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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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nahm Hayward auf einem der Stühle vor dem Schreibtisch Platz. Weil Rocker penibel auf Vorschriften und Höflichkeitsformen achtete, redete er fast nie jemanden mit Vornamen an.
    Er blickte sie über den Schreibtisch hinweg an. Etwas an seiner Miene ließ sie sofort auf der Hut sein.
    »Es fällt mir nicht leicht, das Folgende zu sagen«, begann er. »Deshalb möchte ich es Ihnen gleich mitteilen. Ich ernenne Sie nicht zum Mitglied der Sonderkommission.«
    Einen Moment glaubte Hayward, sich verhört zu haben. Sie wollte etwas erwidern, brachte aber kein Wort heraus. Sie atmete tief durch.
    »Ich …«, brachte sie hervor, dann hielt sie inne. Sie war verwirrt, wie vor den Kopf geschlagen, außerstande, einen zusammenhängenden Satz zu formulieren.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Rocker. »Ich weiß, wie sehr Sie sich auf diese Chance gefreut haben.«
    Hayward holte nochmals tief Luft. Sie spürte, wie sich eine seltsame Wärme in ihren Gliedern ausbreitete. Erst jetzt – als ihr diese Ernennung auf so unerwartete Weise entglitt – wurde ihr klar, wie wichtig sie für sie gewesen war.
    »Wen ernennen Sie statt meiner?«, fragte sie.
    Rocker wandte sich kurz ab, bevor er antwortete. Er wirkte untypischerweise verlegen. »Sanchez.«
    »Sanchez ist ein guter Mann.« Ihr war, als befände sie sich in einem Traum, und jemand anderer als sie hätte den Satz geäußert.
    Rocker nickte.
    Hayward bemerkte, dass ihre Hände wehtaten. Sie schaute an sich hinunter und sah, dass sie die Armlehnen des Stuhls mit aller Kraft umklammerte. Sie zwang sich, sich zu entspannen, um Haltung zu bewahren – mit geringem Erfolg. »Habe ich etwas Falsches getan?«, platzte es aus ihr heraus.
    »Nein, nein, natürlich nicht. Es ist nichts dergleichen.«
    »Habe ich Sie auf irgendeine Weise im Stich gelassen? Die Erwartungen nicht erfüllt?«
    »Sie sind eine vorbildliche Kriminalbeamtin, und ich bin stolz, Sie bei uns zu haben.«
    »Dann
warum?
Unerfahrenheit?«
    »Dass Sie einen Master in Soziologie haben, betrachte ich als ideale Voraussetzung für die Sonderkommission. Es ist nur so, dass es – nun ja – bei einer Ernennung wie dieser auch immer um die Dienstjahre geht. Und wie sich herausgestellt hat, ist Sanchez länger bei uns.«
    Hayward ließ sich Zeit mit der Antwort. Ihr war nicht klar gewesen, dass Dienstalter ein Faktor war. Mehr noch: Sie hatte geglaubt, dass gerade diese Ernennung frei von solchem Unsinn wäre.
    Rocker rutschte auf dem Stuhl herum. »Ich möchte nicht, dass Sie das Gefühl bekommen, dass es hier um die Bewertung Ihrer Leistungen geht.«
    »Ihnen war Sanchez’ und mein Dienstalter doch sicher bekannt, als Sie mir Anlass zur Hoffnung gaben«, sagte Hayward ruhig.
    Rocker spreizte die Hände. »Tatsache ist, dass Beförderungsregeln ziemlich undurchsichtig sein können. Ich habe einen Fehler gemacht. Es tut mir leid.«
    Hayward schwieg.
    »Es wird andere Gelegenheiten geben, vor allem für einen Captain Ihres Kalibers. Seien Sie versichert, dass ich dafür sorgen werde, dass Ihre harte Arbeit und Ihr Engagement belohnt werden.«
    »Die Tugend ist sich selbst genug, Sir. Sagt man das nicht so?« Hayward stand auf – an Rockers Miene war abzulesen, dass das Gespräch beendet war – und ging auf leicht unsicheren Beinen zur Tür.
     
    Als sich die Fahrstuhltür zur Lobby öffnete, hatte sie ihre Fassung wiedergewonnen. Der widerhallende Raum war jetzt zur Mittagszeit voll Lärm und hektischer Betriebsamkeit. Hayward passierte die Sicherheitskontrolle, dann trat sie durch die Drehtür nach draußen auf die breite Treppe. Streng genommen hatte sie kein Ziel vor Augen: Sie musste einfach gehen. Gehen und nicht denken.
    Ihre Überlegungen wurden jäh unterbrochen, als jemand heftig mit ihr zusammenprallte. Sie blickte auf. Ein Mann, schlank, jugendlich, mit starker Akne auf den Wangen.
    »Verzeihung«, sagte er. Dann blieb er stehen und reckte sich. »Captain Hayward?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ja?«
    »Welch Zufall!«
    Sie betrachtete ihn genauer. Er hatte dunkle, kalte Augen, die sein Lächeln Lügen straften. Sie kramte rasch in ihrem Gedächtnis – Bekannte, Kollegen, Täter – und kam zu dem Schluss, dass sie ihn nicht kannte.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie.
    »Mein Name ist Kline. Lucas Kline.«
    »Von was für einem Zufall sprechen Sie?«
    »Nun, dem Umstand, dass ich gleich dort hingehen werde, wo Sie eben gewesen sind.«
    »Ach ja? Und wo soll das sein?«
    »Das Büro des Commissioners.

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