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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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ihm.
    Er drehte sich zu den Demonstranten um, die von Plock angeführt wurden. Die Sache war kitzlig, etwa so, wie wenn man einer Herde angreifender Bullen gegenübersteht. »Leute!«, rief er mit seiner lautesten Stimme. »Ich bin Lieutenant D’Agosta, Polizei New York! Es ist Ihnen untersagt, weiterzugehen!«
    Die Demonstranten rückten weiter vor.
»Auf zum Ville!«
    »Mr. Plock, tun Sie das nicht! Es ist illegal und, glauben Sie mir, Sie werden festgenommen!«
    »Schmeißt sie raus!«
    »Geht aus dem Weg!«
    »Wer an mir vorbeigeht, wird festgenommen!« D’Agosta packte Plock, und der Mann leistete auch keinen Widerstand, aber die Geste war dennoch sinnlos. Die anderen Demonstranten kamen, einer Flut gleich, immer näher, stürmten auf ihn zu, aber er konnte ja nicht im Alleingang hundert Leute festnehmen.
    »Halten Sie die Stellung«, sagte Pendergast neben ihm.
    D’Agosta riss sich zusammen.
    Wie durch ein Wunder erschien Esteban neben ihnen. »Meine Freunde!«, rief er und stellte sich der anbrandenden Menge entgegen. »Meine Mitstreiter!«
    Worauf die vorderste Reihe ihr Marschtempo drosselte.
    »Auf zum Ville!«
    Auf einmal wandte sich Esteban um und umarmte Plock, dann wandte er sich wieder der Menge zu und hielt die Hände in die Höhe. »
Nein!
Meine Freunde, eure Tapferkeit berührt mich tief – sehr tief! Aber ich flehe euch an:
Geht nicht weiter!
« Plötzlich senkte er die Stimme und sprach mit Plock unter vier Augen. »Rich, ich brauche deine Hilfe. Das hier ist voreilig, und das weißt du auch.«
    Plock blickte Esteban an, der die Stirn runzelte. Als die Demonstranten die Meinungsverschiedenheit zwischen ihren Anführern bemerkten, begann die vorderste Reihe zu zögern.
    »Wir danken euch für euren großen Mut!«, rief Esteban nochmals der Menge entgegen. »Danke! Aber bitte, hört mir zu. Es gibt eine Zeit und einen Ort für alles. Rich und ich sind einer Meinung: Jetzt ist nicht die rechte Zeit und der rechte Ort, um die Konfrontation mit dem Ville zu suchen! Versteht ihr? Wir haben unseren Standpunkt deutlich gemacht, wir haben unsere Entschlossenheit unter Beweis gestellt. Wir haben unserem gerechten Zorn öffentlich Ausdruck verliehen! Wir haben die Bürokraten beschämt und die Politiker wachgerüttelt! Wir haben das erreicht, weswegen wir demonstriert haben! Aber keine Gewalt. Bitte,
keine Gewalt!
«
    Plock schwieg, seine Miene verfinsterte sich.
    »
Wir sind zusammengekommen, um dem Morden Einhalt zu gebieten, nicht um zu reden!«,
rief eine Stimme.
    »Und wir
werden
diesem Morden Einhalt gebieten!«, sagte Esteban. »Ich frage euch – was wird eine Konfrontation erreichen? Macht euch nichts vor, diese Leute werden uns mit gewalttätigem Widerstand empfangen. Sie könnten bewaffnet sein. Seid ihr darauf vorbereitet? Wir sind so wenige! Meine Freunde, bald wird die Zeit kommen, da diese Tierquäler das Ville räumen müssen, und dann werden diese Mörder von Lämmern und Kälbern – von Journalisten gar nicht zu reden – in alle vier Himmelsrichtungen verstreut werden! Aber nicht jetzt – noch nicht!«
    Er hielt inne. Es war erstaunlich, welch jähe, aufmerksame Stille enstand.
    »Meine Mitgeschöpfe«, fuhr Esteban fort, »ihr habt den Mut eurer Überzeugungen gezeigt. Jetzt aber kehren wir um und marschieren zu unserem Versammlungsort zurück. Dort werden wir miteinander sprechen, wir werden Reden halten und der ganzen Stadt zeigen, was hier geschieht. Wir werden gerecht sein – selbst zu jenen, die keine Gerechtigkeit zeigen!«
    Die Demonstranten warteten offenbar darauf, dass Plock Estebans Worte bekräftigte. Schließlich hob Plock die Hände, eine langsame, geradezu widerwillige Geste. »Wir haben unseren Standpunkt klargemacht!«, sagte er. »Lasst uns zurückgehen –
vorerst!
«
    Die Presseleute drängten sich vor, die Kameras der Abendnachrichtensendungen liefen, Mikrofone an Galgen schwenkten herum, aber Esteban winkte sie fort. Mit Erstaunen verfolgte D’Agosta, wie der Mob – auf Estebans dringendes Geheiß – umkehrte; die Leute gingen die Straße hinauf und bildeten allmählich wieder die gleiche friedfertige Gruppe wie zuvor, einige hoben sogar die Schilder auf, die sie während ihres Blitzkriegs gegen das Ville am Straßenrand liegen gelassen hatten. Eine erschreckende, fast beängstigende Verwandlung. D’Agosta sah weiter staunend zu. Esteban hatte die Menge angefeuert und in Bewegung gesetzt – und sie dann, im letzten möglichen Augenblick, mit

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