Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten
sie den Rechtstitel für die Zwangsräumung entwerfen können, und zwar für eine zeitnahe Einleitung.«
»Und wann wäre das?«
»Wenn man die juristischen Vorbereitungen und Nachforschungen, dann das Gerichtsverfahren, gefolgt von einer Revision einbezieht – wobei ich nur vermute, dass diese Leute in Berufung gehen –, würde ich meinen, dass wir den Fall in, vielleicht, drei Jahren abschließen können.«
Schweigen im Raum. »In drei Jahren?«
»Möglicherweise in zwei Jahren, wenn wir Druck machen.« Wartek lächelte nervös.
D’Agosta erhob sich. Es war unglaublich. Ein Witz. »Mr. Wartek, wir haben nicht einmal drei
Wochen
Zeit.«
Der kleine Wartek zuckte mit den Achseln. »Wir halten uns an die Durchführung eines ordnungsgemäßen Verfahrens. Wie ich dem Bürgermeister gesagt habe: Die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung ist die Aufgabe der Polizei, nicht der Wohnungsbaubehörde. Jemandem in der Stadt New York das Zuhause wegzunehmen ist ein schwieriges und kostspieliges juristisches Unterfangen. Und so gehört es sich auch.«
D’Agosta spürte, dass seine Schläfen vor Wut pochten und die Muskeln sich anspannten. Er bemühte sich, seine Atmung zu kontrollieren. Er wollte schon sagen: Sie werden noch von mir hören, entschied sich dann aber dagegen – es hatte keinen Sinn, Drohungen auszustoßen. Stattdessen drehte er sich um und verließ das Büro.
Warteks Stimme hallte hinaus auf den Flur. »Lieutenant, wir geben morgen eine Pressekonferenz, um unsere Klage gegen das Ville bekanntzugeben. Vielleicht trägt das ja dazu bei, dass sich die Lage wieder beruhigt.«
»Irgendwie«, knurrte D’Agosta, »habe ich da meine Zweifel.«
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47
Laura Hayward stand in der Damentoilette im 32. Stock des Polizeihochhauses und betrachtete sich im Spiegel. Ein ernstes, intelligentes Gesicht blickte ihr entgegen. Ihr Kostüm sah picobello aus. Keine Strähne ihres blauschwarzen Haars war verrutscht.
Bis auf das Jahr, in dem sie sich freigenommen hatte, um ihren Master an der Universität von New York zu machen, war Hayward ihr gesamtes Berufsleben Polizeibeamtin gewesen – zuerst bei der Verkehrspolizei, dann bei der Kripo. Mit 37 war sie immer noch der jüngste Captain – und der einzige weibliche – im gesamten Polizeiapparat. Sie wusste, dass die Leute hinter ihrem Rücken über sie redeten. Manche nannten sie Arschkriecherin. Andere behaupteten, sie sei so weit und so schnell aufgestiegen, gerade weil sie eine Frau war, eine Art Vorzeigefrau für die progressive Einstellung der Polizei. Sie hatte längst aufgehört, sich über solches Gerede den Kopf zu zerbrechen. Fest stand, dass es ihr ziemlich egal war, welchen Dienstgrad sie bekleidete. Sie liebte einfach ihren Beruf.
Sie wandte sich vom Spiegel ab und sah auf die Uhr. Fünf vor zwölf. Commissioner Rocker hatte sie um zwölf zu sich gebeten.
Sie lächelte. Allzu oft war das Leben ungerecht. Aber hin und wieder hatte es auch seine guten Momente. Dieser verhieß, einer davon zu werden.
Sie trat aus der Damentoilette und ging über den Flur. Es stimmte, dass sie sich nicht viel aus Beförderungen machte, aber das hier war doch etwas anderes. Die Sonderkommission, die der Bürgermeister zusammenstellte, das würde nicht irgend so eine Truppe werden, die man versammelte, um die Medien bei Laune zu halten. Seit Jahren schon gab es zu wenig Vertrauen, zu wenig hochrangige Kooperationen zwischen den Büros des Polizeipräsidenten und des Bürgermeisters. Mit dieser Sonderkommission, so war ihr von höchster Ebene versichert worden, würde sich das ändern. Die Kommission könnte sehr viel weniger Bürokratie bedeuten und die Gelegenheit eröffnen, die Effizienz des Departments enorm zu erhöhen. Sicher, es würde auch einen riesengroßen Karrieresprung bedeuten – auf der Überholspur zum Deputy Inspector –, aber das war ihr nicht wichtig. Worauf es ihr ankam, das war die Chance, wirklich etwas bewirken zu können.
Sie trat durch die Glas-Doppeltür des Büros des Commissioners und meldete sich bei der Sekretärin. Fast im gleichen Moment erschien ein Assistent und führte sie den Weg zurück, vorbei an Büros und Konferenzzimmern, zum Allerheiligsten des Polizeipräsidenten. Rocker saß hinter seinem großen Mahagoni-Schreibtisch und zeichnete Akten ab. Wie immer sah er erschöpft aus; die dunklen Ringe unter den Augen wirkten noch ausgeprägter als sonst.
»Hallo, Laura«, sagte er. »Setzen Sie sich doch.«
Überrascht
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