Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten
versetzte seinem Partner einen kleinen Rippenstoß. »Wenn das FBI eintrifft, dann immer zu spät und mit zu kleiner Besetzung. Wie kriegt ihr Jungs das nur immer wieder hin?«
»Sergeant –?« Pendergast watete durchs Wasser, bis er am Dollbord stand, und legte seine Hand darauf.
»Du ruinierst dir die Schuhe, Kumpel«, sagte der Sergeant und warf seinem Partner noch einen ironischen Blick zu.
Pendergast blickte auf das Namensschild des Mannes. »Sergeant Mulvaney. Ich fürchte, ich muss dieses Boot requirieren.«
Der Sergeant starrte Pendergast an, wie er da bis zur Hüfte im Wasser stand, und grinste. »Sie fürchten, Sie müssen dieses Boot requi
riiie
ren?«, sagte er ironisch. »Tja, und ich fürchte, ich brauche eine diesbezügliche Genehmigung. Ich kann nämlich nicht jedem das Eigentum der Polizei übergeben, nicht mal J. Edgar Hoo
vaah
.«
Sein fleischiger Partner ließ die Muskeln spielen und schnaubte verächtlich.
»Glauben Sie mir, Sergeant, es handelt sich um einen Notfall. Ich beziehe mich hiermit auf Abschnitt 302(b)2 des Uniform Code –«
»Ah, wir haben es hier auch noch mit einem Anwalt zu tun. Mit einem
Notfall
. Mit was für einem Notfall denn?« Mulvaney zog den Gürtel hoch, was seine Handschellen und Schlüssel klimpern ließ, und wartete mit zur Seite geneigtem Kopf.
»Es geht um ein Menschenleben, das in Gefahr ist. Das hier war ein reizendes Gespräch, aber ich fürchte, ich habe keine Zeit mehr, mit Ihnen Worte zu wechseln, Sergeant. Das war meine erste und letzte Warnung.«
»Schauen Sie, ich habe meine Befehle. Ich soll den seewärtigen Zugang zum Ville im Auge behalten. Und ich gebe dieses Patrouillenboot nicht auf, nur weil Sie das so wollen.« Der Sergeant verschränkte die fleischigen Arme vor der Brust und lächelte auf Pendergast herab.
»Mr. Mulvaney?« Pendergast beugte sich über das Dollbord in Richtung Mulvaney, als wollte er ihm vertraulich etwas zuflüstern. Mulvaney ging in die Hocke, um hinzuhören. Dann eine schnelle Bewegung. Pendergasts Faust schoss aufwärts in den Solarplexus; Mulvaney japste und beugte sich über das Dollbord. Mit einer schnellen Drehung riss Pendergast ihn ins Wasser, in dem er laut platschend landete.
»Was zum Teufel –?« Der Partner richtete sich auf und griff nach der Waffe.
Pendergast zog den tropfnassen Polizeibeamten auf die Beine, nahm ihm die Waffe ab und richtete sie auf den Beamten der Wasserschutzpolizei. »Werfen Sie Ihre Waffen auf den Strand.«
»Aber Sie können doch nicht –«
Der Schuss ließ den Beamten zusammenzucken.
»Ist ja schon gut! Mein Gott.« Der Mann nahm seine Waffen ab und warf sie auf den Kieselstrand. »Erlaubt das FBI eigentlich so was?«
»Das lassen Sie mal meine Sorge sein«, sagte Pendergast, der noch immer den keuchenden Mulvaney festhielt. »Sie müssen nur eines tun: aus dem Boot aussteigen. Sofort.«
Der Partner ließ sich vorsichtig ins Wasser. Blitzartig sprang Pendergast ins Cockpit, legte den Rückwärtsgang ein und steuerte das Boot vom Strand weg.
»Es hat mir schrecklich leidgetan, Sie zu inkommodieren, meine Herren«, rief er, drehte das Steuerrad und rammte das Getriebe in den Vorwärtsgang. Er drückte das Gaspedal durch, der Motor gab ein röhrendes Geräusch von sich, und das Boot verschwand hinter der Biegung des Flusses.
[home]
70
D’Agosta brachte all seine Geistesgegenwart auf, atmete bewusst langsam und konzentrierte sich auf seine Mission. Er musste Nora befreien. Irgendwie hatte es ihn etwas beruhigt, sich nicht mehr so stark auf den Umstand zu konzentrieren, dass er feststeckte. Das Problem war nicht so sehr, dass er festsaß, sondern dass die Wände so schlüpfrig waren. Er fand einfach keinen Halt daran, vor allem weil er nur einen gesunden Arm hatte. Er hatte sich die Fingernägel ruiniert bei einer seiner nutzlosen Anstrengungen, tatsächlich aber brauchte er etwas Scharfes und Stabiles, das sich regelrecht in die Wände hineinbiss, so dass er sich aus seinem Verlies herausziehen konnte.
Biss …
Da, keine fünfzehn Zentimeter von seiner Hand entfernt lag ein menschlicher Kieferknochen, daran noch alle Zähne. D’Agosta streckte sich, damit er den Knochen mit dem unverletzten Arm packen konnte. Dann drehte er sich zur Seite und rammte die Zähne des Knochens in einen Spalt im Nischendach. Indem er gleichzeitig zog und sich wand, gelang es ihm schließlich, sich aus der Nische zu befreien.
Ungeheuer erleichtert kroch er heraus und richtete sich
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