Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten
einrasteten, dachte Esteban an die kommenden Wochen, Monate, Jahre … und lächelte. Es würde zwar ein Kampf werden, doch er würde als sehr, sehr reicher Mann daraus hervorgehen.
Er verließ das Haus und schlenderte zurück über den Rasen, mühelos atmend, die Hände am Griff der Waffe, die er der Leiche des FBI -Agenten abgenommen hatte. Es handelte sich eindeutig um eine Polizeiwaffe, ideal geeignet für den anonymen Job, der vor ihm lag. Er musste die Waffe natürlich loswerden, aber erst, nachdem er sie an der Frau ausprobiert hatte.
Die junge Frau. Sie hatte ihn schon einmal mit ihrem Einfallsreichtum und ihrer körperlichen Widerstandsfähigkeit verblüfft. Man sollte die menschliche Erfindungsgabe angesichts des Todes nie unterschätzen. Obwohl sie verletzt und eingesperrt war, musste er auf der Hut sein – es hatte keinen Sinn, die Sache in letzter Minute zu vermasseln, wo nun doch alles, was er sich wünschte, in seinem Besitz war.
In der Scheune angekommen, schaltete er die Taschenlampe ein und stieg in den Keller. Ob die Frau es ihm wohl schwer machen würde, die hinter der verdammten Tür hockte, so wie beim letzten Mal? Wahrscheinlich nicht. Dass er Pendergasts Leiche in die Zelle geworfen hatte, hatte sie sichtlich ausflippen lassen. Vermutlich würde sie hysterisch sein, um Gnade winseln und ihm die Sache auszureden versuchen. Viel Glück – er würde ihr nicht einmal die Chance dazu geben.
Er kam an der Tür zum Kelleraum an, öffnete das Gitterfenster und leuchtete mit der Taschenlampe in die Zelle. Da war sie ja, wieder mitten im Raum, auf dem Stroh liegend, schluchzend, den Kopf vorgebeugt, die Hände darübergelegt. Ihr breiter Rücken bot ein perfektes Ziel. Rechts von ihr, noch so gerade zu sehen, lag die Leiche des FBI -Agenten, die Kleidung in Unordnung, als hätte sie ihn nach seiner Waffe durchsucht.
Er hatte Gewissensbisse. Was er vorhatte, war doch sehr gefühllos. Es war schon etwas anderes als die Morde an Fearing oder Kidd – die waren opportunistischer Abschaum, Kleinkriminelle, die für einen Dollar alles getan hätten. Trotzdem: Es war ein notwendiges Übel, die Frau umzubringen, unvermeidbar. Er spähte über Kimme und Korn, nahm ihren oberen Rücken ins Visier, genau in Höhe des Herzens, und drückte ab. Durch den Aufprall der Kugel wurde sie zur Seite gerissen und schrie auf, ein kurzer, gellender Schrei. Der zweite Schuss traf sie weiter unten, kurz oberhalb der Nieren, wodurch sie erneut zur Seite geschleudert wurde. Diesmal war kein Schrei zu hören.
Das wäre also erledigt.
Aber er musste sichergehen. Eine Kugel in den Kopf für beide, das wäre in Ordnung – und dann ein rasches Begräbnis am Ort seiner Wahl. Die Leichen von Smithback und der Reporterin würde er gleich mit entsorgen. Mann und Frau zusammen, das passte doch gut, oder?
Die Waffe im Anschlag, steckte er den Schlüssel ins Schloss und schob die Tür auf.
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83
D’Agosta wandte sich zu den beiden Demonstrantinnen um. Ihre Gesichter waren angstverzerrt, die Kaschmirpullover und Segeltuchschuhe wirkten erschreckend deplaziert in diesem schaurigen Saal der Toten. »Begeben Sie sich hinter das Grab dort«, sagte er und zeigte auf eine Marmorplatte in der Nähe. »Ducken Sie sich, so dass niemand Sie sehen kann. Beeilen Sie sich.«
Dann drehte er sich wieder zu Hayward um, wobei sein gebrochener Unterarm gegen die jähe Bewegung protestierte. »Gib mir mal deine Taschenlampe.«
Sie reichte sie ihm. Rasch schirmte er sie ab, um den Lichtschein zu dämpfen. »Laura, ich habe keine Waffe. Wir können uns vor ihm nicht verstecken und auch nicht vor ihm weglaufen. Wenn es reinkommt, schieß.«
»Wenn was reinkommt?«
»Du wirst schon sehen. Es scheint keinen Schmerz, keine Angst, nichts zu fühlen. Es sieht aus wie ein Mensch, zunächst … aber es ist nicht ganz menschlich. Es ist schnell auf den Beinen und unerhört entschlossen. Ich strahle es an. Wenn du zögerst, sind wir tot.«
Sie nickte und prüfte ihre Waffe.
Er steckte die Taschenlampe ein, bezog Posten hinter einem großen Marmorgrab und bedeutete Laura, hinter dem angrenzenden Stellung zu beziehen. Dann warteten sie. Eine Minute lang hörte er nur Lauras schnelles Atmen, ein leises Wimmern von einer der Demonstrantinnen, das Hämmern seines Herzens in der Brust. Dann ertönte es wieder, das Patschen nackter Füße auf nassem Stein. Es schien jetzt weiter entfernt zu sein. Ein leises Stöhnen ertönte in dem höhlenartigen
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