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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Raum, in die Länge gezogen, aber erfüllt von einem drängenden Verlangen:
aaaaaahhhuuuuu …
    In der Dunkelheit hinter ihnen wurde das Wimmern der Demonstrantinnen lauter, panisch.
    »Ruhe!«, flüsterte er.
    Das Patschen der Füße hörte auf. D’Agosta spürte, dass sein Herz schneller schlug. Er zog die Taschenlampe hervor. Dabei schloss sich seine Hand über dem Medaillon des heiligen Michael, des Schutzheiligen aller Polizisten. Seine Mutter hatte es ihm geschenkt, als er in den Polizeidienst eintrat. Jeden Morgen steckte er es, fast ohne nachzudenken, ein. Auch wenn er wohl seit einem halben Dutzend Jahren nicht mehr betete und noch länger nicht mehr in die Kirche ging, hörte er sich nun beten:
Gott, der du weißt, dass wir uns inmitten vieler und großer Gefahren befinden …
    Aaaaaiiihhuuuuuuuuuuuuuuu,
ertönte das Stöhnen, näher jetzt.
    Wir bitten dich, Herr, verbanne die tödliche Macht des Bösen. Heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Kampfe.
    Am anderen Ende des Gewölberaums bewegte sich etwas in dem stinkenden Dunkel. Eine niedrige, kriechende Gestalt, nur schattenhaft zu erkennen, schlich zwischen den am weitesten entfernten Gräbern herum. D’Agosta zog die Taschenlampe hervor. »Bist du bereit?«, flüsterte er.
    Laura streckte die Waffe im beidhändigen Kampfgriff nach vorn.
    D’Agosta richtete die Taschenlampe in Richtung des fernen Durchgangs und schaltete sie ein.
    Da war es, im Lichtstrahl gefangen: blass, kriechend, die eine Handfläche flach auf den Steinboden vor sich gelegt, die andere Hand die Seite packend, da, wo die Lumpen sich zunehmend mit hellrotem Blut verfärbten. Das gesunde Auge rollte wüst in dem Licht, das andere war zerstört und schwarz vor Blut, Flüssigkeit trat daraus hervor. Der Unterkiefer war nach unten gesackt, schwang mit jeder Bewegung, von der dunklen, geschwollenen Zunge hing ein dicker Speichelfaden. Das Wesen war zerkratzt, schmutzig und blutete. Doch die Verletzungen bewirkten keinesfalls, dass es sich langsamer bewegte oder seine furchtbare Zielstrebigkeit verlor. Mit einem hungrigen Stöhnen sprang es in Richtung Lichtschein.
    Peng!
ertönte Haywards Waffe.
Peng! Peng!
    D’Agosta schaltete die Taschenlampe aus, damit sie nicht sofort zur Zielscheibe werden konnten. Seine Ohren klingelten von den Schüssen und den vereinzelten Schreien der Demonstrantinnen hinter ihm.
    Das Echo der Schüsse rollte in den unterirdischen Gängen davon, dann herrschte wieder Stille.
    »Mein Gott«, hauchte Laura. »O mein Gott.«
    »Hast du es erwischt?«
    »Ich glaube, ja.«
    D’Agosta kniete nieder, lauschte angestrengt und wartete darauf, dass das Klingeln in seinen Ohren nachließ. Hinter ihm verklangen die Schreie zu qualvollen Seufzern. Dann kein Laut mehr außer Lauras Atemzüge.
    Hatte sie das Wesen getötet?
    Er wartete eine Minute, dann noch eine. Dann schaltete er die Taschenlampe ein und leuchtete in die vor ihm liegenden Räume. Nichts.
    Tot oder lebendig, das hier war Feindesgebiet, und sie mussten weiter in Bewegung bleiben.
    »Kommt«, sagte er. »Verschwinden wir von hier.«
    D’Agosta packte die beiden Demonstrantinnen und zog sie auf die Füße. Rasch gingen sie durch den Wald aus Sarkophagen und erreichten den Durchgang in der gegenüberliegenden Wand. Er leuchtete mit dem abgeschirmten Lichtschein auf dem Boden herum. Ein paar frische Blutstropfen, sonst nichts. Er blieb im Durchgang stehen und winkte ihnen, dass sie ihm in den großen, weiter vorn gelegenen Lagerraum folgen sollten.
    »Vorsichtig«, flüsterte er. »Mitten im Raum befindet sich eine tiefe Grube. Haltet euch nahe den Wänden.«
    Während sie sich durch die Haufen verschimmelter, ledergebundener Bücher und verrotteter Möbel kämpften, hörten sie von der Seite ein scharfes Zischen. D’Agosta drehte sich um und hob die Taschenlampe, gerade als das Wesen aus der Dunkelheit auf sie zusprang, den fauligen Mund weit aufgerissen, die abgebrochenen schwarzen Fingernägel gehoben, um zu reißen und zerfetzen. Laura riss die Waffe hoch, aber blitzartig war das Wesen auf ihr, schickte sie krachend zu Boden, und die Waffe schlitterte mitten durch den Raum. Ungeachtet der Schmerzen im Unterarm warf sich D’Agosta auf die Kreatur und schlug auf sie ein. Sie ignorierte seine Schläge, verstärkte den Griff um Lauras Hals, die sich wehrte, und schrie dabei ununterbrochen voll blutrünstiger Wollust:
Aihu! Aihu! Aihu!
    Auf einmal war der Lagerraum in ein orangefarbenes Licht getaucht.

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