielfältigen Sicherheitsmaßnahmen, befand er sich in einer ungewöhnlich verletzlichen Position. Ihm waren Gerüchte zu Ohren gekommen, nach denen ein privater Ermittler an Bord sei, ein exzentrischer Passagier namens Pendergast, der nach einem Dieb oder Mörder suche.
    Ermittelte dieser Mistkerl gegen
ihn?
    Man konnte da zwar nicht sicher sein, aber je länger er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher kam es ihm vor. Doch er konnte es sich nicht leisten, Risiken einzugehen; es ging um zu viel. Er musste mit diesem Gegner – wenn ihn nicht alles täuschte, gab es keine andere Bezeichnung – auf besondere Weise fertig werden.
    Auf sehr besondere Weise.
    Er schaltete alle Lampen aus, blieb im Dunkeln stehen und schärfte seine Sinne.

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