Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit
Küche auf der Ebene vor ihr lagen.
Bring mir seinen Abfall
, hatte Pendergast gesagt.
Constance hatte zwar keine Ahnung, wie lange Blackburn im Casino bleiben wollte – wenn er überhaupt dort hingegangen war –, musste aber annehmen, dass ihr nicht viel Zeit blieb. Sie sah auf die Uhr: halb eins. Mit einer Viertelstunde müsste sie auskommen.
Sie rollte das Wägelchen über den Parkettboden des Eingangsbereichs und sah sich dabei neugierig um. Zwar hatte die Suite die gleiche Holzvertäfelung wie die Kabine, in der sie mit Pendergast wohnte, in anderer Hinsicht hätten die Räume aber nicht unterschiedlicher sein können. Fast jede freie Fläche hatte Blackburn mit Objekten aus seiner Privatsammlung dekoriert. Auf dem Boden lagen tibetische Teppiche aus Seide und Yakwolle, an den Wänden hingen kubistische und impressionistische Gemälde in schweren Rahmen. Direkt vor ihr, im Salon, stand in einer Ecke ein Bösendorfer-Klavier aus Mahagoni. Auf diversen Tischen und in den Bücherregalen waren Gebetsmühlen, rituelle Waffen, dekorative Schatullen aus Gold und Silber und eine Vielzahl von Skulpturen ausgestellt. Über dem Gaskamin hing ein großes, kompliziertes Mandala. Daneben konnte sie im gedämpften Licht einen schweren Sessel aus hellem Teakholz ausmachen.
Sie ließ das Wägelchen stehen und ging durch den Salon zu dem großen Schrank. Nachdenklich strich sie über das polierte Holz, dann zog sie die Tür auf. Im Schrank stand ein massiver Stahltresor, der fast das gesamte Innere einnahm.
Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete den Tresor. War er so groß, dass das Agozyen dort hineinpasste?
Ja, er war groß genug. Sie schloss die Schranktür, nahm ein Tuch aus der Schürzentasche und wischte dort, wo sie die Tür berührt hatte. Eines ihrer Ziele hatte sie erreicht. Sie sah sich nochmals um und prägte sich alle Gegenstände in Blackburns großer und in hohem Maß exzentrischer Sammlung ein.
Auf dem Weg zurück zum Servicewagen blieb sie unten an der Treppe stehen. Von oben hatte sie ein Geräusch vernommen – leise, aber doch deutlich zu hören. Sie blieb stehen, lauschte. Da war es wieder: ein gedämpftes Schnarchen; es drang aus der offenen Tür eines der Schlafzimmer im Obergeschoss.
Also war noch jemand in der Suite, höchstwahrscheinlich Blackburns privates Zimmermädchen. Dadurch wurde alles ein wenig komplizierter.
Sie schob das Wägelchen durch den Eingangsbereich, wobei sie darauf achtete, dass der Besen und der Mopp nicht in den Halterungen klapperten. Dann stellte sie es mitten im Salon ab, ging eilig durch die Räume, leerte die Papierkörbe und Aschenbecher in die leeren Müllbeutel, die sie ans Wägelchen gehängt hatte, lief ins Esszimmer und in die Küche, wiederholte den Vorgang. Dort war kaum Abfall. Blackburns Zimmermädchen hatte gründliche Arbeit geleistet.
Constance ging in den Salon zurück, blieb stehen und überlegte. Sie traute sich nicht, nach oben zu gehen, um den restlichen Müll einzusammeln; das würde das Zimmermädchen wecken und zu einer unangenehmen Szene führen. Die wichtigste Information hatte sie bereits gewonnen: Ort und Größe von Blackburns Safe. Außerdem hatte sie sich einen raschen Überblick über seine Sammlung verschafft. Vielleicht sollte sie jetzt besser gehen.
Während sie noch zögerte, fiel ihr etwas Merkwürdiges auf. Die Oberflächen der Tische und Kunstwerke waren zwar blitzblank, und die Papierkörbe enthielten nur ein paar Schnipsel, aber auf dem Boden lag eine überraschend dicke Staubschicht, vor allem an den Fußleisten. Staubsaugen gehörte also nicht zu den Talenten von Blackburns Zimmermädchen. Sie ging in die Hocke und fuhr mit dem Finger unten an den Fußleisten aus Mahagoni entlang. Das war gar kein Staub – sondern Sägemehl.
Sie blickte zum Staubsauger, der am Reinigungswägelchen hing. Wenn sie den anschaltete, würde sie das Zimmermädchen mit Sicherheit wecken. Und wenn schon. Sie ging zum Wägelchen, nahm den Staubsauger vom Haken und wechselte den Staubbeutel. Dann ging sie zur nächstgelegenen Wand, kniete sich hin, schaltete den Staubsauger ein und fuhr mehrmals an der Fußleiste entlang, wobei sie so viel Staub wie möglich aufsaugte.
Fast im selben Augenblick hörte sie von oben ein Geräusch. »Hallo?«, ließ sich eine verschlafene Frauenstimme vernehmen. »Wer ist da?«
Constance tat so, als habe sie nichts gehört, und ging ein Stückchen weiter in den Raum, kniete sich wieder hin und fuhr mit dem
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