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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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übelriechender Tunnelgang. Der Boden war schwammig vor lauter Schimmel, an der Decke hingen Spinnweben. Vom glitschigen Mauerwerk über ihr tropfte Kondenswasser. Schmierige Tropfen prasselten ihr auf Haare und Schultern. Angewidert schnippte sie sie weg.
    Nach ungefähr sieben Metern gabelte sich der Gang in zwei Richtungen. Hayward wandte sich nach rechts, in die Richtung, wie sie glaubte, der Kirche. Die Luft war hier etwas weniger widerlich, die Wände bestanden aus primitiv behauenem Naturstein. Sie betrachtete das Mauerwerk genauer und untersuchte es mit ihrer Taschenlampe. Das hier war eindeutig nicht die Wand im Video mit Nora Kelly.
    Plötzlich richtete sie sich auf. War das ein Schrei?
    Sie stand reglos im Dunkeln und horchte angestrengt. Doch was immer sie da gehört hatte – wenn sie denn tatsächlich etwas gehört hatte –, ertönte nicht noch einmal.
    Sie ging weiter. Der Natursteingang mündete in einen massiven, gewölbten Durchgang. Sie duckte sich hindurch und befand sich in einem grob konstruierten Mausoleum, gestützt von verrottenden Balken, mit einem Dutzend Grabnischen in den Lehmwänden, jede davon mit einem verrotteten Sarg versehen. Überall Zauberamulette und Fetische, kleine Lederbeutel und Pailletten, groteske Puppen mit grinsenden, übergroßen Köpfen, irrsinnig komplizierte Zeichnungen mit Spiralen und Kreuzschraffuren, gemalt auf Bretter und aufgespannte Tierhäute. Es war ein unterirdischer Tempel, offenbar geschaffen für die toten Anführer des Ville – oder vielleicht die untoten. Die Särge selbst waren merkwürdig, mit Eisen beschlagen und großen Vorhängeschlössern versehen, als wollte man die Toten darin festhalten, durch manche Särge waren massive Nägel bis in den Lehmboden darunter getrieben worden. Hayward lief es kalt den Rücken hinunter, und sie erinnerte sich an einige der farbigeren Geschichten ihrer alten Kollegen bei der Polizei von New Orleans.
    Jetzt hörte sie das Geräusch wieder, und diesmal war es absolut klar: eine Frau, die leise schluchzte – und das Schluchzen kam aus der unmittelbar vor ihr liegenden Dunkelheit.
    Nora Kelly?
Hayward ging weiter, so leise sie konnte, durch die mit Voodoo vollgestopfte Kammer, die Waffe gezückt, die Taschenlampe abgeschirmt. Das Schluchzen klang gedämpft, aber nahe, war vielleicht nur zwei, drei Kammern entfernt. Der Raum voller Nischen mündete in einen Gang, der sich abermals gabelte. Die Geräusche kamen von links, Hayward ging darauf zu. Falls es sich um Nora handelte, wäre sie vermutlich bewacht – das Ville hätte beim ersten Anzeichen von Ärger jemanden hinuntergeschickt.
    Der Gang machte eine Biegung, dann führte er plötzlich in eine riesige Gruft, deren Gewölbedecke von schweren Säulen getragen wurde. In der nach Staub riechenden Dunkelheit konnte Hayward Reihen von Holzsärgen erkennen, die sich bis zur rückwärtigen Wand erstreckten. Dort, in der Ferne, sah sie drei Gestalten, von hinten beleuchtet vom unregelmäßigen Geflacker von etwas, das ein Feuerzeug zu sein schien. Zwei der Gestalten waren Frauen, von denen die eine leise schluchzte. Die andere, ein Mann, sprach mit leiser Stimme auf die Frauen ein. Er kehrte Hayward den Rücken zu, und seinem Ton und seinen Gesten nach zu urteilen, schien er sie wegen irgendetwas zu beruhigen.
    Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie trat einen Schritt näher. Und dann war sie sich sicher. Der Mann auf der anderen Seite des Raums war Vincent D’Agosta.
    »Vinnie!«
    Er drehte sich um. Für einen Moment wirkte er verwirrt. Dann zeigte sich ein Lächeln der Erleichterung auf seinen Zügen. »Laura! Was machst du denn hier?«
    Sie ging rasch auf ihn zu, es kümmerte sie nicht mehr, das Licht der Taschenlampe zu verbergen. Die Frauen blickten ihr entgegen, während sie näher kam, ihre Gesichter angstverzerrt.
    D’Agostas Arm ruhte in einer improvisierten Schlinge, sein Gesicht war zerkratzt und schmutzig, sein Anzug zerrissen und übel zerknittert. Aber sie war so erleichtert, ihn zu sehen, dass sie es kaum bemerkte.
    Sie nahm ihn hastig in die Arme, unbeholfen, wegen der Schlinge. Dann blieb sie stehen und schaute ihn an. »Vinnie, du siehst aus, als hätte man dich hinter einem Auto hergeschleift.«
    »Ich fühle mich auch so. Ich habe hier zwei Leute, die Hilfe benötigen. Sie waren unter den Demonstranten, wurden von einigen der Bewohner des Ville verfolgt und haben sich auf der Flucht verlaufen.« Er hielt kurz inne. »Bist du auch hier

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